Kalifornien

Kalifornien

Kalifornien (California, vom span. Caliente Fornalla, »heißer Ofen«, abgekürzt Cal.), einer der namhaftesten Staaten der nordamerik. Union, nächst Texas der größte, zwischen 32°32'–42° nördl. Br. und 114°20'–124°25' westl. L., von N. nach S. 1100 km lang, von W. nach O. 3300 km breit, grenzt nördlich an Oregon, östlich an Nevada und Arizona, südlich an Mexiko, westlich an den Stillen Ozean und hat 410,140 qkm Fläche. S. Karte »Vereinigte Staaten, westliche Hälfte«.

Das Land zerfällt der Bodengestalt nach in vier natürliche Abschnitte: die Küstengebirgsregion, etwa ein Drittel des Ganzen, das Sacramento- und San Joaquintal, ungefähr ein Fünftel, die Sierra Nevada und das östlich davon gelegene Beckenland einschließlich der Mohave- und Coloradowüste. Indem sich die Küstenketten am Tehachipipaß mit der Sierra Nevada zusammenschließen, gliedert sich auch das südliche Drittel als Südkalifornien in sehr bestimmter Weise vom übrigen ab. Im N. bewirkt ein ähnlicher Zusammenschluß beider Gebirgszüge (am Mount Shasta und in den Siskiyon Mountains) die Abgrenzung von Oregon. Die 1750 km lange Küste ist beinahe durchgängig Steil- und Klippenküste und arm an guten Häfen. Neben der Bai von San Francisco (s. d.), die einen der herrlichsten Häfen der Welt bildet, dienen dem größern Verkehr nur die Humboldtbai und die Bai von San Diego. Unfern der Küste liegen einige als Schafweiden benutzte oder nur von Seelöwen, Ottern etc. bewohnte Inseln (Santa Rosa, Santa Cruz, Santa Catalina u. a.). Die Küstenketten (Coast Ranges, s. d.) erreichen im Grizzly Peak der südkalifornischen San Bernardino Mountains 3575 m, im Mount San Antonio der San Gabriel Mountains 2724 m, im Santa Lucia Peak 1606 m, im Mount Hamilton 1356 m, im Mount Helena 1325 m, im Mount Courtney 2480 m und sind teils aus Granit, teils aus kretazeischem und tertiärem Sandstein und Konglomerat zusammengesetzt. Auf der Höhe meist mit dichtem Gestrüpp (Chaparral) an den untern Gehängen, besonders im N. mit stattlichen Rotholzbeständen bedeckt, bilden sie einen schwer übersteiglichen, mehrfachen Wall zwischen der Küste und dem Innern, durch den die San Francisco- nebst der San Pablobai als die einzige große Durchgangspforte dient. Die eingeschlossenen Längstäler (Santa Claratal, Salinastal, Napatal u. a.) sind ebensohlig und wenig über den Meeresspiegel erhoben, sie trugen von Natur parkartige Steppe, haben sich aber, z. T. durch künstliche Bewässerung, als sehr anbaufähig und fruchtbar erwiesen, so daß in ihnen eine große Zahl der reichsten Wein- und Fruchtfelder liegen. An Mineralschätzen bieten die südkalifornischen Ketten bei Los Angeles, Santa Barbara, Coalinga etc. große Petroleumvorräte, die mittelkalifornischen bei New Almaden, New Idria, Redington etc. mächtige Quecksilberlager, die nördlichen Goldseifen und Kupfer. Die mittlern enthalten überdies, besonders in der Gegend des Clear Lake, zahlreiche Geifer und Schwefelbänke. Auch das große kalifornische Haupttal ist beinahe vollkommen ebensohlig, mit schwacher Neigung von N. und S. gegen die Mitte, wo es an der Suisunbai zur Ebene des Meeresspiegels hinabsinkt. Der Tularesee im S. liegt 120 m, Tehama im N. 67 m, Sacramento 9 m ü. M. Der Talboden wird aus bis 1000 m mächtigen tertiären Schuttmassen gebildet, und im S. ist er unter dem Einfluß eines sehr trocknen Klimas und teilweiser