Methylalkohol

Methylalkohol

Methylalkohol (Karbinol, Methanol, Methyloxydhydrat, Holzgeist, Holzalkohol. Holznaphtha, Holzspiritus) CH4O od. CH3.OH, findet sich als Salizylsäureester im Gaultheriaöl, entsteht bei trockner Destillation des Holzes (daher der Name Methyl, griech. Holzwein) und der Runkelrübenmelasse, verdichtet sich mit den gleichzeitig auftretenden Dämpfen von Wasser, Essigsäure etc. und findet sich daher im rohen Holzessig. Dieser liefert bei Destillation eine grünlichgelbe, unangenehm riechende Flüssigkeit, die außer M. und Aceton noch Methylacetat, höhere Ketone, Aldehyde, Amine, Essigsäure uno leichter flüchtige Holzteerbestandteile enthält. Zur Entfernung der letztern und der höhern Ketone filtriert man über Holzkohle in einem Säulenfilter. Dann destilliert man unter Zusatz von Kalk in Kolonnenapparaten und erhält einen leicht flüssigen Vorlauf, dann ein hochprozentiges Mittelprodukt, dem ölige Körper folgen, bis zuletzt reines Wasser übergeht. Aus den Destillaten stellt man durch Mischung ein gleichmäßiges Handelsprodukt, einen M. von 80 Proz. Tr. dar. Die minderwertigen Destillate werden mit Wasser gewaschen, das Waschwasser wird zum rohen Holzgeist gegeben, die Öle werden rektifiziert und geben dabei noch eine brauchbare Mittelfraktion. Die hoch siedenden Holzöle haben bis jetzt keine Verwendung gefunden. Der rohe M. des Handels (meist amerikanische und österreichische Ware) enthält bis 12 Proz. Aceton, wird im Kolonnenapparat mit Kalk einer fraktionierten Rektifikation unterworfen und liefert im Vorlaufe das Aceton, dann den weißen rektifizierten Holzgeist von 90–99,5 Proz. Der Nachlauf ist wieder reicher an Aceton und enthält auch höhere Ketone, zuletzt folgen Holzöle. Aus den acetonreichen Vorlaufprodukten und den höherprozentigen Fraktionen mit größerm Acetongehalt bereitet man den Denaturierungsholzgeist, der weiße rektifizierte Holzgeist färbt sich mit der Zeit gelblich und enthält auch noch Aceton. Man behandelt ihn mit schwachen Oxydationsmitteln, verdünnt ihn auf 20–30 Proz. Tr., filtriert über Holzkohle, fügt zur Bindung von Ammoniak und Aminen etwas Schwefelsäure hinzu und unterwirft das Produkt ein- oder zweimaliger Rektifikation im Kolonnenapparat. So erhält man das Reinmethyl des Handels, aus dem durch Behandlung mit gewissen geheim gehaltenen Chemikalien und durch wiederholte fraktionierte Rektifikation der »M. purissimus acetonfrei« gewonnen wird. M. bildet eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,796 bei 20°, riecht eigentümlich geistig, schmeckt brennend, siedet bei 67°, brennt mit wenig leuchtender Flamme, mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther, verhält sich als Lösungsmittel wie Alkohol und gleicht diesem auch in seinem chemischen Verhalten, indem er durchaus analoge Verbindungen bildet, die aber flüchtiger sind als die entsprechenden Äthylverbindungen. Mit Chlorcalcium bildet er eine kristallisierende Verbindung CaCl2.4CH4O und mit Oxalsäure den ebenfalls kristallisierbaren Oxalsäuremethyläther. Durch oxydierende Substanzen wird M. in Formaldehyd, Ameisensäure, Kohlensäure umgewandelt. Auf den Organismus wirkt M. wie gewöhnlicher Alkohol. Man benutzt ihn (namentlich in England wegen der dortigen hohen Branntweinsteuer) als Brennmaterial, zu Firnissen, Polituren etc., besonders auch zur Darstellung von andern Methylverbindungen und Teerfarben und zum Denaturieren des Alkohols (zu letzterm Zweck muß er mehr als 30 Proz. Aceton enthalten). Vgl. Klar, Technologie der Holzverkohlung und der Fabrikation von Essigsäure, Accton, M. und sonstiger Holzdestillate (Berl. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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