Morris [2]

Morris [2]

Morris, 1) Sir Lewis, engl. Dichter, geb. 23. Jan. 1833 zu Carmarthen in Südwales, erhielt eine sorgfältige Erziehung, promovierte 1858 in Oxford, wurde Rechtsanwalt, auch Mitbegründer und Schriftführer des University College für Südwales. Seine Gedichtsammlungen: »Songs of two worlds« (1871, anonym), »Epic of Hades« (1877), »Gwen« (1878), »An ode of life« (1880), »Songs unsung« (1883) erlebten zahlreiche Auflagen, fanden aber bei den Kritikern nur geringen Beifall, ebenso seine spätern Dichtungen: »Gycia, a drama« (1886), »Songs of Britain« (1887), »A vision of Saints« (1890), »Songs without notes« (1894), »Idyls and Lyrics« (1896), »Harvest-tide« (1900). Seine »Complete works« erschienen 1905 in 15. Auflage, eine Auswahl seiner »Poems« erschien 1904. 1895 wurde er in den Ritterstand erhoben.

2) Richard, engl. Sprachforscher, geb. 1833 zu Bermondsey in Wales, gest. 12. Okt. 1894 zu Harold Word in Essex, wurde 1871 als Geistlicher ordiniert und bekleidete 1875–91 die Stelle eines Direktors der R. Masonic Institution for Boys in Wood Green (Middlesex). Auf sein Erstlingswerk »The etymology of local names« (Lond. 1857) ließ er in den 1860er und 1870er Jahren zahlreiche Ausgaben altenglischer Literaturwerke folgen, namentlich von Chaucer (Lond. 1866, 6 Bde.; 2. Abdruck 1891), und half 1864 die Early English Text Society gründen. Große Verbreitung fanden seine grammatischen Schulbücher, unter denen die »Historical outlines of Englisch accidence« (1872) in der Neubearbeitung von L. Kellner und H. Bradley (Lond. 1895) noch heute beliebt sind. Später wendete er sich dem Studium der mittel indischen Literatur zu und veröffentlichte vier größere buddhistische Originaltexte in den Publikationen der Pali Text Society (1882–88).

3) William, hervorragender engl. Dichter, geb. 24. März 1834 in London, gest. daselbst 3. Okt. 1896, studierte am Exeter-College in Oxford zusammen mit Burne Jones, wandte sich auch der Malerei zu und veröffentlichte 1858 sein erstes Buch: »The defence of Guenevere, and other poems«, mit dem er sich an die damals mit Jubel begrüßten »Idylls of the king« von Tennyson und an Browning anlehnte, aber auch schon in dem Hervorheben des Stark-Sinnlichen und dem Aufnehmen fremdländischen Elements einen eignen Weg betrat. Es folgte unter großem Beifall das Epos »The life and death of Jason« (1867, 8. Aufl. 1882), worin die griechische Sage in mittelalterlichem Kostüm und Geist dargestellt und behandelt wird. Hieran reiht sich die Dichtung »Earthly paradise« (1868–70, 4 Bde.; neue Ausg. 1886, 5 Bde.; Ausg. in 1 Bd. 1890), die 24 Legenden und romantische Erzählungen aus dem Altertum und Mittelalter in phantastischer Umrahmung bringt. Mit diesem an Chaucer erinnernden Werk war M.' Stellung neben Swinburne und Rossetti als eines der Häupter der jüngern englischen Romantik begründet. Seine Dichtungen zeichneten sich durch Formvollendung, Sprachreichtum und romantische, farbenreiche Behandlung auch klassischer Themen aus. M. hat außerdem die »Äneide« übertragen, und zwar im Geiste seiner unklassischen Auffassung, derzufolge das volkstümliche Element des Stoffes in die organische, primitiv-romantische Form umgegossen wird (1875). In Gemeinschaft mit dem Isländer Erik Magnussen hat M. verschiedene nordische Sagen aus dem Isländischen übertragen, wie: »The story of Grettir the Strong« (1869), »Völsunga Saga« (1870), »Three northern love stories« (1875). Hiermit beginnt eine neue Phase seiner innern Entwickelung. Seine eignen Dichtungen: »Tha story of Sigurd the Volsung and the fall of the Niblungs« (1876, 4. Aufl. 1887) und »Tale of the house of the Wolfings« (1888), halb in Vers, halb in Prosa, schließen sich diesen Studien an. Neuere Werke sind: »The roots of the mountains« (1890), worin er die höchste Vollendung seines Prosastils erreicht; »Story of the glittering plain« (1891); »News from Nowhere« (1891); eine Utopie, »Poems by the way« (1891), und eine Übersetzung des Beowulf (1895). – Mit D. G. Rossetti, F. M. Brown, Burne-Jones u.a. gründete M. 1863 eine Fabrik zur Herstellung von bemalten Fliesen, Glasmalereien, Webereien, Möbeln, Gläsern und Papiertapeten, an der M. seitdem als Zeichner tätig war, und 1888 eine Druckerei in Kelmscott, für die er die Typen und Buchverzierungen zeichnete (s. Tafel »Buchschmuck III«, Fig. 5, und Tafel »Tapeten«, Fig. 1). Auf kunstgewerblichem Gebiet veröffentlichte er die Schriften: »The decorative arts. Their relation to modern life« (1878) und »Hopes and fears for art« (1882). Eine Auswahl seiner hierauf bezüglichen Schriften (»Ein paar Winke über das Musterzeichnen«, »Die modernen Künste«, »Die Kunst des Volkes«, »Die Schönheit des Lebens«, »Die Aussichten der Architektur in der Zivilisation« u.a.) erschien auch in deutscher Übersetzung (Leipz. 1901–1903, 12 Tle.). Als Reformator auf dem Gebiete der Kunst und des Kunsthandwerks steht M. ebensogroß da wie als Dichter. Er will die moderne Menschheit zu freiem künstlerischen Verständnis erziehen unter Hinweis auf die Natur wie auf die allen Meister, insbes. die des gotischen Mittelalters. Aber nicht Imitation ist hier sein Leitwort, sondern Inspiration. Weil er immer konkret denkt und schafft, so entwickelt sich in ihm der Künstler zum Politiker, d.h. zum Gesellschaftsreformator. Mit »The day is coming. A chant for socialist« (1884) trat er für die sozialistische Bewegung ein und veröffentlichte als einer ihrer Führer unter anderm noch: »Signs of change«, Vorträge (1888), und mit E. B. Bax : »Socialism, its growth and outcome« (1893). Vgl. Vallance, William M., his art, his writings, etc. (Lond. 1897); Forman, The books of W. M. described (das. 1897); McKail, Life of William M. (das. 1899, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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