Abflußlosigkeit stark mit alkalischen Salzen durchsetzt und ursprünglich ebenfalls nur mit dürren Steppen und einzelnstehenden Lebenseichen bestanden, die Kultur hat ihn aber auf weiten Strecken in ergiebiges Acker-, Garten- und Weideland verwandelt. Am Unterlauf des Sacramento und San Joaquin sowie der Suisunbai liegen weite Riedgrassümpfe. Der erstere Strom ist bis zur gleichnamigen Stadt, der letztere bis Stockton für stattliche Dampfer schiffbar. Der 750 km lange Gebirgszug der Sierra Nevada ist einer der gewaltigsten von Nordamerika, im Mount Whitney 4541 m, im Mount Williamson 4405 m, in zahlreichen andern Gipfeln erheblich über 4000 m hoch, und im S. nur auf einigen Saumpfaden (Keasargepaß 3670 m, Monopaß 3282 m), weiter im N. auf wenigen schlechten Fahrstraßen (Sonorapaß 2934 m, Lutherspaß 2286 m) zu queren. Die Zentral-Pacificbahn überwindet die Sierra im 2409 m hohen Donner- oder Truckeepaß, unter Anwendung eines 60 km langen Schneeschutzdaches, weil sich öfters bis 20 m mächtige Schneewehen aufhäufen. Die Südpacificbahn liegt im Tehachipipaß, am Südende des Gebirges, 1180 m ü. M. Die herrschenden Sierragesteine sind Granit, Diorit und Quarzschiefer, im N. gutenteils von Andesit- und Basaltlava überflossen und entlang den Stromtälern von ausgedehnten tertiären und jüngern Schotterbänken überlagert, in denen die berühmten kalifornischen Goldseifen (Placers) enthalten waren und z. T. noch erhalten sind. Den Schiefer durchziehen mannigfaltige reiche Erzgänge, darunter der berühmte »Mother Lode«, an den sich der kalifornische Bergbau zurzeit in erster Linie knüpft. Der natürliche Pflanzenwuchs war in der Fußhügelregion spärlich, ist aber teilweise durch Obstpflanzungen und Getreidefelder ersetzt worden. In der Höhe von 1000 m ü. M. gelangt man aber aus den lichten Hainen von Eichen, Graukiefern und Manzanitesträuchern (Arctostaphylus) in das Gebiet der Riesenzedern (Thuja gigantea), Riesentannen (Abies grandis), Douglasfichten (Pseudotsuga douglasii), Zuckerkiefern (Pinus lambertiana) und Sequoien (Sequoia gigantea), das den größten Teil des eigentlichen Gebirges einnimmt und eine herrliche Zierde sowie eine wichtige Hilfsquelle des Landes bildet, während Alpenmatten bei der Regenarmut des Sommers fehlen und die Viehzucht daher keine guten Bedingungen in der Sierra hat. Ewigen Schnee und kleine Gletscher tragen nur die Nordseiten weniger Gipfel, dagegen ist die Decke von Winterschnee allenthalben sehr mächtig. Besonders das Westgehänge der Sierra, das viel weniger steil ist als das Ostgehänge, wird von tiefen Schluchten und Tälern durchzogen, von denen viele wegen ihrer erhabenen Schönheit berühmt sind und stark besucht werden (so namentlich das Yosemitetal mit seinen hohen Wasserfällen). Sehr zahlreich sind auch schöne Gebirgsseen, wie der 1900 m ü. M. gelegene, 530 qkm große und gegen 600 m tiefe, dunkelblaue Tahoesee, der 1945 m hohe, 226 qkm große und 46 m tiefe Monosee, der Donnersee, der Webbersee u. a. Das Beckenland östlich von dem Steilabsturze der Sierra Nevada wird in nordsüdlicher Richtung von mehreren hohen Gebirgsketten durchzogen, neben denen tiefe Längstäler liegen. Die bis 4345 m hohe White Mountainskette, die 3403 m hohe Inyokette, vor allem aber die im Mount Davidson mit 3028 m gipfelnden Washoe Mountains bestehen aus paläozoischen und eruptiven Felsarten und sind sehr erzreich (die Washoe Mountains durch den gewaltigen Gold- und Silbererzkörper des Comstockganges, dem 1859–87 für 810 Mill. Mk. Gold und für 537 Mill. Mk. Silber entnommen werden konnten). Von den Tälern liegt das Owental am Owensee 1087 m ü. M., das Mohavebecken sinkt aber am Salton Lake 81 m und das Todestal an den Bennettquellen sogar 146 munter den Meeresspiegel. In ihnen finden sich mächtige Borax- und Salzablagerungen, die sich durch Ausblühung z. T. beständig erneuern, so daß sie durch Abbau kaum erschöpft werden können. Das Pflanzenkleid der Täler ebenso wie der Bergketten ist aber äußerst spärlich: Baum-Yucca, Kreosotsträucher, Felsengebirgswacholder u. dgl., und ausgedehnte Strecken sind kahle Ton-, Sand- oder Felswüsten. Etwas besserer Holz- und Weidewuchs findet sich nur entlang den Gebirgsbächen und Strömen, namentlich wo man künstliche Bewässerungsanlagen geschaffen hat, so besonders im Owental. – Die Bergketten von Südkalifornien tragen auf ihren Rücken bessern Wald, besonders Eichen und Fichten, und ermöglichten durch ihren größern Quellenreichtum zugleich die Anlage großer Staubecken zur künstlichen Bewässerung. Das Bear-Valley-Reservoir in den San Bernardino Mountains speichert allein 76 Mill. cbm Wasser auf. Die anliegenden Täler, wie das San Bernardinotal, das San Gabrieltal, das Santa Anatal u. a., die ursprünglich auch nur dürre Schafweide hervorbrachten, verwandelten sich dadurch großenteils in herrliche Südfruchtgärten, in denen große Mengen von Orangen, Oliven, Mandeln, Feigen sowie auch Walnüsse, Pfirsiche, Aprikosen und Wein erzeugt werden.

Hinsichtlich des Klimas besteht ein großer Unterschied zwischen dem Süden und Norden, noch mehr aber zwischen der Küste und dem Innern. Die südliche Küstengegend hat mäßig warme Sommer und außerordentlich milde Winter (San Diego mit 19,5° im Juli und 12° im Januar), dabei aber öfters empfindliche Temperaturschwankungen innerhalb eines und desselben Tages; die mittlere Küstengegend hat kühle und wechselvolle, die nördliche geradezu rauhe Sommer, aber ebenfalls milde Winter (San Francisco 14,6° im Juli, 10,1° im Januar und 13,2° im Jahresmittel). Im kalifornischen Haupttal, ebenso wie in den Tälern des Küstengebirges und des Großen Beckens sind die Sommer sehr heiß und die Winter vielfach kalt. So hat Fresno an vielen Julitagen 40–45°, im Mittel dieses Monats aber 27,5° und im Mittel des Januars 6,9° (an manchen Tagen -6°), während Salton und Volcano Springs, im Mohavebecken, mit 37,5 und 37,7° als Julimittel und mit 45–53° an vielen Julitagen, zu den heißesten Orten der Erde zählen und in den östlichen Tälern der Sierra Nevada im Januar -30° nicht unerhört sind. An Regen, bez. Schnee ist nur die nördliche Küstengegend und das höhere Gebirge reich (San Francisco mit 573 mm Niederschlägen, Eureka an der Humboldtbai mit 1128 mm, Summit im Truckeepaß mit 1165 mm im Jahr). Der Süden und das Innere sind ausgesprochen regenarm (San Diego 122 mm, Fresno 234 mm, Keeler im Owental 69 mm, Volcano Springs 43 mm). Im allgemeinen bringt übrigens nur der Winter Niederschläge, der Sommer ist im größten Teile des Gebiets vollkommen regenlos. An der Küste, bis 35 oder 40 km landein, sind aber schwere Nacht- und Morgennebel im Sommer wie im Winter außerordentlich häufig. An der nördlichen Küste herrschen auch häufig sehr starke Winde. Dagegen sind Gewitter selten.

