Mosambik [1]

Mosambik [1]

Mosambik (Mozambique), portug. Generalgouvernement an der Ostküste von Südafrika, seit 1891 Freistaat von Ostafrika (Estado d'Africa Oriental), seit 1895 M. wieder im Gebrauch, begrenzt im O. vom Indischen Ozean, im nördlichen Teil vom Kanal von M., zwischen Kap Delgado (10°40´ südl. Br.) und 26°45´ südlich der Delagoabai, s. die Karten »Äquatorialafrika« [Bd. 1] und »Südafrika« [Bd. 10], im N. von Deutsch-Ostafrika (der Rovuma bildet die Grenze), im W. von Britisch-Rhodesia und Transvaal. 768,740 qkm mit 800,000 Einw. (1 auf 1 qkm), darunter gegen 7000 Weiße; nach andern Angaben 2,3 Mill. Einw. (3 auf 1 qkm). Die flache und sumpfige, einförmig verlaufende Küste ist nur von wenigen unbedeutenden Inseln (Querimba-, Mosambik-, Angoinseln) umsäumt. Dahinter steigt das Land nördlich vom 20.° südl. Br. rasch zum Plateau an, auf dem sich im N. das Mandimba- und das Namuligebirge (Okitika 2280 m), dann am Nyassasee die Msengaberge mit den Zwillingsgipfeln Litschingo und Mtonia erheben. Südlich vom Sambesi sind die Gebirge (Gorongosa-, Ureregebirge) niedriger, treten auch immer weiter ins Innere zurück, nahe der Westgrenze der Schimanimane (1400 m) und der Silindi (1200 m), bis sich im Gasaland eine weite, im südlichsten Teil von den Lebombobergen (520 m) begrenzte Steppe ausbreitet. An Flüssen ist der Sambesi mit dem Schire der bedeutendste, an der Nordgrenze der Rovuma, südlicher der Pungwe, Sabi und Limpopo. Für die Schiffahrt sind die Flüsse wegen zahlreicher Stromschnellen und Wasserfälle nur kurze Strecken von den durch Barren verstopften Mündungen aus fahrbar; der Sabi, ein echter Steppenfluß, versiegt in der Trockenzeit fast ganz und schwillt zur Regenzeit bis 3 km breit an. Das Klima ist äußerst heist bei großen Unterschieden (um 35°); an der sumpfigen Küste sehr ungesund, ist es nur in den Berglandschaften erträglich. Die Regenzeit dauert von November bis März. Die Vegetation ist in den bewässerten Landschaften tropisch; dort hausen noch Elefanten, Büffel, Flußpferde, Nashörner, in den großen Ebenen Giraffen, Herden von Antilopen, /Zebras, Büffeln. Die Bevölkerung ist sehr gemischt, neben einer großen Zahl von Bantustämmen haben sich Sulu bis in den äußersten Norden vorgeschoben (die Yao am Rovuma, im Gasaland einst der Häuptling Umzila), im Gasaland hausen Sulu und Betschuanen nahestehende Völker. Die Sklaverei, 1878 abgeschafft, besteht im Innern fort; der Sklavenhandel über See ist ziemlich unterdrückt. Ackerbau wird lässig betrieben, obschon der Boden Hirse, Reis, Mais, Zucker, Baumwolle, Tabak, Rhabarber, Erdnüsse, Rizinus, Sesam, Sorghum etc. ohne Mühe hervorbringt. Vorhandene Gold-, Eisen- und Kohlenlager werden wenig ausgebeutet, jetzt besonders in Manika. Der Haupthandel findet mittels deutscher, englischer und französischer Postdampfer statt (s. Mosambik, Stadt). Doch ist die Schiffahrt in dem 1700 km langen und 400–800 km breiten Kanal von M. wegen der namentlich bei Nordostmonsun sehr heftigen Strömung äußerst gefährlich. Die Einfuhr besteht in Baumwollenzeugen, Taschentüchern, Spirituosen, Glaswaren und -Perlen, die Ausfuhr in Goldstaub, Erdnüssen, Sesam, Gummi, Ebenholz, Wachs, Schildpatt, Elfenbein, Reis, Indigo, Tabak. Es wurden 1902 eingeführt für 7,370,217, ausgeführt für 3.553,492 Milreis Waren, der Transithandel belief sich auf 9,862,812 Milreis. Die Zölle betragen im nördlichen Teil meist 5, im mittlern Teil bis 100 Proz. vom Wert. Eine Eisenbahn führt von Lourenço Marquez (s. d.) nach Pretoria (82 km in der Kolonie), eine zweite von Beira nach Buluwajo (s. d.), 357 km in M. Von Telegraphenlinien waren 1903 in Betrieb 3812 km mit 80 Stationen. Telegraphische Verbindung besteht außerdem mit Kapstadt und Aden. Im portugiesischen Ostafrika laufen neben wenig Münzen und Wertzeichen des Besitzstaates hauptsächlich indische Rupien, auf denen 10 Proz. Einfuhrzoll lastet, auch altspanische Piaster und im Haupthafen englisches Gold um. Das Gewicht für Goldkörner ist die Pasta von 100 Metikal zu 11/2 portugiesischen Outavas = 537,89 g; 1 Dogado = 4 Metikal (Chivingoue); 1 Bahar von 20 Frasil = 108,86 kg. Die Kolonie steht unter einem Generalgouverneur in der Stadt M. und zerfällt in fünf staatliche und zwei Gesellschaftsdistrikte: Kap Delgado, Mosambik, Verwaltungsgebiete der Sambesiagesellschaft (mit den Unterabteilungen Quelimane und Tete) und der Mosambikgesellschaft, Inhambane, Gasa u. Lourenco Marquez. Das Budget der Kolonie ist für 1903/04 an Einnahmen auf 4,006,983, an Ausgaben auf 3,872,752 Milreis veranschlagt. – Der Teil der Kolonie südlich vom Sambesi bildete am Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrh. das berühmte Kaffernreich Monomotapa. Zur Zeit von Vasco da Gama (1498) herrschten hier Araber; die Portugiesen besetzten die Stadt M. 1507, dehnten 1632 ihre Herrschaft am Sambesi aufwärts bis Tete aus und erhoben Ansprüche auf das ganze Hinterland; als England 1889 das Matabeleland, Manika und das Gebiet am Nyassa besetzte, mußte Portugal 11. Juni 1891 sich auf das heutige Gebiet von M. beschränken. Vgl. »Portugal em Africa« (Zeitschrift, Lissab. 1894 ff.); Worsfold, Portuguese Nyassaland (Lond. 1899); Strandes, Die Portugiesenzeit von Deutsch- und Englisch-Ostafrika (Berl. 1899); Mouzinho de Albuquerque, Moçambique 1896–1898 (Lissab. 1899); Negreiros, Le Mozambique (Par. 1904); Karte: »Africa Oriental Portugueza«, 1 : 1,000,000 (Lissab. 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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