Maurer [3]

Maurer [3]

Maurer, 1) Georg Ludwig, Ritter von, deutscher Rechtshistoriker und Staatsmann, geb. 2. Nov. 1790 in Erpolzheim bei Dürkheim in der Pfalz, gest. 9. Mai 1872, war zuerst im praktischen Justizdienst tätig, wurde aber 1826 infolge seiner gekrönten Preisschrift »Geschichte des altgermanischen Gerichtsverfahrens« (Heidelb. 1824) Mitglied der Akademie und Professor des deutschen und französischen Rechts an der Universität in München und 1831 unter gleichzeitiger Erhebung in den Adelstand lebenslänglicher Reichsrat. 1832 vom König zum Mitglied der Regentschaft in Griechenland ernannt, gab er diesem Land ein Strafgesetzbuch, eine Gerichts- und Notariatsordnung sowie Gesetzbücher für Straf- und Zivilverfahren, bewirkte die Trennung der griechischen Kirche vom Patriarchat zu Konstantinopel und bemühte sich für die Hebung der allgemeinen Volksbildung. 1834 in seine alte Stellung nach München zurückgerufen, schrieb er: »Das griechische Volk in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher Beziehung vor und nach dem Freiheitskampf bis zum 31. Juli 1834« (Heidelb. 1835–36, 3 Bde.). Nach dem Sturz des Ministeriums Abel 1847 war M. kurze Zeit Minister des Äußern und der Justiz. Sein Hauptwerk ist eine zwölfbändige historische Darstellung der deutschen Gemeindeverfassung, die er in mehreren sich aneinander schließenden Werken niedergelegt hat: »Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadtverfassung« (Münch. 1854; 2. Aufl., Wien 1896); »Geschichte der Markenverfassung in Deutschland« (Erlang. 1856); »Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe und der Hofverfassung in Deutschland« (das. 1862–63, 4 Bde.); »Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland« (das. 1865–66, 2 Bde.); »Geschichte der Städteverfassung in Deutschland« (das. 1869–71, 4 Bde.). Außerdem ist zu erwähnen die Ausgabe des »Stadt- u. Landrechtsbuchs Ruprechts von Freysing« (Stuttg. 1839). Vgl. Heigel, Denkwürdigkeiten des bayrischen Staatsrats G. L. v. M. (Münch. 1903).

2) Konrad von, Sohn des vorigen, einer der ersten Kenner des skandinavischen Altertums, geb. 29. April 1823 zu Frankenthal in der Rheinpfalz, gest. 16. Sept. 1902 in München, machte seine Studien in München, Leipzig und Berlin und wirkte seit 1847 als außerordentlicher, seit 1855 als ordentlicher Professor des nordischen Rechtes in München. 1893 trat er in den Ruhestand. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Die Bekehrung des norwegischen Stammes zum Christentum« (Münch. 1855–56, 2 Bde.); seine Ausgabe der »Gull-Thóris Saga« (Leipz. 1858); »Isländische Volkssagen der Gegenwart« (das. 1860); »Graagaas« (in Ersch u. Grubers Enzyklopädie, 1864); »Island von seiner ersten Entdeckung bis zum Untergang des Freistaats« (Münch. 1874); »Zur politischen Geschichte Islands« (Leipz. 1880); »Nogle bemærkninger til Norges kirkehistorie« (Christ. 1893). Außerdem lieferte er zahlreiche Aufsätze für die Abhandlungen der königlich bayrischen Akademie, unter denen als besonders wertvoll zu nennen sind: »Über die Ausdrücke: altnordische, altnorwegische und isländische Sprache« (1867), »Quellenzeugnisse über das erste Landrecht und über die Ordnung der Bezirksverfassung des isländischen Freistaats« (1869), »Über die Wasserweihe des germanischen Heidentums« (1880). 1876 hielt M. an der Universität Christiania auf besondere Einladung einen Kursus von Vorlesungen über altnorwegische Rechtsgeschichte, die u. d. T.: »Udsigt over de nordgermaniske Retskilders Historie« (Christ. 1878) erschienen sind. Vgl. den Nekrolog von W. Golther in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 35 (Halle 1903).

3) Joseph, österreich. Geschichtsforscher und Dichter, geb. 16. Jan. 1853 in Aspern, gest. 19. Nov. 1894 in Deutsch-Altenburg, studierte Theologie, war Kooperator in verschiedenen Orten Niederösterreichs, zuletzt seit 1890 in Deutsch-Altenburg. Er schrieb: »Geschichte der landesfürstlichen Stadt Hainburg« (D.-Altenburg 1894), »Geschichte des Marktes Aspern a. d. Zaya« (Wien 1887), »Das Amphitheater von Carnuntum« (das. 1893) u. a. Vgl. Truxa, Der österreichische Geschichtsforscher, Schriftsteller und Dichter Pfarrer Joseph M. (Wien 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maurer(in) — Maurer(in) …   Deutsch Wörterbuch

  • Maurer — is the surname of: Alfred Henry Maurer (1868–1932), an American artist Angela Maurer (born 1975), German long distance swimmer Chris Maurer (born 1984), former bassist of ska band Suburban Legends David Maurer (1906–1981), author of The Big Con… …   Wikipedia

  • Mäurer — ist der Familienname folgender Personen: German Mäurer (1813–1885), deutscher Schriftsteller und Kommunist Ulrich Mäurer (* 1951), deutscher Jurist und Politiker (SPD) Wilhelm Mäurer (1898–unbekannt), deutscher Gestapobeamter …   Deutsch Wikipedia

  • Maurer — (Штоках,Германия) Категория отеля: Адрес: 78333 Штоках, Германия Описание …   Каталог отелей

  • Maurer — Fréquent en Alsace et dans la Moselle, le nom désigne en allemand un maçon (moyen haut allemand muraere). Le nom de famille est également très répandu en Allemagne, en Autriche et en Suisse, et s étend même jusqu à la Roumanie. La forme voisine… …   Noms de famille

  • Maurer — [Wichtig (Rating 3200 5600)] Bsp.: • Er ist Maurer …   Deutsch Wörterbuch

  • Maurer [1] — Maurer, 1) zünftige Handwerker, welche bei einem Bauwerke die Mauersteine mittelst Mörtel zu einer Mauer verbinden, dieselbe berappen u. abputzen, Feuerstätten u. Gewölbe anfertigen, Zimmerdecken berohren u. putzen, überhaupt die Maurerarbeit an… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Maurer [2] — Maurer, Georg Ludwig, Ritter von M., geb. 2. Nov. 1790 in Erpolzheim bei Dürkheim in der baierischen Rheinpfalz, wurde 1817 Appellationsgerichtsrath in Zweibrücken, 1824 Stiftsprocurator in Frankenthal, 1826 Professor der Reichs u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Maurer [1] — Maurer, Handwerker, der das Mauerwerk von Gebäuden herstellt, verputzt, ausbessert, durchbricht etc. Das Gewerbe der M. zählt, wie das der Zimmerleute, Dachdecker, Steinmetzen, zum Baugewerbe und war bis zur Einführung der modernen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Maurer [2] — Maurer, schweizer. Glasmalerfamilie des 16. und 17. Jahrh., aus der sich besonders Josias M. aus Zürich (1530–80) und dessen Sohn Christoph M. (1558–1614) bekannt gemacht haben. Letzterer war nicht bloß auf dem Gebiete der Kabinettsmalerei,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”