Die ursprüngliche Pflanzenwelt Kaliforniens weicht von derjenigen des nordamerikanischen Ostens sehr stark ab, vor allem durch die genannten riesenhaften Koniferen. Sequoia gigantea, die größte Konifere der Erde, mit über 10 m Stammesdurchmesser und über 100 m Höhe, bildet nur noch wenige Bestände in der Sierra Nevada (den Calaverashain, den Mariposahain u. a.), während Sequoia sempervirens (der Rotholzbaum) im Küstengebirge noch weit verbreitet ist. Andre Charakterpflanzen sind: immergrüne Eichen (Quercus lobata und Q. chrysolepis), die Madroña (Arbutus menziesii), der kalifornische Lorbeer (Umbellularia californica), der westliche Cinquapin (Castanopsis chrysophylla), der kalifornische Lilac (Ceanothus), der kalifornische Mohn (Eschscholtzia californica) u. a., in der Wüste aber die kalifornische Palme (Washingtonia filifera), der dornige Palo Verde (Parkinsonia torreyana), die Baum-Yucca (Yuca arborescens) und andre sukkulente Formen, die nach Mexiko hinüber weisen. Von den Menschen sind außer den europäischen Nutzpflanzen namentlich auch zahlreiche australische Eukalypten und Grevilleen eingeführt worden. – Was die Tierwelt anlangt, so boten die ursprünglichen Säugetiere nur wenige abweichende Formen: das Katzenfrett (Bassaris astuta), das eichhörnchenähnliche Sewellel (Haplodon), die Seeotter (Enhydris californica); zahlreichere die Vogelwelt: einen Kondor (Sarcorhamphus californianus), ein Chaparralhuhn (Geococcyx californianus), mehrere Rebhühner von der Gattung Oreortyx u. a. Schlangen, darunter verschiedene Klapperschlangen (Crotaphytus), und Schwanzlurche sind stark vertreten. Am schärfsten ist die kalifornische Tierprovinz aber durch ihre Weichtiere vom übrigen Nordamerika verschieden. Ihre Süßwasserperlmuscheln sind den europäisch-asiatischen näher verwandt als denjenigen des Mississippigebiets.

Die Einwohnerzahl von K., die 1850, als es Unionsstaat wurde, erst 92,597 betrug, wuchs bis 1860 auf 379,994, bis 1880 auf 864,694 und bis 1900 auf 1,485,053 (820,531 männliche, 664,522 weibliche, 1,402,727 Weiße, 11,045 Neger und Mulatten, 15,377 Indianer, 45,753 Chinesen und 10,151 Japaner). Im Ausland waren 367,240 geboren, darunter 72,449 in Deutschland. Die Zahl der Chinesen (1890: 72,472), die ein nützliches und fleißiges, aber verhaßtes Arbeiterelement bilden, hat durch beschränkende Gesetze sehr abgenommen. Die katholische Kirche ist vertreten durch einen Erzbischof und zwei Bischöfe, die anglikanische durch drei Bischöfe, die methodistische durch einen Bischof. Nach der Verfassung hat jeder Distrikt eine öffentliche Schule sechs Monate im Jahre zu unterhalten. Die öffentlichen Schulen hatten 1902: 8072 Lehrer und 278,330 Schüler. Daneben bestanden 12 höhere Lehranstalten mit 598 Dozenten und 3530 männlichen und 2145 weiblichen Studierenden. Die vornehmsten sind die Universität von K. in Berkeley (s. d. 2) und die mit 20 Mill. Doll. gestiftete Leland Stanford-Universität in Palo Alto (s. d.). 1902 erschienen 684 Zeitungen.

