Kuhn [2]

Kuhn [2]

Kuhn, 1) Johannes, kath. Theolog, geb. 20. Febr. 1806 in Wäschenbeuren, gest. 8. Mai 1887 in Tübingen, wurde 1832 Professor der Theologie in Gießen, 1837 in Tübingen und trat 1882 in den Ruhestand. 1848–51 war er Mitglied der württembergischen Kammer und seit 1856 des Staatsgerichtshofs. 1862 beteiligte er sich an der Versammlung der Großdeutschen in Frankfurt und an der Gründung des Deutschen Reformvereins. Er schrieb: »Katholische Dogmatik« (Tübing. 1846–59, 2 Bde.; Bd. 1 in 2. Aufl. 1857–1862, 2 Tle.), »Die Dogmen der katholischen Kirche« (Schaffh. 1856) und »Die christliche Lehre von der göttlichen Gnade« (Tübing. 1868). Seit 1838 war er Mitherausgeber der Tübinger »Theologischen Quartalschrift«.

2) Adalbert, Sprach- und Mythenforscher, geb. 19. Nov. 1812 in Königsberg in der Neumark, gest. 5. Mai 1881 in Berlin, studierte in Berlin, ward 1841 Lehrer, dann Professor und 1870 Direktor am Köllnischen Gymnasium daselbst. K. hat sich durch seine Forschungen auf dem Gebiete der vergleichenden Sprachwissenschaft und besonders der vergleichenden Mythologie der indogermanischen Völker namhafte Verdienste erworben. Er redigierte seit 1851 die »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«, woran sich 1862 »Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, keltischen und slawischen Sprachen« anschlossen; beide sind seit 1875 zu der »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen« verschmolzen. Seine wichtigsten Arbeiten auf diesem Gebiete sind: »Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker« (Berl. 1845; 2. Aufl., das. 1850); »Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks« (das. 1859; 2. Ausg., Gütersl. 1886) und »Über Entwickelungsstufen der Mythenbildung« (Berl. 1874). Ferner veröffentlichte er: »Märkische Sagen und Märchen« (Berl. 1842); »Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche« (mit Schwartz, Leipz. 1848) und »Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen« (das. 1859, 2 Bde.).

3) Franz K., Freiherr von Kuhnenfeld, österreich. Feldzeugmeister, geb. 15. Juli 1817 zu Proßnitz in Mähren, gest. 25. Mai 1896 in Strassoldo bei Gradisca, trat 1837 in die Armee, zeichnete sich in den Kämpfen von 1848 und 1849 in Italien und Ungarn als Generalstabsoffizier aus, fungierte dann als Generalstabschef beim 11. Armeekorps in Ungarn, wurde 1852 in den Freiherrenstand erhoben, 1856 Lehrer der Strategik an der Kriegsschule in Wien, war im italienischen Krieg 1859 Generalstabschef Gyulays, bekämpfte 1866 als Kommandant in Tirol Garibaldis Streitkräfte mit Erfolg und ward zum Feldmarschalleutnant befördert. Vom 18. Jan. 1868 bis Juni 1874 war er Reichskriegsminister und erwarb sich um die Reorganisation der Armee große Verdienste. Seit 1874 Landeskommandierender in Graz, wurde K. (im Juli 1888) plötzlich seines Postens enthoben, weil er sich allzu freimütige Äußerungen über den Erzherzog Albrecht gestattet hatte. Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich K. durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche Schriften (»Der Gebirgskrieg«, Wien 1870, 2. Aufl. 1878) bekannt gemacht.

4) Albert, Kunstschriftsteller, Mitglied des Benediktinerordens, geb. 26. Nov. 1839 in Wohlen (Kanton Aargau), wurde 1864 Priester und wirkt seit 1876 als Professor der Ästhetik und Kunstgeschichte am Lyzeum in Einsiedeln. Er schrieb: die Biographie »Melchior Paul Deschwanden« (Einsiedeln 1882); »Der jetzige Stiftsbau Maria-Einsiedeln« (das. 1883); »Roma. Die Denkmale des christlichen und des heidnischen Rom in Wort und Bild« (das. 1878, 5. Aufl. 1897); »Ästhetische Vorschule« (das. 1884); »Allgemeine Kunstgeschichte« (das. 1891 ff., bisher 3 Bde.; reich illustriert).

5) Ernst, Sanskritist und Sprachforscher, Sohn von K. 2), geb. 7. Febr. 1846 in Berlin, studierte 1864–69 in Berlin und Tübingen, wurde 1871 in Halle und 1872 in Leipzig Privatdozent, ging 1875 als ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft und des Sanskrits nach Heidelberg und in gleicher Eigenschaft 1877 nach München. Er veröffentlichte unter anderm: »Beiträge zur Pâligrammatik« (Berl. 1871) und »Über Herkunft und Sprache der transgangetischen Völker« (Münch. 1883). Er gab das 1888 mit dem 4. Band eingegangene »Literaturblatt für orientalische Philologie« heraus und ist Mitherausgeber der von seinem Vater begründeten »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung« (mit W. Schulze) und des »Grundrisses der iranischen Philologie« (mit W. Geiger, Straßb. 1898 ff.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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