Karoline [2]

Karoline [2]

Karoline (franz. Charlotte), weiblicher Name, dem männlichen Karl entsprechend. Die bekanntesten fürstlichen Trägerinnen dieses Namens sind:

1) K. Mathilde, Königin von Dänemark und Norwegen, geb. 22. Juli 1751 in England, gest. 10. Mai 1775, Tochter des Prinzen Friedrich Ludwig von Wales, ward 1766 die Gemahlin ihres Vetters Christian VII., dem sie 1768 den spätern Friedrich VI. gebar. Von ihrem rohen Gatten vernachlässigt, ward sie 1770 die Geliebte Struensees, der seit seiner Erhebung zum Staatsminister die Regierungsgeschäfte im Einverständnis mit ihr leitete. Infolgedessen in seinen Sturz verwickelt, ward auch sie 17. Jan. 1772 verhaftet, mit ihrer 6 Monate alten (unehelichen)Tochter Luise Auguste nach Schloß Kronborg gebracht und, nachdem sie ihr ehebrecherisches Verhältnis gestanden, 6. April durch Urteil einer Kommission von ihrem Gemahl geschieden. Am 30. Mai begab sie sich auf Wunsch König Georgs III. von England, ihres Bruders, nach Celle (in Hannover), wo sie, wegen ihrer Wohltätigkeit allgemein verehrt, ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Vgl. »Nachrichten von einer unglücklichen Königin, nebst ihren Briefen« (Boston 1777); Heimbürger, K. Mathilde (Celle 1851); Jenssen-Tusch, Die Verschwörung gegen die Königin K. Mathilde etc. (Leipz. 1864); Wraxall, Life and times of Caroline Matilda (Lond. 1864, 3 Bde.); de Lagrèze, La reine Caroline Mathilde et le comte Struensee (Par. 1887); Blangstrup, Christian VII. og Caroline Mathilde (Kopenh. 1890, 2. Aufl. 1891); Wilkins, A queen of tears: Caroline Matilda, Queen of Denmark etc. (Lond. 1904, 2 Bde.).

2) K. Amalie Elisabeth, Königin von England, geb. 17. Mai 1768, gest. 7. Aug. 1821, zweite Tochter des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und der Prinzessin Auguste von England, der Schwester Georgs III., wurde 1795 die Gemahlin des Prinzen von Wales, des nachmaligen Königs Georg IV. Die Ehe war unglücklich. Zwar gebar die Prinzessin 7. Jan. 1796 eine Tochter, Charlotte; doch bald nachher trennte sich Georg von ihr, und K. lebte seit 1801 in einem Landhaus zu Blackheath. Als sie 1806 eines unerlaubten Umganges mit Kapitän Manby, dem Admiral Sidney Smith u. a. sowie einer heimlichen Niederkunft beschuldigt wurde, setzte der König eine Kommission zur Untersuchung ihres Betragens ein; diese vermochte ihr jedoch nur Unbesonnenheit zur Last zu legen. Im August 1814 verließ K., mit Bewilligung ihres Gemahls, England, bereiste Deutschland, Italien und den Orient und ließ sich dann in einer Villa am Comersee nieder. Abermals verbreiteten sich anstößige Gerüchte über ihren Umgang mit ihrem Kurier, dem Italiener Bergami. Nach seiner Thronbesteigung stellte ihr Gemahl 1820 die Forderung an sie, sich des Namens und der Rechte einer Königin von England zu enthalten und nie nach England zurückzukehren. Sie wies jedoch den Antrag zurück und hielt (6. Juni) unter dem Jubel des Volkes ihren Einzug in London. Nun ward sie öffentlich des Ehebruchs angeklagt, und es begann ein skandalöser Prozeß vor dem Oberhaus. Die öffentliche Stimme aber sprach sich so stark zugunsten der von Lord Brougham verteidigten Königin aus, daß man die in zweiter Lesung mit sehr kleiner Majorität durchgegangene Strafbill fallen lassen mußte. K. lebte hierauf zu Brandenburgh House im Genuß königlichen Ranges; von der Krönung ihres Gemahls 19. Juli 1821 wurde sie indes gewaltsam zurückgewiesen. Ihr Leichnam wurde, ihrem letzten Willen gemäß, in Braunschweig beigesetzt. Ihre Tochter Charlotte war als Gemahlin des spätern Königs der Belgier. Leopolds I., schon 1817 verstorben. Vgl. »Historische Denkwürdigkeiten und Aktenstücke aus dem Leben und über den Prozeß der Königin K. von England« (Leipz. 1820). 3) K. Henriette Christine Luise, Landgräfin von Hessen-Darmstadt, geb. 9. März 1721 in Bischweiler, gest. 30. März 1774, Tochter des Pfalzgrafen Christian III. von Zweibrücken-Birkenfeld, war seit 1741 mit dem Erbprinzen von Hessen-Darmstadt vermählt, der sich in Pirmasens ein eignes Heer schuf, 1744 und dann wieder 1750–57 preußische Dienste nahm. K. trat von da ab in freundschaftliche Beziehungen zu Friedrich d. Gr., dem sie auch 1757, nach Hessen zurückgekehrt, noch nahe stand. Als ihr Gemahl 1768 als Ludwig IX. Landgraf wurde, übte sie auf die Regierung, zu der Moser als Minister berufen wurde, den segensreichsten Einfluß, begünstigte Kunst und Wissenschaft, ihr Hof in Darmstadt wurde von den ersten Geistern der Zeit, Goethe, Wieland, Merck, Herder u. a., besucht, und K. veranstaltete 1771 die erste Ausgabe von Klopstocks »Oden und Eligien«, stand auch mit diesem und Gleim in persönlichem Verkehr. Durch ihre zweite Tochter, Friederike, ward sie die Großmutter Friedrich Wilhelms III. von Preußen; ihre fünfte Tochter, Luise, war an Karl August von Weimar verheiratet. Ihre Verdienste um ihr Land trugen ihr den Namen »die große Landgräfin« ein. Friedrich d. Gr. weihte ihr ein Denkmal mit der Inschrift: »Femina sexu, ingenio vir«. Vgl. Walther, Die, große Landgräfin' (Darmst. 1873) und Briefwechsel der. großen Landgräfin' K. von Hessen (Wien 1877, 2 Bde.).

