Augīt

Augīt

Augīt, Repräsentant einer Gruppe von Mineralien, Silikaten, die durch weite Verbreitung, namentlich als Gesteinsgemengteile, wichtig und durch ihre Beziehungen zueinander und zu den Hornblendemineralien bemerkenswert sind. Sie bestehen, ebenso wie die Hornblenden, wesentlich aus Bisilikaten oder isomorphen Mischungen derselben, und zwar aus

RSiO3, worin R Calcium, Magnesium, Eisen, Mangan, Zink,

R2SiO3, worin R Natrium, Lithium, Kalium,

(R2)Si3O9, worin R Aluminium oder oxydisches Eisen,

R(M2)SiO6, worin R Calcium, Magnesium, Eisen und M Aluminium und oxydisches Eisen bedeutet.


Nur die Silikate RSiO3 treten für sich allein auf enthalten aber in einigen Abarten, namentlich in den schwarzen, undurchsichtigen Augiten und Hornblenden, die sich als Gesteinsgemengteile finden, infolge isomorpher Beimengung von R(M2)SiO6, noch Tonerde (und Eisenoxyd). Diese chemisch im einzelnen identisch oder analog konstituierten Mineralien ordnen sich nach ihrer kristallographischen Ausbildung in zwei parallele Reihen, nämlich die Augitreihe (Pyroxenreihe) und die Hornblendereihe (Amphibolreihe), die namentlich durch verschiedene Winkel des an Kristallen und Kristallkörnern durch Spaltung leicht zu erhaltenden Prismas (Spaltungsprismas) charakterisiert sind. Dabei kann aber ein und dasselbe Bisilikat (oder eine Mischung mehrerer) sowohl in der Augit- als in der Hornblendereihe kristallisieren, und es tritt eine fernere Gliederung dadurch ein, daß es rhombische, monokline und trikline Augite und Hornblenden gibt, welche die den Augit-, bez. Hornblendemineralien eigentümlichen Prismenwinkel und auch sonstige morphologische Eigenschaften miteinander gemein haben und in ihrer Zusammensetzung einander entsprechen. Während das reine Magnesiumbisilikat und das Magnesiumeisenbisilikat rhombisch kristallisieren, ist für Calciumbisilikat und das Calcium eisenbisilikat das monokline System charakteristisch, und beim Eintritt von Mangan an Stelle von Calcium oder Magnesium ändert sich die Symmetrie der Kristalle gar so, daß sie nur noch asymmetrisch sind. So ergibt sich die auf S. 113 befindliche Zusammenstellung der hierher gehörigen Mineralien, in der die horizontal nebeneinander stehenden auch im Detail der chemischen Zusammensetzung miteinander übereinstimmen. Sowohl die Augit-als die Hornblendemineralien, mit Ausnahme des reinen Kalksilikats (Wollastonit), werden durch die gewöhnlichen Säuren gar nicht oder nur teilweise angegriffen. Ihre Härte ist 6, nur bei einigen durch sehr gute Spaltbarkeit ausgezeichneten (Bronzit, Diallag, Wollastonit) sinkt die Härte bis auf 4,5.

Der Enstatit, MgSiO3, ist farblos, grau und grünlich, kantendurchscheinend, spez. Gew. 3,2. Er findet sich in sehr großen (über 40 cm langen), äußerlich oft in Speckstein umgewandelten Kristallen und in großen Massen auf den Apatitgängen bei Bamle in Norwegen und als wesentlicher Gemengteil von Gabbrogesteinen (Enstatitfels) und Olivinfelsen, so im Schillerfels an der Baste (Harz) und im Lherzolith der Pyrenäen, auch vielfach im Serpentin und

