Kohlrausch

Kohlrausch

Kohlrausch, 1) Friedrich, Schulmann und historischer Schriftsteller, geb. 15. Nov. 1780 in Landolfshausen bei Göttingen, gest. 30. Jan. 1867 in Hannover, studierte in Göttingen Theologie und besuchte sodann als Begleiter des jungen Grafen Wolf Baudissin (s. Baudissin 1) noch die Universitäten Berlin, Kiel und Heidelberg. 1810 Vorsteher einer Erziehungsanstalt in Barmen, 1814 Lehrer am Gymnasium in Düsseldorf, 1818 Konsistorial- und Provinzialschulrat in Münster, ward er 1830 als Oberschulrat und Generalinspektor aller gelehrten Schulen des Königreichs nach Hannover berufen und hier 1864 zum Generalschuldirektor ernannt. Er gab heraus: »Deutsche Geschichte für Schulen« (Elberf. 1816; 16. Aufl. von W. Kentzler, Hannov. 1875, 2 Bde.); »Kurze Darstellung der deutschen Geschichte« (14. Aufl., Gütersl. 1891); »Chronologischer Abriß der Weltgeschichte« (15. Aufl., Leipz. 1861); außerdem »Reden über Deutschlands Zukunft« (Elberf. 1814), »Biblische Geschichten« etc. und »Erinnerungen aus meinem Leben« (Hannov. 1863).

2) Rudolf, Physiker, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1809 in Göttingen, gest. 9. März 1858 in Erlangen, war folgeweise Lehrer der Mathematik und Physik in Lüneburg, Rinteln, Kassel, Marburg und außerordentlicher Professor an der Universität daselbst, bis er 1857 Professor der Physik an der Universität Erlangen wurde. Er bestätigte das Voltasche Spannungsgesetz durch exakte Messungen an dem von ihm konstruierten Kondensator und führte mit W. Weber die ersten Messungen der elektrischen Ströme in mechanischem Maß aus, die einen Teil der Grundlage des absoluten elektrischen Maßsystems bilden. Vgl. W. Weber u. Kohlrausch, Fünf Abhandlungen über absolute elektrische Strom- und Widerstandsmessung (in Ostwalds »Klassikern der exakten Wissenschaften«, Nr. 142, Leipz. 1904).

3) Friedrich, Physiker, Sohn des vorigen, geb. 14. Okt. 1840 in Rinteln, studierte in Erlangen und Göttingen, wurde 1864 Dozent des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M., 1867 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1870 ordentlicher Professor am Polytechnikum in Zürich, 1871 am Darmstädter Polytechnikum, 1875 in Würzburg, 1888 in Straßburg und 1895 Präsident der Physikalisch-technischen Reichsanstalt in Berlin, 1899 ordentlicher Honorarprofessor an der Berliner Universität. 1905 trat er in den Ruhestand und lebt seitdem in Marburg. Seine Arbeiten erstrecken sich vorzugsweise auf das Gebiet der elektrischen Ströme, die Leitungswiderstände, die Konstanten der galvanischen Ströme, die Bestimmung des Ohms und des elektrochemischen Äquivalents, die Thermoelektrizität und Wärmeleitung, die Totalreflexion des Lichtes, die Elastizität fester Körper und speziell die elastische Nachwirkung. Er selbst konstruierte eine ganze Reihe magnetischer und elektrischer Meßinstrumente, ein absolutes Bisilarmagnetometer, ein Intensitätsvariometer, ein Voltameter, ein Verzweigungsrheostat u. a. In seinem »Leitfaden der praktischen Physik« (Leipz. 1870; 10. Aufl. 1905 u. d. T. »Lehrbuch der praktischen Physik«) gab er eine Darlegung der wichtigsten Messungsmethoden der Physik. Epochemachend waren seine Arbeiten über die Elektrolyse, die Beziehungen, die zwischen dem Widerstande, den die Moleküle bei der Fortbewegung durch den elektrischen Strom erleiden und dem kapillaren Widerstand aus der Reibung in den Flüssigkeiten bestehen, auch arbeitete er über die Beweglichkeit der Ionen in verdünnten wässerigen Lösungen, über das Leitungsvermögen der Flüssigkeiten etc. Auch schrieb er: »Über den absoluten elektrischen Leitungswiderstand des Quecksilbers« (Münch. 1888); »Das Leitvermögen der Elektrolyte, insbesondere der Lösungen« (mit Holborn, Leipz. 1898); »Kleiner Leitfaden der praktischen Physik« (das. 1900); »Die Energie oder Arbeit und die Anwendungen des elektrischen Stromes« (das. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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