4) K. Marie, Königin von Neapel, geb. 13. Aug. 1752, gest. 8. Sept. 1814, Tochter Kaiser Franz' I. und der Maria Theresia, vermählte sich 12. Mai 1768 mit König Ferdinand IV. von Neapel. Herrschsüchtig und intrigant, verdrängte sie 1777 den Minister Tanucci, um unter dessen Nachfolger, Sambuca, größern Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zu erlangen. Als 1784 auch dieser entlassen war, herrschte sie in Verbindung mit Sir John Acton (s. d.), den sie zum Premierminister erhob, unumschränkt über den König und das Reich und verfolgte seit der Hinrichtung ihrer Schwester Marie Antoinette (1793) aus Haß gegen die Revolution die Liberalen mit großer Härte. Auch trieb sie zum Kriege gegen Frankreich, infolgedessen sie mit ihrer Familie 1799 nach Sizilien fliehen mußte. Nach der Wiedergewinnung Neapels durch die vom Kardinal Ruffo erregte Erhebung wurden die französisch gesinnten Neapolitaner mit blutigster Strenge bestraft. Der berüchtigten Gräfin Hamilton (s. d. 8, S. 695 f.) gestattete K. den verderblichsten Einfluß. 1806 mußte sie wieder nach Sizilien fliehen, entzweite sich aber daselbst mit den Engländern und begab sich 1813 nach Wien. Im Mai 1814 siedelte sie nach dem Schloß Hetzendorf über, wo sie nach wenigen Monaten starb. Für K. tritt ein: v. Helfert, Königin K. von Neapel und Sizilien im Kampf gegen die französische Weltherrschaft (Wien 1878) und Marie K., Anklagen und Verteidigungen (das. 1884); gegen sie: Palumbo, Maria Carolina, regina delle Due Sicilie; suo carteggio con Lady Hamilton (Neapel 1877); Gagnière, La reine Marie-Caroline de Naples (Par. 1886); Jeaffreson, The queen of Naples and Lord Nelson, letters, etc. (Lond. 1889, 2 Bde.); Bonnefons, Marie Christine, reine des Deux-Siciles (Par. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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