Kongo [3]

Kongo [3]

Kongo, einst mächtiges, jetzt ganz unbedeutendes Negerreich in Portugiesisch-Angola, zwischen dem Kongo und 7°30' südl. Br., zwischen Ozean, der Sierra de Crystal, Sierra de Salnitre (Salpeter), Sierra de Sal, Kongo und dem Loje. Früher erstreckte sich das Reich auch auf das Nordufer des Kongo und bestand aus einer Anzahl ziemlich unabhängiger Staaten, deren Haupt im eigentlichen K. residierte. Es umfaßte sämtliche Kongovölker, die noch jetzt in den Landschaften Benguella, Angola, K. und Loango an der Westküste Afrikas bis zum Äquator wohnen (vgl. Völkertafel »Afrikanische Völker I«, Fig. 13). Von ihrer zur westlichen Gruppe der Bantusprachen (s. Bantu) gehörigen Sprache gab 1659 Brusciotto in Rom eine Grammatik heraus. Das eigentliche K. in seinen obigen Grenzen wird von zahlreichen Flüssen bewässert, die teils nach N. dem Kongo zuströmen (Kuilu, Lufu, Lundo), teils, nach W. eilend, in den Atlantischen Ozean fallen (Lelundo, Ambrizette, Mbrische, Loje), und ist von großer landschaftlicher Schönheit und Fruchtbarkeit. Doch sind seine Hilfsquellen kaum entwickelt, zumal seit der Bekanntschaft mit den Europäern die wenig begabten, aber friedliebenden und gastfreien Bewohner außer Jagd und Fischfang mit Vorliebe Handel treiben und die Bebauung des Bodens Frauen und Sklaven überlassen. Als Diego Cão mit Martin Behaim 1484 den Kongo und die anstoßende Küste entdeckte, zerfiel das Reich K. in sechs Landschaften: Sonho, Bamba, Pemba, Batta, Pango und Sundi. Hauptstadt war Ambessi, das, nachdem der König 1487 durch portugiesische Missionare Christ geworden, in São Salvador umgetauft wurde. Anfang des 16. Jahrh. war die ganze Bevölkerung äußerlich zum Christentum bekehrt und São Salvador Hauptsitz der portugiesischen Macht, zugleich Residenz des Königs. Es füllte sich mit Kirchen, Klöstern, öffentlichen und privaten Gebäuden der Portugiesen, so daß es ein halb europäisches Aussehen gewann. Nach Zerstörung durch Dschaggas wieder aufgebaut, zählte es bald 40,000 Einw., hatte einen Bischof, Jesuitenkolleg und Kapuzinerkloster und viele Kirchen. Als aber 1636 der König von K. an Portugal Sonho für geleistete Hilfe abtrat, erkannte der Häuptling dieser Landschaft diese Abmachung nicht an und erlangte nach einem von dem König mit den Portugiesen gegen Sonho geführten Krieg seine völlige Unabhängigkeit. Der König von K. sagte sich ebenfalls von Portugal los und zwang sämtliche Europäer, die Stadt zu verlassen. Seitdem geriet sie schnell in Verfall. Obwohl seit 1882 der Mission und den portugiesischen Händlern der Aufenthalt wieder gestattet ist, hat die Kultur hier festen Boden nicht fassen können. Das Christentum ist stark zurückgegangen, hat die Vielweiberei nicht zu verdrängen vermocht und ist in Fetischismus entartet. Das Reich K. hat sich längst in seine Teile aufgelöst, die Macht des Häuptlings (»Katholischer König des Kongo und seiner Zuflüsse«) ist nur noch ein Schatten und erstreckt sich kaum über die Nachbardörfer hinaus. Trotz der Beschlüsse der Kongokonferenz (1884/85) üben auch die Portugiesen hier so gut wie gar keine Machtbefugnisse aus. Vgl. Bastian, Ein Besuch in San Salvador (Brem. 1859) und Die deutsche Expedition an der Loangoküste (Jena 1874–1875, 2 Bde.); Paiva Manso, Historia do Congo (Lissab. 1877); F. A. Pinto, Angola e Congo (das. 1888); Duarta Lopez, The kingdom of Congo (a. d. Portug., Lond. 1881); »Carta de Angola«, 1: 3,000,000 (Lissab. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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