Tabelle

in andern meist olivinreichen Gesteinen, vielfach nur mikroskopisch, so im Porphyrit, auch in einigen Meteoriten (Chladnit). – Der Bronzit (Mg,Fe)SiO3 mit 5–15 Proz. Eisenoxydul unterscheidet sich vom Enstatit durch eine sehr gute Spaltbarkeit, mit bronzefarbenem Schiller auf den Spaltflächen, und durch etwas geringere Härte (4,5) und findet sich meist in braunen und grünlichen Blättchen und blätterigen Aggregaten eingewachsen in Gesteinen der Gabbro- und Olivinfelsgruppe (sehr schön im Ultental in Tirol und zu Kraubat in Steiermark), auch im Serpentin, sowie in mikroskopisch kleinen Kristallen im Porphyrit, Andesit, auch in Meteorsteinen. – Durch Wasseraufnahme entsteht aus dem Bronzit und Enstatit der Bastit (Schillerspat), breite gelbliche und bräunlichgrüne Lamellen und Kristalle mit metallähnlichem Glanz, von Serpentinkörnern durchwachsen im sogen. Schillerfels (Harzburgit) an der Baste im Harz und bei Todtmoos im Schwarzwald, mikroskopisch klein in Porphyriten bei Ilfeld und an der Nahe. – Hypersthen (Fe,Mg)SiO3 mit 15–30 Proz. Eisenoxydul ist in Spaltbarkeit und metallischem Schiller dem Bronzit ähnlich, aber härter als dieser (6), dunkelbraun bis dunkelgrün, spez. Gew. 3,3; selten in Kristallen, meist in blätterigen Aggregaten eingewachsen als Gemengteil mancher Gabbros (Norite) im Harz, bei Volpersdorf in Schlesien, besonders schön auf der Paulsinsel an der Küste von Labrador (daher auch der Name Paulit) und von hier als Schmuckstein und zu Ornamenten benutzt. Kleine Kristalle finden sich in Auswürflingen des Laacher Sees, in Trachyten des Mont Dore, am Aranyerberg in Ungarn (Szaboit), in den Aschen des Krakatau und in vielen Andesiten (Hypersthenandesit). – Wollastonit CaSiO3 kommt in leicht spaltenden, tafelförmigen monoklinen Kristallen (Tafelspat) und in schaligen oder stängeligen bis faserigen Aggregaten, besonders im körnigen Kalk (so zu Auerbach an der Bergstraße), mitunter auch in jüngern Eruptivgesteinen (Phonolith) und Laven (Santorin) vor; er ist farblos, weiß und grau, durchscheinend, glasglänzend, Härte 4,5, spez. Gew. 2,8. – Ein dem Wollastonit ähnliches Mineral, aber bis 10 Proz. Natron und 5 Proz. Wasser enthaltend, ist der Pektolith, unter anderm bei Bergenhill in New Jersey und im Fassatal in Tirol. – Diopsid, Kalkmagnesiumbisilikat, häufig mit etwas Eisenoxydul, sowohl in deutlich monoklinen Kristallen als in stängeligen Aggregaten, farblos bis hellgrün und dunkellauchgrün, glasglänzend, durchsichtig bis durchscheinend, findet sich an der Mussa-Alp, bei Schwarzenstein im Zillertal, Breitenbrunn in Sachsen und an andern Orten; die schön dunkelgrünen Stücke werden als Schmuckstein geschliffen. – Eine durch eine sehr gute Spaltbarkeit ausgezeichnete und dadurch dünnschalig erscheinende Varietät des Diopsids ist der Salit (Malakolith) von Sala in Schweden, Schwarzenberg in Sachsen, Bodenmais u. a. O., meist in schaligen und stängeligen Aggregaten, auch als Gemengteil von Gneis und Hornblendeschiefer beobachtet. – Dem Salit ähnlich ist der Diallag, mit etwa 8–16 Proz. Eisenoxydul und etwas (bis 6 Proz.) Tonerde, ein wichtiges Mineral, das zwar selten in eingewachsenen Kristallen, aber häufig in derben breitblätterigen Stücken von brauner und grüner Farbe mit metallartigem Perlmutterglanz (ganz ähnlich dem Hypersthen) weitverbreitet als Gemengteil der Gabbros und mancher Olivinfelse, so im Radautal im Harz, bei Volpersdorf in Schlesien, im Veltlin etc., auftritt. Ihm schließen sich an der gleich zusammengesetzte grasgrüne Omphazit, der nur derb, in Körnern und Säulchen, mit Granat, Smaragdit und Disthen zusammen im Eklogit vorkommt, und der Chromdiopsid, ein bis 3 Proz. Chromoxyd enthaltender, schön smaragdgrüner Diopsid, der in kleinen Körnern häufig in den Olivinknollen der Basalte steckt. Durch lockeres Gefüge ausgezeichnet ist der Kokkolith (s. Tafel »Mineralien«, Fig. 5), der in körnigen Aggregaten, zuweilen auch kristallisiert, sich in körnigem Kalk und auf Magneteisenerzlagern, gemengt mit Granat und Vesuvian (Kolophonit), z. B. zu