Aramäische Sprachen

Aramäische Sprachen

Aramäische Sprachen, benannt nach dem Land Aram, worunter im Alten Testament Gegenden in Syrien und Mesopotamien verstanden werden, bildeten zusammen mit dem Hebräisch-Phönikischen den nordwestlichen Zweig des semitischen Sprachstammes, sind aber bis auf einige geringe Überreste bei Damaskus, am Urmiasee, bei Mosul und im Gebirge Tûr abdîn in Mesopotamien völlig ausgestorben. Schon in dem altbabylonischen und assyrischen Reiche waren a. S. stark verbreitet, und in den Zeiten des Perserreiches galt Aramäisch als die offizielle Sprache für die Provinzen westlich vom Euphrat bis nach Kleinasien und Ägypten hinein. Aus dieser Epoche stammen aramäische Inschriften auf Steinmonumenten, Siegeln und Gemmen, aus der persischen Zeit vielleicht auch schon Stücke des Esra. Schon früh nämlich setzte sich das Aramäische auch in Palästina fest, wo es das Hebräische verdrängte, und kommt daher schon im Alten Testament (im Esra- und im Danielbuche) vor, namentlich aber in den jüdischen Targums, d.h. den Paraphrasen der beim Gottesdienst verlesenen Bibeltexte, deren hebräischen Wortlaut man nicht mehr verstand, sowie auch in einer samaritanischen Übersetzung des Pentateuch. Die übliche Bezeichnung dieser palästinischen Sprache als Chaldäisch beruht auf der irrigen Ansicht, daß die Hebräer sie nach der babylonischen Gefangenschaft aus Chaldäa mitgebracht hätten. Sie ist vielmehr als Westaramäisch zu bezeichnen, zusammen mit der aus zahlreichen Inschriften von kurz vor Christus bis zum Ende des 3. Jahrh. bekannten Sprache von Palmyra und mit dem ebenfalls nur aus Inschriften bekannten Schriftdialekt des arabischen Stammes der Nabatäer. Die ostaramäischen Dialekte umfassen 1) das Syrische, 2) die Sprache des babylonischen Talmuds aus dem 4.–6. Jahrh. n. Chr. und 3) die etwas jüngere Sprache der christlich-heidnischen Sekte der Mandäer (einem andern Teil Babyloniens angehörend). Seil dem Aufkommen des Islam wurde fast das ganze aramäische Sprachgebiet allmählich durch das Arabische eingenommen. Vgl. Nöldeke, Die semitischen Sprachen (2. Aufl., Leipz. 1899), und die Artikel: »Chaldäische Sprache, Mandäer, Syrische Sprache« u.a.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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