Musikantenzünfte

Musikantenzünfte

Musikantenzünfte, im Mittelalter Vereinigungen der fahrenden Spielleute (Fiedler und Pfeifer) zu sogen. Bruderschaften, denen durch Privilegien die Ausübung ihres Gewerbes in bestimmten Distrikten als Recht zugesprochen und auch der Schutz des Gesetzes gesichert war. Die älteste Korporation dieser Art war die 1288 gegründete »Nikolaibruderschaft« in Wien, die später unter einem Musikantenvogt stand und in einem Oberspielgrafenamt (erst 1782 aufgehoben) die oberste Rechtsinstanz für Streitigkeiten der Musiker untereinander erhielt. Andre sind: die »Confrérie de Saint-Julien des ménestriers« in Paris (1330 gegründet), die königliche Privilegien erhielt und bis 1773 bestand; die »Bruderschaft vom heiligen Kreuz« in Uznach und die »Bruderschaft der Krone« in Straßburg, letztere unter Oberaufsicht der Herren von Rappoltstein, die vier »Pfeiferkönigen« die Exekutive übertrugen (vgl. Barre, Über die Bruderschaft der Pfeifer im Elsaß, Kolmar 1874); ferner die Musicians' Company of the city of London (1472 bestätigt), die einen Marschall (auf Lebenszeit) und zwei jährlich gewählte Wardeine (custodes) erhielt und mit veränderten Einrichtungen noch heute besteht, u.a. Organisation und Befugnisse dieser Gesellschaften und ihrer Vorsteher waren im großen und ganzen überall dieselben; in dem einer Zunft zugesprochenen Bezirk durfte niemand für Geld spielen oder singen, der nicht zur Zunft gehörte. Nach dem Vorbild dieser Korporationen entstanden dann seit dem 15. Jahrh. in fast allen Städten die Gilden der Stadt- oder Kunstpfeifer (Stadtzinkenisten), die unter Leitung eines Stadtmusikus (Stadtzinkenmeisters) standen und das obrigkeitliche Privilegium hatten, bei allen öffentlichen Gelegenheiten wie bürgerlichen Vorkommnissen (Hochzeiten, Begräbnissen etc.) die nötige Musik zu machen. Nach den Statuten der Gilden war jeder, der Mitglied derselben werden wollte, verpflichtet, sich vom Stadtmusikus als Lehrling aufdingen und nach überstandener Lehrzeit ordentlich lossprechen zu lassen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Musikantenzunft — Als Musikantenzunft wurde im Mittelalter eine Vereinigung der fahrenden Spielleute zu so genannten Bruderschaften bezeichnet, denen durch Privilegien die Ausübung ihres Gewerbes in bestimmten Distrikten als Recht zugesprochen war. In dem einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfeifer (Musikant) — Der Pfeifer (oder Pfeiffer) ist die mittelalterliche Bezeichnung für einen Musikanten. Im Mittelalter wurden die Spieler von Blasinstrumenten Pfeifer genannt. Später war es die allgemeine Bezeichnung für Musikanten. Sie waren Musikanten, die zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik des Mittelalters — Als mittelalterliche Musik wird europäische Musik bezeichnet, wie sie seit dem 9. Jahrhundert aufgeschrieben wurde und in der Folgezeit bis etwa 1430 entstanden ist. In der Musikwissenschaft wird das musikalische Mittelalter in drei Epochen… …   Deutsch Wikipedia

  • Musikant — Spielleute im Mittelalter Der Spielmann (Pl. Spielleute) oder Musikant ist ein Musizierender, der zu bestimmten Gelegenheiten aufspielt. Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Frühmittelalter 2 Hochmittelalterlic …   Deutsch Wikipedia

  • Musikanten — Spielleute im Mittelalter Der Spielmann (Pl. Spielleute) oder Musikant ist ein Musizierender, der zu bestimmten Gelegenheiten aufspielt. Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Frühmittelalter 2 Hochmittelalterlic …   Deutsch Wikipedia

  • Spielmann — Spielleute im Mittelalter Der Spielmann (Plural: Spielleute) oder Musikant ist ein Musizierender, der zu bestimmten Gelegenheiten zur Unterhaltung aufspielt. Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Frühmittelalter …   Deutsch Wikipedia

  • Spielmann (Musiker) — Spielleute im Mittelalter Der Spielmann (Pl. Spielleute) oder Musikant ist ein Musizierender, der zu bestimmten Gelegenheiten aufspielt. Inhaltsverzeichnis 1 Antike und Frühmittelalter 2 Hochmittelalterl …   Deutsch Wikipedia

  • Musiker — Musiker, Diejenigen, welche die Musik als ihre Hauptbeschäftigung betrachten; treiben sie dieselbe als eigentliche freie Kunst (Tonkunst), so nennt man sie im höheren Sinne Tonkünstler. Diese sind entweder Componisten, in so fern sie anordnen, od …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kunstpfeifer — Kunstpfeifer, Name der zunftmäßig geschulten Musiker früherer Zeiten (s. Pfeifer und Musikantenzünfte) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ménétriers — (spr. trié), in Frankreich die Spielleute und Fiedler (vgl. Menestrels und Minstrels), bildeten im Mittelalter eine Zunft, die ihre eignen Gesetze, ihre Versammlungstage und ihr Oberhaupt (roi des ménétriers) hatte. Vgl. Musikantenzünfte …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”