Murray [3]

Murray [3]

Murray (spr. mörre), 1) John, ein er der namhaftesten engl. Verlagsbuchhändler, geb. 27. Nov. 1778 in London, gest. 27. Juni 1843, war der Sohn eines Schotten, John Mac M., der zuerst Marineoffizier war, danach 1768 W. Sandbys Buchhandlung in London übernahm und sie unter seinem Namen, mit Weglassung des Mac, fortführte. Nach seinem Tode (6. Nov. 1793) stand das Geschäft einige Jahre unter Leitung der Witwe, bis es der inzwischen mündig gewordene Sohn übernehmen konnte, der es bald zu einem der bedeutendsten Englands erhob. Unter anderm begründete M. 1809 die einflußreiche toryistische Zeitschrift »The Quarterly Review« und gab durch seine »Family library« (1830–1841) den Anstoß zu den jetzt so verbreiteten wohlfeilen Volksbibliotheken. Fast alle literarischen Notabilitäten seiner Zeit und seines Vaterlandes, unter andern Lord Byron, W. Scott, Southey, W. Irving, wußte er an seine Firma zu ziehen. Vgl. Smiles, A publisher and his friends (Lond. 1891, 2 Bde.). – Das Geschäft wurde von seinem namentlich durch die »Handbooks for travellers« weit bekannten Sohn John M. (III) dem Jüngern, geb. 1808, gest. 2. April 1892, fortgeführt. Letzterer pflegte mit Vorliebe die wissenschaftliche Richtung; sein Verlag enthält Werke von Hallam, Barrow, Wilkinson, Grote, Motley, Lyell, Layard, Murchison, Livingstone, Darwin, Schliemann, Crowe und Cavalcaselle u.a. Jetzige Inhaber des Geschäfts sind John M. (IV, geb. 1851) und A. H. Hallam-M. (geb. 1854), von denen der letztere sich einen Namen als Aquarellmaler gemacht hat, während der erstere auf internationalen Verlegerkongressen wiederholt als Vertreter des englischen Verlagsbuchhandels tätig war.

2) E. C. A. Grenville, engl. Diplomat und Schriftsteller, geb. 1824, gest. 20. Dez. 1881, natürlicher Sohn des zweiten Herzogs von Buckingham, studierte in Oxford, fungierte seit 1851 als Attaché bei den britischen Gesandtschaften in Wien, Hannover und Konstantinopel, war darauf Vizekonsul in Mitylene und von 1858–68 Generalkonsul in Odessa. Nach seiner Rückkehr nach England war er journalistisch tätig und besprach insbes. in dem von ihm herausgegebenen »Queen's Messenger«, einem Vorläufer der später sogen. Society Papers, rücksichtslos die Zustände in der vornehmen englischen Gesellschaft. Im Juni 1869 wurde er vom Lord Carrington wegen seiner Angriffe gegen dessen Vater gemißhandelt und zog sich, da er die Autorschaft des betreffenden Artikels abgeleugnet hatte, eine Anklage wegen Meineids zu. Vor dieser flüchtete er nach Paris, nahm hier nach seiner Gemahlin den Namen Comte Rethel d'Aragon an und war bis zu seinem Tode schriftstellerisch und als Korrespondent englischer Zeitungen tätig. Außer mehreren Romanen schrieb er: »Droits et devoirs des envoyés diplomatiques« (1853); »Embassies and foreign courts« (1855) und mehrere Reisewerke über die Türkei, Rumänien, Griechenland, Persien und Südrußland; ferner: »The Member for Paris« (1871, 3 Bde.; franz. u. d. T.: »Un député de Paris«, 1876); »French pictures in English chalks«, humoristische Skizzen; »History of the French press« (1874); »Men of the Second Empire, of the Septennate, of the Third Republic« (1872–74); »The Russians of to-day« (1878); »Round about France« (1878); »Side lights on English society« (1881, 2 Bde.; 3. Aufl. 1889); »High life in France under the Republic« (1885, 2. Aufl. 1887) u.a.; die letztern Bücher sind meist auch französisch erschienen. Vgl. die von seiner Witwe veröffentlichten »Memoirs of Grenville M.« (Lond. 1887, 2 Bde.).

3) James, engl. Philolog und Lexikograph, geb. 1837 in Denholm bei Hawick (Schottland), war zuerst Lehrer in Hawick, 1870–85 in Mill Hill und lebt seitdem in Oxford. 1879 begann er im Auftrage der Londoner Philologischen Gesellschaft und der Oxford University Preß die Bearbeitung des großen »New English Dictionary on historical principles« (Oxford 1884 ff.), von dem bis jetzt (1906) 7 starke Bände, bis zum Buchstaben P reichend, erschienen sind. 1900 wurde er Professor in Orford. M. gab auch zahlreiche ältere englische Literaturdenkmäler heraus und entwickelte überhaupt eine rege schriftstellerische Tätigkeit als Anglist.

4) Sir John, Naturforscher, geb. 3. März 1841 in Cobourg (Ontario, Kanada), studierte in Stirling und Edinburg, ging 1868 nach Spitzbergen und in die arktischen Gewässer und war 1872–76 Mitglied des wissenschaftlichen Stabes der Challenger-Expedition. Nach deren Beendigung wurde er erster Assistent der Kommission zur Bearbeitung der Ergebnisse dieser Expedition und übernahm 1882 die Leitung der Veröffentlichung der Arbeiten. Er selbst schrieb den Schlußband, der eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Ergebnisse bildet, einen Teil der Reisebeschreibung des Challenger und den Bericht über die Tiefseefauna (vgl. Maritime wissenschaftliche Expeditionen). 1880 und 1882 unternahm M. auf dem Knight Errant eine Forschungsreise zu physikalischen und biologischen Studien im Jarvekanal (Nordschottland) und in den Küstengewässern der Färöer. 1899 war er englischer Delegierter zur internationalen Fischereikonferenz in Stockholm, auch beteiligte er sich an der Erforschung der englischen Binnengewässer und war Mitglied des schottischen Fischereiamtes. Er lebt in Edinburg als Präsident der Schottischen Geographischen Gesellschaft. M. förderte die Gründung biologischer Arbeitsstationen in Schottland, erforschte die schottischen Seen und lieferte wichtige wissenschaftliche Beiträge zur Ozeanographie, Geologie, Meteorologie und Biologie. Besonders wichtig sind: »The exploration of the Antarctic regions« (1886); »Drainage areas of the continents and their relation to oceanic deposits« (1886); »On the total annual rainfall on the land of the globe and the relation of rainfall to the annual discharge of rivers« (1887); »On the height of the land and the depth of the ocean« (1888).

5) Andrew Graham-M., Lord Dunedin, brit. Staatsmann, geb. 21. Nov. 1849 in Edinburg, studierte in Cambridge, wurde 1874 Rechtsanwalt, 1890 Sheriff der Grafschaft Perth und 1891 ins Unterhaus gewählt, wo er sich der konservativen Partei anschloß. Er war 1891–92 und abermals vom Juli 1895 bis zum Mai 1896 Solicitor-General für Schottland unter Lord Salisbury, wurde dann zum Lord Advocate, d.h. zum Chef der schottischen Justizverwaltung, befördert und im Oktober 1903 bei der Umbildung des Ministeriums Balfour zum Staatssekretär für Schottland mit Sitz und Stimme im Kabinett ernannt. Im Januar 1905 wurde er Präsident des obersten schottischen Gerichtshofes, des Court of Ses- sions, und mit dem Titel Lord Dunedin in den Peersstand erhoben.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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