Magnesĭa [1]

Magnesĭa [1]

Magnesĭa (Magnesiumoxyd, Bittererde, Bittersalzerde, Talkerde) MgO findet sich in der Natur mit etwas Eisenoxydul als Periklas und entsteht beim Verbrennen von Magnesium und beim Glühen von in der Hitze zersetzbarer Magnesiasalze. In der Technik gewinnt man M. durch Erhitzen von Magnesit (zur Gewinnung von Kohlensäure), von Magnesiumhydroxyd oder kohlensaurer Magnesia, auch durch Zersetzen von erhitztem Chlormagnesium mit Wasserdampf (zur Gewinnung von Salzsäure). Bei letzterm Prozeß tritt M. in regulären Kristallen auf. Die aus basisch kohlensaurer M. dargestellte M. ist um so dichter, je dichter das Rohmaterial war, und je höher man die Temperatur steigerte. Ein bei schwacher Rotglut dargestelltes, sehr lockeres Präparat wird als gebrannte M. (M. usta) arzneilich benutzt. Es ist farb- und geruchlos, schmeckt etwas erdig, schmilzt nur im Knallgasgebläse, spez. Gew. 3,20–3,64, löst sich in 55,000 (nach andern Angaben in 100,000–200,000) Teilen Wasser, reagiert im feuchten Zustand schwach alkalisch, gibt, mit 10–12 Teilen Wasser angerührt, in einigen Tagen eine gallertartige Masse von Magnesiumhydroxyd, absorbiert an der Luft allmählich Feuchtigkeit und Kohlensäure, verliert aber diese Eigenschaft wesentlich durch Brennen bei Weißglut, löst sich leicht in Säuren und dient als säuretilgendes Mittel, als mildes abführendes Mittel und als Gegenmittel bei Arsenvergiftungen. Man benutzt gebrannte M. auch zu Leuchtstiften (an Stelle der Kalk- und Zirkonerdestifte beim Knallgas), zur Herstellung von Zement und künstlichen Steinen, im Ammoniaksodaverfahren, im Weldonschen Magnesiachlorverfahren, zur Scheidung des Rübensaftes, zum Reinigen des Wassers, zum Einbetten von Platintiegeln in gewöhnliche Schmelztiegel, zur Herstellung von Kunstgüssen und Stuckarbeiten, zur Darstellung feuerfester Schmelztiegel und Ziegel. Die Benutzung der M. zu Ziegeln für den Flammofenbetrieb, als basisches Ofenfuttermaterial für den Entphosphorungsprozeß des Eisens (Thomas-Gilchrist), für Kalk-, Zement- und Strontianitbrennöfen führte zur Herstellung von Magnesiaziegeln aus Magnesit, die aber wegen ihres Kieselsäuregehalts nicht zu allen Zwecken brauchbar sind, und infolgedessen zur Abscheidung von M. aus Chlormagnesiumlaugen der Staßfurter Kaliindustrie und der Meersalinen. Rührt man stark gebrannte M. mit Wasser an, so erhärtet sie nach Art der Zemente (s. Zement); ein Gemisch von gebrannter M. mit Kreide- oder Marmorpulver gibt, mit Wasser angerührt und einige Zeit dem Wasser ausgesetzt, eine marmorartige, harte Masse. Auch mit Chlormagnesiumlösung liefert gebrannte M. eine steinartige Masse (Sorelscher Zement).

Unter M. versteht man auch die kohlensaure M. (Magnesiumkarbonat) Mg CO3. Diese findet sich in der Natur als Magnesit und mit kohlensaurem Kalk als Dolomit. Man erhält sie beim Erhitzen von Magnesiumsulfat- mit Natriumkarbonatlösung auf 160–175°, beim Zersetzen von Chlormagnesium mit Calciumkarbonat. Sie bildet farblose Kristalle, löst sich schwer in Wasser und verliert beim Erhitzen leicht Kohlensäure. In kohlensäurehaltigem Wasser löst sie sich zu zweisachkohlensaurer M. (Magnesiumbikarbonat) Mg(HCO3)2, die nur in leicht zersetzbarer Lösung bekannt ist. Aus dieser Lösung, die man durch Einrühren von basisch kohlensaurer M. in Wasser und Einleiten von Kohlensäure enthält, kristallisiert das Karbonat je nach den Verhältnissen mit verschiedenem Wassergehalt. Das großkristallinische wasserhaltige Karbonat verwittert leicht an der Luft, ist aber als Pasta ziemlich haltbar und zersetzt Chlorkaliumlösung unter Druck bei Gegenwart überschüssiger Kohlensäure unter Bildung von Kaliummagnesiumkarbonat KCO3. MgHCO3+4H2O, das bei der Darstellung von Pottasche in Betracht kommt. Es ist in Wasser und selbst in verdünnten Säuren schwer löslich. Aus der Lösung von Magnesiasalzen fällt Natriumkarbonat basische Magnesiumkarbonate von verschiedener Zusammensetzung. Ein solches (M. alba, M. carbonica, M. hydrocarbonica), im wesentlichen 4MgO. 3CO2.4H2O, findet sich in der Natur als Hydromagnesit und wird dargestellt, indem man Dolomit Ca Mg (CO3)2 im Kalkofen brennt, mit Wasser löscht, die Milch in einem Gefäß mit Rührwerk unter einem Druck von 3 Atmosphären mit Kohlensäure (erhalten durch Brennen von Kalk) sättigt und die entstandene Lösung von zweifach kohlensaurer M. nach Abscheidung des schlammförmigen kohlensauren Kalkes durch Dampf zum Kochen erhitzt. Die hierbei sich entwickelnde Kohlensäure wird von neuem benutzt, die abgeschiedene kohlensaure M. wird auf Filterpressen entwässert, worauf man die Preßkuchen trocknet und mit einer Kreissäge in parallelepipedische Stücke zerschneidet. Auch aus Chlormagnesiumlaugen und aus gebrannter M. verschiedenen Ursprungs, besonders aus gebranntem Magnesit, wird basisch kohlensaure M. durch Behandeln mit Kohlensäure, auch mit Natriumkarbonat dargestellt. Sie bildet ein sehr lockeres, bewegliches, geschmackloses Pulver, löst sich sehr wenig in Wasser, reagiert schwach alkalisch und verliert beim Erhitzen Kohlensäure und Wasser. Man benutzt sie als leicht abführendes, säuretilgendes Mittel, zu Putz- und Zahnpulver, als Farbenverdünnungsmittel, zur Darstellung von gebrannter M., Magnesiaziegeln etc.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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