Missouri [2]

Missouri [2]

Missouri (spr. -ssūri. abgekürzt Mo.), einer der Binnenstaaten der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 36°30'–40°30' nördl. Br. und 89°2–95°42' westl. L., von Iowa, Illinois, Kentucky, Tennesee, Arkansas, dem Indianerterritorium, Kansas und Nebraska umgrenzt und nach dem Strom, der quer hindurchfließt, benannt, hat 179,780 qkm Fläche. Der Oberflächenbeschaffenheit nach ist der nördlich vom Missouri gelegene Teil wellige Prärie, die gegen NW. bis 360 m ü. M. ansteigt, in der Hauptsache aus von feinzerriebenem Glazialschutt und Löß überlagerten Schichten der Steinkohlenformation besteht und weite Strecken fruchtbaren Bodens umschließt. Der Teil südlich vom Missouri ist im wesentlichen Ozarkbergland, das auf der Wasserscheide zwischen White und Gasconade River 510 m Höhe erreicht, nur teilweise (im W.) aus karbonischen, weit mehr aus silurischkambrischen Felsarten besteht, mit reichen Eisen-, Zink- und Bleierzlagerstätten, dichtem Waldkleid und nur in den Tälern mit gutem Ackerland. Die südöstliche Ecke des Staatsgebietes bildet als ein Stück der Mississippiniederung ein fremdartiges Anhängsel dazu, mit jungem Schwemmlandboden, ausgedehnten Sumpfstrecken und merkwürdigen Seen, die sich z. T. bei den großen Erdbeben von 1811 und 1895 bildeten oder vergrößerten. Das Waldkleid (einst 60, gegenwärtig noch gegen 36 Proz. der Fläche) besteht im Oberlande vorwiegend aus Kiefern und Eichen, in den Stromniederungen aus Pappeln, Platanen, Eschen, Ulmen, Walnußbäumen etc. Unter den zahlreichen Flüssen ist der Mississippi, der auf 800 km langer Strecke der Ostgrenze entlang fließt und oberhalb St. Louis für 1,4 m tief gehende Schiffe, unterhalb für 2,4 m tiefe fahrbar ist, der weitaus wichtigste für die Entwickelung des Staates gewesen; in beschränkterm Umfange der nur unter großen Schwierigkeiten schiffbare Missouri (s. d.), sonst noch der Gasconade (meist für Flößerei), der Osage und der St. Francis River. Das Klima ist im allgemeinen gesund; fieberreich ist aber der südöstliche, niedrige Teil des Landes aufwärts bis St. Louis. Während des Winters friert der Missouri monatelang so fest zu, daß er mit beladenen Wagen passiert werden kann; im Sommer dagegen ist die Hitze oft sehr drückend. St. Louis hat eine mittlere Jahrestemperatur von 13° (Januar 0,8, Juli 26°), und es fallen 1033 mm Regen. Verheerende Wirbelstürme (Tornados) sind nicht selten. Der wirtschaftliche Hauptreichtum beruht im Landbau. M. gehört zu den hervorragendsten Getreidestaaten der Union. 1900 hatte es 284,886 Farmen mit 13,6 Mill. Hektar Land, wovon 9,2 Mill. in Kultur, 4,2 Mill. mit Getreide und 1,7 Mill. mit Futterkräutern u. dgl. bebaut waren. Die Maisernte betrug 1899 von 2,960,000 Hektar 208,844,870 Bushels, die Weizenernte von 800,000 Hektar 23,072,768 Bushels, die Haferernte von 366,000 Hektar 20,545,350 Bushels. Namhaft ist ferner Tabakbau (3 Mill. Pfund), Weinbau (3,546,319 Stöcke mit 13,8 Mill. Pfund Trauben) und Obstbau (20,040,399 Apfelbäume mit 6,494,436 Bushels Ertrag, 4,017,854 Pfirsichbäume mit 172,303 Bushels). Im SO. wird auch Baumwolle kultiviert (auf 18,000 Hektar 25,576 Ballen). Der sehr bedeutende Viehstand zählte 1900: 3,062,859 Rinder, 1,096,550 Pferde, 1,095,920 Schafe und 4,634,342 Schweine, während die Geflügelzucht für 8,3 Mill. Doll. Eier, die Bienenzucht 3 Mill. Pfund Honig ergab. Die Holzschlägerei bewertete sich 1900 auf 11,177,529 Doll. Der alte Bergbau auf Eisen (1897 nur 600,1902: 66,000 Ton.) ist zurückgegangen, dagegen ist er auf Zink (1902: 218,000 metr. Ton.) umfangreicher als in irgend einem andern Unionsstaat und auf Blei (113,000 Ton.) sehr namhaft. Die bis 4 m mächtigen Flöze der ausgedehnten Kohlenfelder lieferten 1902 aus 384 Gruben 3,5 Mill. metr. Ton. Die Industrie (1900 mit 18,754 Betrieben, 134,975 Arbeitern und 385,492,784 Doll. Produktionswert) ist ebenfalls wohl entwickelt, namentlich in Versandschlächterei (31 Betriebe, 3043 Arbeiter, für 42,229,127 Doll. Erzeugnisse), Müllerei (1145 Betriebe, 1654 Arbeiter, 26,393,928 Doll.), Tabakverarbeitung (22 Betriebe, 3720 Arbeiter, 25,101,446 Doll.), Säge- und Hobelwerken (15,595,400 Doll.), Gießerei und Maschinenbau (15,073,005 Doll.), Brauerei (13,776,905 Doll.), Buch- und Notendruckerei, Kleiderverfertigung, Farbwarenfabrikation etc. Den sehr lebhaften Handel vermitteln (1903) 9885 km Eisenbahnen und eine Flotte von 196 Flußschiffen mit 102,897 Ton., worunter 118 Dampfer mit 31,539 Ton. Die Bevölkerung wuchs von 66,557 Seelen im J. 1820 auf 682,044 im J. 1850 und 3,106,665 im J. 1900, so daß M. an Volkszahl der fünfte Unionsstaat ist. 1,595,710 Personen sind (1900) männlich, 1,510,955 weiblich, 161,234 Neger und Mulatten, 449 Chinesen, 130 Indianer, 216,379 im Auslande (109,282 in Deutschland, 31,832 in Irland) geboren. Die öffentlichen Schulen zählten 1903: 16,923 Lehrkräfte und 704,193 Schüler, die 20 Universitäten und Colleges 655 Dozenten mit 5671 männlichen und 2150 weiblichen Studierenden, darunter die Staatsuniversität zu Columbia (s. d. 4) und die Washington-Universität zu St. Louis (s. d.). Zeitungen erschienen 1904: 1048. Nach der Verfassung werden der Gouverneur und die obern Staatsbeamten vom Volk auf 2 Jahre gewählt. Die gesetzgebende Gewalt üben 33 Senatoren und 142 Abgeordnete aus. In den Senat der Union entsendet M. 2, in das Repräsentantenhaus 16 Mitglieder; bei der Präsidentenwahl hat es 18 Stimmen. Das Obergericht besteht aus fünf vom Volk auf 6 Jahre erwählten Richtern. Das gesamte steuerbare Eigentum belief sich 1904 auf 1,242,842,125, die Staatsschuld auf 4,398,839 Doll. Der Staat wird in 115 Grafschaften eingeteilt. Hauptstadt ist Jefferson City, die bedeutendste Stadt aber St. Louis.

