Law [2]

Law [2]

Law (spr. lao), John (Jean), der Urheber des berüchtigten, nach ihm benannten Finanzsystems, geb. 1671 in Edinburg, gest. im Mai 1729, Sohn eines Goldschmieds, mit welchem Beruf in jener Zeit derjenige eines Bankiers verbunden zu sein pflegte. Er bildete sich vorzüglich in der Mathematik und im Finanzwesen aus. Vielfache Reisen auf dem Kontinent dienten dazu, ihn mit dem Geldwesen der hauptsächlichsten Handelsvölker vertraut zu machen. Er gewann ein Vermögen von 2 Mill. Frank, arbeitete unermüdlich an seiner Theorie über das Kreditwesen und ließ eine Reihe von Schriften erscheinen, von denen »Money and trade« (Edinb. 1705) die bedeutendste ist (gesammelt hrsg. von Daire im 1. Band der »Collection des principaux économistes«, Par. 1843). Er suchte im Kredit, im Papiergeld einen Ersatz für die den Bedürfnissen der Neuzeit an Menge nicht mehr genügenden metallenen Umsatzmittel und erkannte in jenem die wichtigste Münze der Zukunft; er wollte ferner die kleinen Kapitalien durch Vereinigung zu einer großen und fruchtbaren Macht erheben: ebenso geistvolle wie richtige Ideen. Seine Vorschläge wurden aber in Edinburg, ebenso in London und Turin zurückgewiesen, bis er endlich in Versailles Gehör fand. Im Mai 1716 erhielt er von dem Regenten, dem Herzog von Orleans, die Erlaubnis zur Errichtung einer Privatbank auf Aktien, die anfänglich in solider Weise operierte. Darauf erteilte ihm der Regent 1718 die Erlaubnis, seine Ideen in umfassendem Maße zu verwirklichen, drängte ihn aber aus Habgier auf das Gebiet der unbegrenzten Spekulation. Die bisherige Generalbank Laws wurde in eine Staatsbank verwandelt und die Banknoten in Masse (im ganzen 3071 Mill.) emittiert. Der Gebrauch des Metallgeldes wurde verboten. Es wurde sodann unter dem Namen Compagnie des Indes eine Handelsgesellschaft gegründet, welche die Ausbeutung und Kolonisierung der Länder am Mississippi bezweckte. Das Publikum wurde zur Spekulation in den Aktien dieser Bank angeregt; die Rue Quincampoix in Paris wurde der Schauplatz einer Spekulationswut, wie sie so intensiv niemals wieder beobachtet worden ist. Auch die Erfolge waren unerhört: der Kurs der Aktien stieg von 500 Livres Nominalwert auf 20,000 Livres. Die Indische Kompanie übernahm die Staatsschulden im Belauf von 1500 Mill. und die Erhebung der Steuern; die Steuerpächter und viele käufliche Ämter wurden abgeschafft. Manche erwarben ein ungeheures Vermögen; L. kaufte einen bedeutenden Grundbesitz. Die Regierung hatte Geld im Überfluß. L. wurde, nachdem er zum Katholizismus übergetreten, 5. Jan. 1720 zum Generalkontrolleur oder Finanzminister ernannt. Indessen noch im Beginn des Jahres 1720 sing das Mißtrauen zuerst unter den Spekulanten von Fach, dann im größern Publikum an, sich Bahn zu brechen. L. konnte es durch die gewaltsamsten Maßregeln nicht verhindern, daß der Andrang zur Einlösung der Bankbilletts immer größer wurde. Im Mai erklärte die Bank ihren Bankrott. Die Billetts sanken auf ein Zehntel ihres Wertes, die indischen Aktien auf 20 Livres. Am 10. Okt. 1721 wurden die Banknoten ganz außer Kurs gesetzt. Unzählige Leute waren an den Bettelstab gebracht, das Geld verschwunden und alle Waren und Lebensmittel furchtbar teuer. L. floh im Dezember 1721 unter Zurücklassung seines Vermögens und starb in Venedig in bedrängten Verhältnissen. Von der Richtigkeit seiner Ideen war er bis zum letzten Augenblick überzeugt. Vgl. Thiers, Histoire de J. L. (Par. 1826, neue Ausg. 1878); Levasseur, Recherches historiques sur le systeme de L. (das. 1854); Horn, Jean L., ein finanzgeschichtlicher Versuch (Leipz. 1858); Alexi, John L. (Berl. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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