Knolle

Knolle

Knolle (Tuber), ein fleischig verdicktes Stengel- oder Wurzelorgan. Man unterscheidet danach Sproß- oder Stengelknollen und Wurzelknollen. Eine K. mit schalenartigen Blattbildungen (Safran, Herbstzeitlose) heißt Knollenzwiebel (bulbotuber). Die eigentlichen Sproßknollen tragen deutliche Niederblätter oder lassen doch auf ihrer Oberfläche deren Narben erkennen, die den Wurzelknollen stets fehlen; außerdem besitzen sie in den Achseln der Blattnarben entwickelungsfähige Knospen (Augen).

Fig. 1. Kohlrabi. Fig. 2. Alpenveilchen. Fig. 3. Kartoffel.
Fig. 1. Kohlrabi. Fig. 2. Alpenveilchen. Fig. 3. Kartoffel.

Gewöhnlich entstehen Stengelknollen ebenso wie Wurzelknollen unterirdisch, doch können sich, wie z. B. die Luftknollen mancher exotischer Orchideen, beim Kohlrabi (Fig. 1) die Knollen auch am oberirdischen Stengel bilden. Bisweilen ist bei ausdauernden Kräutern das ganze Rhizom als K. ausgebildet (Safran, Herbstzeitlose, Corydalis, Alpenveilchen, Fig. 2), oder es besteht aus mehreren knollenförmigen Gliedern (Schwertlilie), oder der Stengel bildet Ausläufer, von denen einzelne Abschnitte, meist die Enden, zu Knollen werden (Kartoffel, Fig. 3). Die Knollen sind Reservestoffbehälter, in denen der Jahresüberschuß an organischer Nahrung, Stärkemehl, Inulin, Zucker, Schleim u. dgl., für die nächste Vegetationsperiode aufgespeichert wird. Die eigentümlichen Doppelknollen (tubera geminata) mancher Erdorchideen, besonders der Gattung Orchis (Fig. 4 u. 5, S. 188), kommen dadurch zustande, daß alljährlich die auf Kosten des Reservematerials einer K. erwachsene blühbare Pflanze eine einzige neue Wurzelknolle erzeugt, die in Verbindung mit einer Seitensproßanlage aus dem Hauptsproß hervorwächst und Nährstoffe aufspeichert, die im nächsten Jahre der austreibenden Sproßanlage zu Nutzen kommen. Entsprechend ihrer Funktion als Nahrungsspeicher finden sich Knollen vorwiegend bei solchen Gewächsen, die einer monatelangen Dürre in regenarmen Gebieten ausgesetzt sind und daher ihre oberirdischen Organe während der Trockenzeit einziehen, wie z. B. in den Steppen des Orients und dem an Knollen- und Zwiebelpflanzen auffallend reichen Kaplande. Wo mehrere Knollen an einer Pflanze gebildet werden, da dienen sie zugleich als Organe der Vermehrung, indem ihre Augen, oder bei Wurzelknollen eine mit ihnen in Verbindung stehende Sproßanlage zu neuen Pflanzen erwachsen.

Fig. 4 u. 5. Orchisknollen.
Fig. 4 u. 5. Orchisknollen.

Das gilt besonders auch von den oberirdischen Organen in Blattachseln oder an Stelle von Blüten bisweilen auftretenden zwiebelartigen Brutknospen (bulbillae), z. B. bei Lilium bulbiferum, Dentaria bulbifera u. a., und bei den Knospenknöllchen (tuberogemma) des Scharbockkrautes (Ranunculus Ficaria).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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