Die ersten Ansiedler in M. waren Franzosen, die 1755 Ste. – Geneviève und 1764 St. Louis gründeten. 1803 kaufte die Union das Gebiet von Frankreich. Es zerfiel seitdem in zwei Territorien: das von New Orleans, das seit 1812 den Staat Louisiana bildet, und den Distrikt von Louisiana, der bei dieser Gelegenheit den Namen Missouri-Territorium erhielt. Als die Bevölkerung auf 60,000 Seelen gestiegen war, wandte sich das Territorium an den Kongreß um Aufnahme in die Union. Der Streit, der sich darüber erhob, daß eine starke Partei Ausschließung der Sklaverei forderte, ward 1820 durch das sogen. Missourikompromiß Clays beigelegt, demzufolge die Sklaverei in M. gestattet, aber in keinem andern nördlich von 36°30' gelegenen neuen Staat geduldet werden sollte. Darauf wurde M. 1821 in die Union aufgenommen. Während des Bürgerkrieges stellte ein großer Teil der Bewohner sich auf die Seite der Konföderierten, die erst 1864 von den Unionstruppen vertrieben wurden. Vgl. Münch, Der Staat M. (Brem. 1875); Carr, M., a bone of contention (Boston 1888); Mrs. A. Dixon, History of M. compromise (2. Aufl., das. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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