Jodwasserstoff

Jodwasserstoff

Jodwasserstoff HJ entsteht, wenn man Wasserstoff und Joddampf bei 300–400° über Platinschwamm leitet, und vielfach bei Einwirkung von Jod auf wasserstoffhaltige Körper; auch Wasser wird am Lichte durch Jod unter Bildung von J. und Sauerstoff zersetzt. Zur Darstellung von J. destilliert man Jodkalium mit Phosphorsäure. Der sich entwickelnde J. ist ein farbloses Gas, riecht wie Chlorwasserstoff, bildet an der Luft Nebel und kann leicht zu einer Flüssigkeit verdichtet werden. Bei 0° beträgt die Tension des flüssigen Jodwasserstoffes 4 Atmosphären, sein spez. Gew. bei 12° beträgt 2,27. In einer Kältemischung erstarrt der flüssige J. und schmilzt dann bei -51°. J. wird von Wasser reichlich (450 Volumen bei 10°) absorbiert. Eine solche Lösung (Jodwasserstoffsäure, Hydrojodsäure) erhält man auch durch Eintragen von Jod in eine Lösung von schwefligsaurem oder unterschwefligsaurem Natron (wobei schwefelsaures Natron gebildet wird), beim Übergießen von amorphem Phosphor mit Wasser und allmählichem Hinzufügen von Jod (wobei phosphorige Säure entsteht), ferner wenn man wenig Jod in Wasser suspendiert und Schwefelwasserstoff einleitet, bis das Jod verschwunden ist. In der gebildeten Jodwasserstoffsäure löst man dann Jod und verwandelt dies von neuem durch Schwefelwasserstoff in J. Die von dem ausgeschiedenen Schwefel abfiltrierte Lösung läßt sich durch Verdampfen auf einen Gehalt von 57 Proz. J. bringen. Wird in konzentrierte Jodwasserstoffsäure bei 0° J. geleitet, so erhält man rauchende Säure vom spez. Gew. 1,9–2,0. Bei der Destillation dieser Säure entweicht J., und dann geht eine Säure über, die bei 127° siedet und 57 Proz. J. enthält. Folgende Tabelle zeigt den Gehalt der Jodwasserstoffsäure bei verschiedenen spezifischen Gewichten und bei 13°:

Tabelle

Jodwasserstoffsäure verhält sich ganz wie Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure), bräunt sich aber an der Luft, besonders bei Einwirkung des Lichtes, und zersetzt sich zuletzt vollständig unter Ausscheidung von Jod; auch von Oxydationsmitteln wird sie leicht zersetzt. Sie dient zur Darstellung von Jodpräparaten und als kräftiges Reduktionsmittel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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