Max [2]

Max [2]

Max, 1) Joseph, Bildhauer, geb. 8. Jan. 1803 zu Bürgstein in Böhmen, gest. 18. Juni 1854 in Prag, war seit 1821 Schüler der Akademie in Prag und erwarb sich später einen geachteten Namen durch eine Reihe von dekorativen Werken, von denen die 25 allegorischen und geschichtlichen Figuren an dem Franzensmonument, die vier Regentenbilder des neuen Rathauses in Prag und die Figuren am Piedestal des Radetzkydenkmals zu nennen sind.

2) Gabriel, Maler, Sohn des vorigen, geb. 23. Aug. 1840 in Prag, erhielt seine erste Unterweisung in der Kunst von seinem Vater, war von 1854–58 Schüler der Prager Akademie, besuchte dann drei Jahre lang die Akademie in Wien und eignete sich dort auch eine umfassende literarische Bildung an. Nachdem er 1861 in seine Vaterstadt zurückgekehrt war, veröffentlichte er in Photographien eine Reihe von zwölf leicht kolorierten Zeichnungen zu Kompositionen von Beethoven, Mendelssohn, Liszt u. a., in denen sich bereits die Anfänge der mystischen Richtung offenbarten, die sein späteres Schaffen beherrschen sollte. 1863 siedelte er nach München über und besuchte bis 1869 die Schule Pilotys. Hier entstand 1865 sein erstes Märtyrerbild: die erwürgte heil. Ludmilla, der 1867 die Märtyrerin am Kreuz folgte, vor der ein von einem Zechgelage heimkehrender junger Römer andächtig seinen Kranz niederlegt. Damit beginnt die lange Reihe seiner Bilder aus dem Leben der Märtyrer der Religions-, Welt- und Kulturgeschichte, die sein Schaffen charakterisieren. In allen herrscht eine starke Neigung für das Tragische und Mitleiderregende vor, wobei M. das Sentimentale mit dem Grauenhaften und Nervenerregenden geschickt zu mischen versteht. Er liebt das Absonderliche und Bizarre, zeigt ein lebhaftes Interesse für den Spiritismus und nimmt gern zu den humanitären Fragen der Gegenwart Stellung. In dieser Absicht hinderte ihn die Rücksicht auf seine Kunst nicht, über ihre Grenzen hinauszugehen und an die krankhafte Neigung unsrer Zeit für das Sensation elle zu appellieren. Gleichgestimmte Naturen weiß er schon durch den Inhalt seiner meist geistvoll erdachten Gemälde zu fesseln, durch die seine und zarte Modellierung der Figuren, durch die duftige, meist licht gehaltene Behandlung des Kolorits aber auch gesund organisierte Naturen zu gewinnen, denen die Motive seiner Bilder unsympathisch sind. Unter der großen Zahl seiner Werke bezeichnen die folgenden den Umfang und die Richtung seiner Tätigkeit: die Nonne im Klostergarten (1869, in der Kunsthalle zu Hamburg); der Anatom vor der Leiche eines Mädchens (1869); die blinde Märtyrerin in den Katakomben (1872); Frühlingsmärchen (1873); Herbstreigen (1875); Gretchen in der Walpurgisnacht; Julia Capulet als Scheintote (1873); Venus und Tannhäuser; der letzte Gruß, eine christliche Märtyrerin unter Löwen im Zirkus; Christuskopf auf dem Schweißtuch der heil. Veronika mit geschlossenen und geöffneten Augen (1874, radiert von Woernle); die Löwenbraut, nach Chamisso; Ahasver an der Leiche eines Kindes (1875); die Kindesmörderin (1877, in der Kunsthalle zu Hamburg); die Auferweckung von Jairi Töchterlein (1877); Maria Magdalena; Judas Ischariot; der Geistesgruß (1879, eine Dame am Klavier, die von einer Geisterhand berührt wird); Anna Katharina Emmerich (1880, in der Neuen Pinakothek zu München); die Jungfrau von Orléans auf dem Scheiterhaufen (1882); Es ist vollbracht (1883, Christus am Kreuz und unten die gerungenen Hände der um Erlösung flehenden Menschheit, radiert von Woernle); der Vivisektor (1883); Christus heilt ein Kind (1885, Berliner Nationalgalerie); Astarte, nach Lord Byron, und Ein Vaterunser (1887, in der Dresdener Galerie). M. hat auch mehrere Madonnen mit dem Kind gemalt und Illustrationen zu Uhlands Gedichten (1865), zu Wielands »Oberon« (1867), zu Schillers und Lenaus Gedichten (1867) und zu Goethes »Faust« (1868) gezeichnet. In neuester Zeit hat er sich noch mehr in die Geheimnisse der Hellseherei, des Spiritismus und des Hypnotismus, aber zugleich auch in die der Darwinschen Lehre vertieft. Die Hauptfrüchte dieser Studien sind: die Seherin von Prevorst (im Rudolphinum zu Prag), Seelenkämpfe, Visionen, die Braut von Korinth; die Affenbilder: die Philosophen »jenseits von Gut und Böse«, Kunstkritiker, drei Weise und Pithecanthropus alalus (eine Rekonstruktion des Darwinschen Affenmenschen, Haeckel gewidmet). In den letzten Jahren hat er zumeist weibliche Studienköpfe von zarter, empfindsamer Auffassung (Mignon, Maria Magdalena u. a.) gemalt. Vgl. Klemt, Gabriel M. und seine Werke (Wien 1887); Mann, Gabriel M.' Kunst und seine Werke (2. Aufl., Leipz. 1890).

3) Heinrich, Maler, s. Max-Ehrler.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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