Leyden [2]

Leyden [2]

Leyden, 1) John, engl. Dichter, geb. 1775 zu Denholm in Roxburghshire als Sohn eines Farmers, gest. 18. Aug. 1811 in Batavia, studierte in Edinburg erst Theologie, dann Medizin und orientalische Sprachen, trat 1802 in den Dienst der Ostindischen Kompanie und begleitete 1811 den Generalgouverneur Lord Minto nach Java, wo er dem Klima erlag. Seine von W. Scott beeinflußten und hoch geschätzten »Poetical remains« (darunter vortreffliche Balladen, z. B. »The mermaid«) erschienen 1819 (mit Biographie von Morton). Auch gab er »The complaynt of Scotland«, ein schottisches Werk aus dem 16. Jahrh., mit Einleitung heraus (1801).

2) Ernst von, Mediziner, geb. 20. April 1832 in Danzig, studierte seit 1850 im medizinisch-chirurgischen Friedrich Wilhelms-Institut zu Berlin, trat 1854 in die Armee ein, war Militärarzt in Düsseldorf und in der Provinz Preußen, kam 1857 nach Berlin als Oberarzt und war 1860–62 Assistenzarzt Traubes; 1862 bis 1865 fungierte er als Bataillonsarzt in Berlin, folgte dann einem Ruf als Professor und Direktor der medizinischen Klinik und Poliklinik nach Königsberg, 1872 nach Straßburg und 1876 als Nachfolger Traubes nach Berlin. 1885 übernahm er die Direktion der ersten medizinischen Klinik. 1896 wurde er geadelt. Die wichtigsten Arbeiten Leydens beziehen sich auf die Erkrankungen des Rückenmarks. Er begründete das Krankheitsbild auf dem pathologisch-anatomischen Befund und wies nach, welche Rolle die Störungen der Sensibilität in dem Gesamtbilde der Erkrankung haben. Dieser Nachweis gab später die Unterlage für die von Fränkel erdachte neue Behandlungsweise der Krankheit. Er arbeitete weiter über Bulbärparalyse, über den Hirndruck und die Hirnbewegungen, Sprachstörungen, über die vielfache Nervenentzündung, dann auch über Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen und über den Krebs. Es ist sein und seiner Schule Verdienst, daß die physikalisch-diätetische Therapie in der neuesten Zeit immer breitern Boden gefunden hat. Er zählt zu den eifrigsten Förderern der Tuberkulosebekämpfung durch Sonderheilstätten, auch rief er für Berlin den Verein für innere Medizin und für Deutschland den Kongreß für innere Medizin ins Leben. Er schrieb: »Zur Pathologie des Tetanus« (1863); »Die graue Degeneration der hintern Rückenmarksstränge« (Berl. 1863); »Beiträge zur Pathologie des Icterus« (das. 1866); »Über Reflexlähmungen« (Leipz. 1870); »Über Lungenbrand« (das. 1871); »Klinik der Rückenmarkskrankheiten« (Berl. 1874–76, 2 Bde.); »Die Influenzaepidemie 1889/90« (mit Guttmann, Wiesb. 1892); »Handbuch der Ernährungstherapie« (mit Biedert, Boas, Dettweiler u.a., Leipz. 1899, 2 Bde.; 2. Aufl. von Klemperer, 1903–04); »Über den gegenwärtigen Stand der Behandlung Tuberkulöser und die staatliche Fürsorge für dieselben« (Berl. 1897); »Die Erkrankungen des Rückenmarks und der Medulla oblongata« (mit Goldscheider, in Nothnagels »Spezieller Pathologie und Therapie«, 2. Aufl., Wien 1901–1904); »Über den Tetanus« (mit Blumenthal, ebenda 1900); »Die Tabes dorsualis« (3. Aufl., das. 1901). 1879 gründete er mit Frerichs die »Zeitschrift für klinische Medizin«, die er noch gegenwärtig (mit Klemperer) redigiert; auch gibt er »Arbeiten aus der ersten medizinischen Klinik in Berlin« (Bd. 1 u. 2, Berl. 1890–91), »Verhandlungen des Kongresses für innere Medizin« (mit Pfeiffer, Wiesbad.), »Die deutsche Klinik am Eingang des 20. Jahrhunderts« (mit Klemperer, Wien 1902 ff.) heraus. Ferner ist er Mitherausgeber des Berichts über die vom Komitee für Krebsforschung 1900 erhobene Sammelforschung (Jena 1902), der Verhandlungen (Berl.) und der Veröffentlichungen (Jena) desselben Komitees, der Zeitschrift »Tuberkulosis« (Leipz., seit 1902), der »Zeitschrift für diätische und physikalische Therapie« (das., seit 1898) und der »Zeitschrift für Tuberkulose und Heilstättenwesen« (das., seit 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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