Erwerbszweige. Bei der wechselnden Bodengestalt und der Erstreckung durch mehr als acht Breitengrade bietet K. überaus mannigfaltige Vorbedingungen für das Wirtschaftsleben. Schöner Hochwald nimmt nur etwa 18 Proz. der Fläche ein, Strauch- und Gestrüppwald (Chaparral) 27 Proz.; anbaufähig sind kaum mehr als 25 Proz., in Farmbesitz eingeschlossen (1899) 11,5 Mill. Hektar oder 28,8 Proz., auf irgend eine Weise in Kultur genommen (improved) 4,8 Mill. Hektar oder 12 Proz., als Acker- oder Gartenland bestellt 2,8 Mill. Hektar oder 7 Proz. 400,000 Hektar wurden, besonders im San Joaquintal und in Südkalifornien, künstlich bewässert. Dem Getreidebau waren 1,6 Mill. Hektar eingeräumt, mit einer Gesamternte von 69,1 Mill. Bushels im Werte von 33,7 Mill. Doll., dem Weizenbau 1,1 Mill. Hektar (mit 36,5 Mill. Bushels Ernte), dem Gerstenbau 410,000 Hektar (mit 25,1 Mill. Bushels), dem Maisbau nur 21,000 Hektar (mit 1,5 Mill. Bushels). Eigentliches Südfruchtkulturland gab es 48,000 Hektar, mit einem Ertrag an Orangen, Zitronen, Oliven, Feigen u. dgl. im Werte von 7,2 Mill. Doll., sonstiges Obstland 139,000 Hektar mit 14,5 Mill. Doll. Ertrag, Weinland 53,000 Hektar mit 5,6 Mill. Doll. (721,4 Mill. Pfd.) Ertrag an Trauben und 3,9 Mill. Doll. (19 Mill. Gallonen) an gekeltertem Wein. In den Orangenpflanzungen, die bis in die Gegend des Mount Shasta nordwärts reichen und ungefähr die Hälfte des Südfruchtareals einnehmen, zählte man 1889: 1,154,000,1899 aber 5,649,000 tragende Bäume, in den Olivengärten (1/11 des Südfruchtareals) 1889: 278,000,1899: 1,5 Mill., in den Mandelbaumanlagen (1/6 des Areals) 1889: 660,000,1899: 1,6 Mill. Ferner gab es 1899: 7,5 Mill. tragende Pfirsichbäume (mit 8,3 Mill. Bushels Ertrag), 4,2 Mill. Aprikosenbäume (mit 2,5 Mill. Bushels), 2,9 Mill. Apfelbäume (mit 3,5 Mill. Bushels), 2,5 Mill. Birnbäume (1,9 Mill. Bushels), 9,8 Mill. Pflaumenbäume (5,5 Mill. Bushels), 700,000 Kirschbäume (320,000 Bushels) und 700,000 Walnußbäume (mit 10,6 Mill. Pfd. Ertrag). Die Zahl der Weinstöcke, von denen manche viele Zentner Trauben tragen (ein Stock bei Santa Barbara angeblich 120 Ztr. in einem Jahre), betrug 1900: 90,7 Mill. Gutenteils ist der Weinbau in der Hand von Deutsch-Amerikanern, und rheinische sowie französische Reben werden seit den 60er Jahren des 19. Jahrh. besonders im Napa-, Sonoma- und Santa Claratal kultiviert, spanische und portugiesische Reben im Los Angeles-, San Gabriel-, San Bernardino-, San Diego- und San Joaquintal, nordamerikanische Reben dagegen (fast ausschließlich zur Tafeltraubengewinnung) im Sacramentotal. Die Rosinenbereitung ist namentlich im San Joaquintal (bei Fresno) im Schwange, die Dörrobstbereitung beinahe allenthalben, besonders aber im Santa Claratal. Von sonstigen Zweigen der Bodenkultur ist noch der Hopfenbau (1899: 2800 Hektar und 10,1 Mill. Pfd.) und der Zuckerrübenbau (16,000 Hektar und 86,7 Mill. Pfd. Zucker) hervorzuheben. Die Viehzucht hat vor allem gute Pferde aufzuweisen, 1900 mit einem Bestand von 515,464 Stück. Dazu gab es 88,252 Maultiere, 2787 Esel, 1,479,218 Rinder (wovon 326,756 Milchkühe), 2,581,584 Schafe und 622,365 Schweine. Die Molkerei erzielte 153,7 Mill. Gallonen Milch, 20,9 Mill. Pfd. Butter und 4,2 Mill. Pfd. Käse, während die Wollschur 13,7 Mill. Pfd. ergab. Sehr schwungreich wird auch die Bienenzucht betrieben, die 1899: 3,7 Mill. Pfd. Honig und 115,000 Pfd. Wachs erzeugte. Die Straußenzucht hat bei Los Angeles einen gewissen Erfolg