Aquilēja

Aquilēja

Aquilēja, Stadt im österreichisch-illyr. Küstenland, Bezirksh. Gradisca, an einem in das Adriatische Meer (Lagunen von Grado) mündenden Kanal gelegen, hat einen 1019–42 erbauten restaurierten Dom (romanische Basilika mit Krypte), ein Baptisterium aus dem 12. Jahrh. und einen 73 m hohen Glockenturm, Reste des Patriarchatspalastes, ein Altertumsmuseum (für die Funde aus der Umgebung) und (1890) 836, als Gemeinde (1900) 2319 ital. Einwohner. – A. wurde 182 v. Chr. 60 Stadien (9 km) vom Meer, mit dem es durch die einst schiffbare, jetzt versandete Lagune in Verbindung stand, als römisches Castrum angelegt und ward bald ebenso wichtig in politischer und strategischer Beziehung wie reich und blühend durch Handel. Über den nahen niedrigsten Alpenpaß nach NO. (Ocra, später Alpis Julia) gingen die Straßen nach Rätien, Noricum, Pannonien, Istrien und Dalmatien; deshalb galt A. für den Schlüssel Italiens von der Nordostseite. Seit Mark Aurel war es eine der ersten Festungen des Reiches, an deren Mauern 167 n. Chr. die Markomannen und Quaden starken Widerstand, später die Kaiser Maximinus (238) und Constantius (340) ihren Tod fanden. Als Hauptstadt der Provinz Venetia und Histria war A. im 4. Jahrh. die viertgrößte Stadt Italiens. Bis ins 5. Jahrh. hatte A. seine Größe behauptet, als es durch Attila nach dreimonatiger Belagerung 452 zerstört wurde. Die Einwohner flohen auf die Laguneninseln nach dem Hafen Gradus (Grado). Das alte A. erhob sich noch einmal. Im 6. Jahrh. entstand das aquilejische Patriarchat, das in den Wirren der Zeit eine Macht erlangte, die der des römischen Bischofs gleichkam und ganz Friaul nebst Istrien umfaßte. Nach dem Eindringen der Langobarden residierten Patriarchen auch in Gradus, mit denen die von A., die im 7. Jahrh. in Cormons, später in Cividale ihren Sitz hatten, in stetem Streit lebten, bis die Synode von Mantua 827 den Vorrang A. zuerkannte und ein Vergleich 1180 die beiden zugehörigen Sprengel festsetzte. 1451 wurde das Patriarchat von A. nach Venedig verlegt, kam aber dadurch in eine schwierige Stellung, da einerseits Österreich, anderseits Venedig die Ernennung des Patriarchen beanspruchte. Die Zwistigkeiten wurden erst 1750 durch Papst Benedikt beendet, der an Stelle des Patriarchats von A. zwei neue Erzbistümer, Udine und Görz, errichtete, die noch gegenwärtig bestehen. Vgl. v. Czoernig, Das Land Görz und Gradisca (Wien 1873); v. Breitschwert, A., das Emporium an der Adria (Stuttg. 1880).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Aquilēja — Aquilēja, 1) (Aglar od. Aquilegĭa), Stadt im österreichischen Kreise Görz (Küstenland), 1/4 Stunde vom Adriatischen Meere, an den Lagunen von Marano u. am Ansero; 1400 Ew. – A. war früher eine Stadt in Venetia in Oberitalien, zwischen den Flüssen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Aquileja — Aquilēja, im Mittelalter Aglar, Ortschaft im österr. Küstenlande, Bezirksh. Gradisca, 9 km vom Adriat. Meere, (1900) als Gemeinde 2319 E., Dom (von 1031), archäol. Staatsmuseum; 181 v. Chr. von den Römern als Festung gegründet, unter den röm.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Aquileja — Aquileja, Flecken im Kreise Görz, österr. Königreich Illyrien, 1700 E., meistens Fischer. A. war unter den röm. Kaisern eine Hauptfestung und bedeutender Handelsplatz, wurde aber von Attila 452 n. Chr. zerstört; in der Umgegend röm. Ruinen und… …   Herders Conversations-Lexikon

  • aquileja — |â ou ê ou âi| s. f. O mesmo que aquileia …   Dicionário da Língua Portuguesa

  • Aquileja — Aquileia …   Deutsch Wikipedia

  • Patriarchat von Aquileja — Detail des Mosaikbodens der Basilika des Patriarchats Aquileia Das Patriarchat von Aquileia war ein kirchlicher Staat und eine Erzdiözese der katholischen Kirche, die hauptsächlich auf dem Gebiet der heutigen italienischen Region Friaul lag …   Deutsch Wikipedia

  • Paulīnus von Aquilēja — Paulīnus von Aquilēja, hervorragender Theolog aus der Umgebung Karls d. Gr., geb. zwischen 730 und 740 in Friaul, gest. 11. Jan. 802 in Aquileja, wo er seit 787 Patriarch (s. d.) war. Er beteiligte sich am Streit über den Adoptianismus (s. d.)… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Patriarchen von Aquileja — Die folgenden Personen waren Bischöfe, Erzbischöfe und Patriarchen des Patriarchats Aquileia: Hermagoras Bischöfe von Aquileia Hilarius von Pannonien ca. 276–285 Chrysogonus I. ca. 286–295 Chrysogonus II. ca. 295–308 Theodor ca. 308–319 Agapitus… …   Deutsch Wikipedia

  • Paulinus von Aquileja — Paulinus von Aquileja,   mittellateinischer Autor aus Oberitalien, * vermutlich vor 750, ✝ 11. 1. 802; seit 776 als Grammatiklehrer (?) am Hof Karls des Großen nachweisbar, 787 zum Patriarchen von Aquileja erhoben. Paulinus verfasste die gegen… …   Universal-Lexikon

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