Arendal, findet. Der schwärzlichgrüne Hedenbergit der Eisenerzlagerstätte von Tunaberg ist ein Kalkeisensilikat ohne Magnesia. – Der gemeine oder basaltische A. ist durch den Gehalt an Tonerde (bis 18 Proz.) und einen wechselnden Gehalt an Eisenoxyd charakterisiert, ist dunkelgrün bis schwarz, undurchsichtig, und findet sich in einzelnen scharf ausgebildeten Kristallen, seltener in körnigen Aggregaten, als ein sehr verbreiteter Gemengteil in vielen Eruptivgesteinen, wie Basalt, Andesit, Melaphyr, auch vielfach in den Tuffen dieser Gesteine (Böhmen, Eifel etc.) und als loses Auswurfsprodukt an vielen Vulkanen (Ätna etc.). Der dem gemeinen A. in der Zusammensetzung gleiche grüne A. oder Fassaït (nach dem Fundort Fassatal) kommt in grünlichen ein- und ausgewachsenen Kristallen in Kontaktgesteinen im Fassatal und bei Traversella, auch am Vesuv etc., und in körnigen Kalken vor. – Alkalihaltige monokline Augite sind der natronreiche Akmit, der sich in schwarzen, undurchsichtigen, langsäuligen Kristallen vom spez. Gew. 3,5 bei Eker in Norwegen und Ditro in Siebenbürgen findet, der jenem gleichzusammengesetzte Ägirin, der weitverbreitet als Gemengteil natronreicher Silikatgesteine (Eläolithsyenit, Phonolith, Trachyt etc.) vorkommt, der Jadeït (s. d.), nur in derben feinfaserigen bis dichten, äußerst zähen Massen von hellgrünlicher bis bläulichgrüner, seltener rötlicher Farbe oder farblos, durchscheinend und von splitterigem Bruch, und der Spodumen (Triphan), ein Lithiontonerdesilikat, das in Kristallen oder derb in breitstängeligen und dickschaligen Aggregaten von hellgrauer bis grüner Farbe, spez. Gew. 3,1, in Granit, kristallinischen Schiefern und auf Erzlagerstätten (so zu Utö in Schweden, Sterzing in Tirol etc.) erscheint. Schön smaragdgrüne durchsichtige Kristalle des Spodumens (Hiddenit, Lithiumsmaragd) von Nordcarolina und lichter gefärbte Geschiebe aus Brasilien werden als Schmuckstein geschliffen. – Triklin kristallisiert das Manganbisilikat, der Rhodonit; schöne glasglänzende Kristalle, rosenrot bis braunrot, durchscheinend, spez. Gew. 3,5, kennt man aus den Manganerzgruben von Pajsberg in Schweden (Pajsbergit); häufiger sind derbe, körnige und dichte, z. T. sehr unreine Massen (Mangankiesel), so bei Elbingerode und besonders im Ural bei Katharinenburg, wo sie zu Ornamenten, Vasen etc. verarbeitet werden. Der Fowlerit von der Zinkerzlagerstätte von Franklin in New Jersey ist ein 7 Proz. Zink, auch etwas Calcium und Eisen enthaltender Rhodonit von blaßroter Farbe. Der mexikanische Bustamit ist Pajsbergit mit überwiegendem Calciumgehalt. Der Babingtonit enthält nur wenig Mangan (bis 8 Proz.), aber viel Eisen und Calcium; er findet sich in schwarzen undurchsichtigen triklinen Kristallen vom spez. Gew. 3,4 bei Arendal und im Granit von Baveno, seltener in derben strahligen Partien. Die gleichfalls Manganoxydul (bis 10 Proz.) führenden Mineralien Schefferit von Pajsberg und Langban in Schweden und Jeffersonit von New Jersey (letzterer enthält auch noch Zink) kommen nurin Form von Körnern, nicht in Kristallen vor und schließen sich ganz dem ihnen sonst chemisch verwandten monoklinen Hedenbergit an. – Zu dem A. gehören nach Kristallform und chemischer Zusammensetzung auch noch einige Silikate, in denen ein Teil der Kieselsäure durch Zirkonsäure und Titansäure ersetzt ist. Die wichtigsten dieser im ganzen seltenen, hauptsächlich nur auf südnorwegischen Pegmatitgängen eingewachsen auftretenden Augite sind der Wöhlerit, ein fluorhaltiges Natrium-Calcium-Zirkonosilikat mit nahezu 13 Proz. Niobsäure, das tafel- und säulenförmige monokline Kristalle von honiggelber Farbe bildet, der Lavenit, ein fluorhaltiges Zirkonsilikat von Natrium, Calcium und Mangan, in hellgelben oder dunkel rotbraunen monoklinen Kristallen und Körnern, und der Hjortdahlit, ein fluorhaltiges Calcium-Natrium-Zirkonosilikat mit 1,5 Proz. Titansäure in gelben tafelartigen triklinen Kristallen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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