zu verzeichnen, die Seidenraupenzucht bei San Diego. An der pazifischen Küsten- und Hochseefischerei, die 1899 mit 309 Schiffen und 28,208 Personen einen Fang im Werte von 13,7 Mill. Doll. erzielte, hat K. ebenfalls den Hauptanteil. – Sehr glänzend hat sich der Bergbau entwickelt, der lange den Hauptwirtschaftszweig des Staates bildete und seit den berühmten Goldfunden bei der Suttermühle des American River (1848–1902) für 1460 Mill. Doll. oder 60 Proz. von der gesamten Ausbeute der Union an Gold ergeben haben soll. 1850 wurde die Zahl der Goldgräber auf 50,000,1852 auf 100,000 geschätzt, während die Ausbeute sich 1848 auf 5 Mill. Doll., 1849 auf 22 Mill., 1850 auf 59 Mill. und im Durchschnitt der Jahre 1850–1859 jährlich auf 61 Mill. Doll. belief. Dann erschöpften sich verschiedene reiche Seifen, und der 1851 begonnene Goldgangabbau hat den Ausfall niemals völlig gedeckt. Immerhin wurden 1863 noch 50 Mill. Doll. erzielt, 1865 noch 35 Mill. und 1866–75 im Jahresdurchschnitt noch 23,5 Mill., 1876–85 noch 17 Mill. Doll. Erst 1898 hat sich K. (1893–1902 noch mit 15,5 Mill. Doll. durchschnittlicher Jahresförderung) von Colorado und Alaska überflügeln lassen. 1902 wird die Förderung wieder auf 16,8 Mill. Doll. bewertet, was gegen die Vorjahre eine Zunahme bedeutet, hauptsächlich durch die Fortschritte des Gangabbaues in der großartigen Erzzone des Mother-Lode. Der Silberbergbau, der sich vorwiegend an die genannten Beckenketten (Basin Ranges) knüpft, ergab in den besten Jahren (1883) 3 Mill. Doll., 1902 aber 0,5 Mill. und insgesamt (bis 1902) 52 Mill. Doll. Quecksilber gewann man 1850–1902 für 75 Mill. Doll., 1877: 79,000 Flaschen, 1902: 29,500 Flaschen, so daß K. zurzeit noch annähernd 30 Proz. zur Gesamtproduktion der Erde beiträgt. Die Kupferförderung wurde erst neuerdings namhaft, besonders in der mittlern Sierra Nevada und in den Trinity Mountains, 1902 stand K. aber mit 29,5 Mill. Pfd. im Werte von 4,7 Mill. Doll. innerhalb der Union nur Montana, Michigan und Arizona nach. Die Borax- und Borsäuregewinnung bewertete sich 1902 auf 2,2 Mill. Doll. Die kalifornischen Petroleumquellen endlich lieferten 1876 nur 12,000 Faß, 1895 aber 1,2 Mill., 1899: 2,7 Mill. und 1902: 14,4 Mill. Faß, sie sind also zurzeit der ansehnlichste Bodenschatz des Staatsgebiets nächst dem Golde. Die Kohlenförderung (1902: 88,460 Ton.) ist unbedeutend.

Die Industrie wird am meisten durch die ausgiebigen Wasserkräfte gefördert, welche die Sierra Nevada und andre Gebirge bieten, und die durch elektrische Transmission bis in Fernen von 350 km geleitet werden. 1900 gab es im ganzen 12,582 Betriebe mit 91,047 Arbeitern und für 302,874,761 Doll. Erzeugnisse. Besonders hervorragend waren: Fabrikation und Raffinerie von Zucker (13 Betriebe, 1828 Arbeiter und für 19,409,994 Doll. Erzeugnisse), Sägeholzindustrie (313 Betriebe, 5806 Arbeiter, 13,764,647 Doll.), Versandschlächterei (23 Betriebe, 660 Arbeiter, 8,232,680 Doll.), Müllerei (124 Betriebe, 857 Arbeiter, 13,100,944 Doll.), Konservenindustrie (136 Betriebe, 7486 Arbeiter, 13,081,829 Doll.), Gerberei (45 Betriebe, 1454 Arbeiter, 7,405,981 Doll.) etc. Der Handel ist ausgedehnt. Außer den drei Pacificbahnen gibt es zahlreiche andre; 1902 betrug die Gesamtlänge aller Bahnen 8998 km. Die Handelsflotte bestand 1900 aus 896 Schiffen von 321,889 T., wovon 306 Dampfer mit 165,340 T. Mit Ostasien und Australien ist K. von San Francisco aus durch regelmäßigen Postdampferverkehr verbunden.

Die Verfassung gibt das Wahlrecht jedem männlichen Bürger, der 21 Jahre alt ist und ein Jahr im Staat gelebt hat (seit 1871 auch den Negern, aber nicht Chinesen und Indianern). Die vollziehende Gewalt liegt in den Händen eines auf vier Jahre vom Volke gewählten Gouverneurs. Die gesetzgebende Gewalt wird ausgeübt von einem Senat und einer Assembly. Die 40 Senatoren werden auf vier Jahre, die 80 Abgeordneten auf zwei Jahre gewählt. In den Senat der Union entsendet K. 2, in das Repräsentantenhaus 8 Mitglieder; bei der Präsidentenwahl hat es 9 Stimmen. Die richterliche Gewalt wird von einem Obergericht (7 Mitglieder), Kreis- und Grafschaftsgerichten ausgeübt. Die Richter werden vom Volk auf 4,6 oder 12 Jahre gewählt. Das gesamte steuerbare Eigentum wurde 1902 auf 1,228,292,457 Doll. geschätzt, wovon 942,353,309 auf Grundbesitz, 47,711,755 Doll. auf Eisenbahnen entfielen. Eingeteilt wird K. in 57 Grafschaften. Sitz der Regierung ist Sacramento.

[Geschichte.] Bereits 1532 erreichte eine von Cortez ausgesandte Expedition die Halbinsel Niederkalifornien (jetzt zu Mexiko gehörig), deren Ost- und Westküste Fernando de Ulloa 1538 besuchte und das Land 1602 für Spanien in Besitz nahm; erst 1768 geschah dasselbe mit Oberkalifornien (Alta California) oder Neukalifornien, dem jetzigen Staate K. Die Jesuiten und nach ihnen die Franziskaner hatten die Kolonisation mit großem Erfolge geleitet. Als aber 1833 die republikanische Regierung die Säkularisation der blühenden Missionsstationen dekretierte, verließen die Missionare das Land, und die Indianer fielen allmählich wieder in ihre alte Barbarei zurück. Die Regierung von Mexiko tat nichts für das Land, und die Ansicht, daß das Wohl desselben die Trennung von Mexiko erheische, gewann immer mehr Boden. In diesem Sinne sprach sich eine 1846 nach Monterey einberufene Junta aus; nur war man unentschieden darüber, ob dem Anschluß an die Vereinigten Staaten oder an einen europäischen Staat der Vorzug gebühre. Da griffen die Vereinigten Staaten ein. Fast gleichzeitig erschienen in K. 1846 Fremonts »Forschungsexpedition« und ein Geschwader von Kriegsschiffen; die im Land ansässigen Amerikaner griffen zu den Waffen, überwältigten den Widerstand der Kalifornier, und das Gebiet von Oberkalifornien wurde durch den Frieden von Guadalupe Hidalgo 2. Febr. 1848 gegen eine Entschädigung von 15 Mill. Doll. von Mexiko an die Vereinigten Staaten abgetreten, während Niederkalifornien bei Mexiko verblieb. Die Frage, ob K. ein Sklavenstaat oder ein freier Staat werden solle, wurde durch die Bevölkerung selbst im letztern Sinn entschieden. Die Entdeckung der reichen Goldfelder 1848 brachte große Scharen freilich z. T. recht bedenklicher Volkselemente ins Land, auch viele Chinesen, gegen deren Zulassung sich bald eine starke Bewegung erhob. Sen jener Zeit aber datiert der überraschende Aufschwung Kaliforniens. Im Bürgerkrieg schloß sich K. den Nordstaaten an, nahm aber, infolge seiner Lage, fast gar nicht an demselben teil. Ohne je eine Territorialregierung gehabt zu haben, trat K. 9. Sept. 1850 als Staat in die Union ein. Vgl. Whitney, Geological survey of California (New York 1869); T. Kirchhoff, Kalifornische Kulturbilder (Kassel 1886); Lindley u. Widney, California of the South (3. Aufl., New York 1896); Muir, The mountains of California (das. 1894); Robinson, Life in California (San Francisco 1897); Knochenhauer, Der Goldbergbau Kaliforniens (Leipz. 1897); Holmes, Anthropological studies in California (50 Tafeln, U. S. National-Museum, 1902); Hittell, History of California (San Francisco 1886–97, Bd. 1–3); H. Bancroft, California pastoral 1769–1848 (das. 1888) und History of the Pacific States of North America, Bd. 13–19.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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