Huhn

Huhn

Huhn (Kammhuhn, Gallus L.), Gattung der Hühnervögel aus der Familie der Fasanen (Phasianidae), Vögel mit fleischig häutigem Kamm und zwei Kinn- oder Kehllappen (an beiden Unterkiefern, selten nur einem in der Mitte des Kinnes). Die Flügel sind kurz und gerundet, der Schwanz ist mittellang, wenig abgestuft, dachförmig und wird hoch getragen, die Mittelfedern der Hähne sind lang und sichelförmig gekrümmt. Typus der Kammhühner ist das Haus- oder Landhuhn. Man unterscheidet drei Arten, das Dschungelhuhn (G. Lafayetti Temm.) auf Ceylon mit goldbrauner, rotbraun gestrichelter Brust und gelbem, schwarz gestricheltem Hinterhals, das Sonneratshuhn (G. Sonnerati Temm.) mit schwarzer, weiß gestrichelter Brust und schwarzem, gelblichweiß geflecktem Hinterhals und das Bankivahuhn (Kasintu, G. gallus L.) mit goldbraunem Hinterhals und schwarzem Unterkörper, welches die weiteste Verbreitung hat und sich von den Vorbergen des Himalaja durch Vorder- und Hinterindien bis Java findet. Hier (nur im Hochland jenseit 800 m Meereshöhe) trifft es mit dem Gabe- oder Zwerghuhn (Gangegar, G. varius Shaw.), das einen ganzrandigen Kamm und keine Schnabellappen besitzt und Java (unterhalb 800 m), Lombok, Sumbawa und Flores bewohnt, zusammen. Die Wildhühner leben ähnlich den Haushühnern in Familien, die aus einem Hahn und bis 20 Hennen bestehen, sie unterscheiden sich vom Haushuhn besonders durch ihre Stimme; die Hähne aller Arten sollen sehr kampflustig sein. Das Bankivahuhn legt 8–12 milchweiße Eier und bemuttert die Jungen wie das Haushuhn. Nicht selten sollen Bastardierungen der nebeneinander wohnenden Arten vorkommen. Die Wildhühner lassen sich zähmen und pflanzen sich in der Gefangenschaft fort. Vgl. Temminck, Histoire naturelle générale des Gallinacées (Amsterd. 1815, 3 Bde.); Fitzinger, Arten und Rassen der Hühner (Wien 1877).

Abstammung des Haushuhnes.

Die Stammeltern unsers Haushuhnes waren höchstwahrscheinlich die heute noch in mehreren Abarten über einen großen Teil Ostindiens verbreiteten wilden Bankivahühner, mit denen verschiedene domestizierte Hühnerschläge große Ähnlichkeit haben, und auf die sie, sich selbst überlassen, zurückschlagen. Das Haushuhn ist über die ganze Erde mit Ausnahme der Polargegenden verbreitet, entfaltet aber seine größte Fruchtbarkeit in der gemäßigten Zone. Teils infolge klimatischer Einwirkungen, teils durch zufällige Kreuzungen, teils durch zielbewußte menschliche Züchtung sind zahlreiche Abarten und Schläge entstanden, gewöhnlich Rassen genannt; man zählt deren jetzt etwa 50, von denen die meisten noch in mehrere Farbenschläge sich teilen. Manche dieser Rassen sind schon in vorgeschichtlicher Zeit von Asien nach Europa gekommen und haben sich hier mannigfach verändert, andre verdanken ihre Einführung im Abendlande den Römern oder nach der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien den abendländischen Handelsvölkern; ja manche uralte Rassen sind erst in neuester Zeit aus Indien, China, Japan nach Europa gebracht; endlich sind auch in allerjüngster Zeit in Europa und ganz besonders in Nordamerika neue Rassen durch Kreuzung verschiedener alter geschaffen worden. Man hält die Hühner teils um ihres wirtschaftlichen Nutzens willen, teils aus Liebhaberei, ihrer Schönheit oder selbst ihrer bizarren Formen halber, und es bestehen in allen Kulturländern zahlreiche Vereine. die entweder nur der Nutzgeflügelzucht oder der Liebhaberei oder beiden Richtungen dienen wollen, sogar besondere Vereinigungen für jede nur einigermaßen verbreitete Rasse. Bei dem verschiedenartigen Zwecke, den die Liebhaber oder Sportzüchter einerseits und die Nutzgeflügelzüchter anderseits verfolgen, lag es nahe, die Rassen in die Gruppen der Nutzhühner und der Zierhühner zu scheiden; allein eine strenge Scheidung ist nicht durchführbar, da die Grenzen vielfach durcheinander fließen und die Haltung und Züchtung auf den Ertrag gleich großen Einfluß hat wie die Abstammung. Ebensowenig ist eine streng wissenschaftliche Einteilung nach dem Bau und andern körperlichen Merkmalen möglich, weil diese ebenfalls mannigfach ineinander verschwimmen. Durchgreifende Unterschiede bestehen nur zwischen den ungehäubten Rassen und den Haubenhühnern. Wir verzichten deswegen auf den Versuch einer wissenschaftlichen Gliederung, indem wir nur die Haubenhühner, sodann die Zwerghühner und die Hühner von abnormen körperlichen Eigentümlichkeiten als besondere Gruppen ausführen, die ungehäubten Hühner von normaler Größe hingegen, nach den Ländern geordnet, denen sie ihren Ursprung verdanken, voranstellen.

Hühnerrassen.

(Hierzu die Tafel »Hühnerrassen«, gezeichnet nach R. Kramers »Taschenbuch der Rassegeflügelzucht«, Verlag der Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.)

Die deutschen Hühnerrassen sind teils aus den alten deutschen Landhühnern, die sehr verschiedenartig waren, durch Paarung der gleichen Formen und Farben herausgezüchtet, teils aus Kreuzungen solcher mit fremden Rassen oder verschiedener fremder Rassen untereinander hervorgegangen. Sie sind von mittelgroßer oder kleiner Figur und schlanken Formen; jede Rasse war ursprünglich in einem begrenzten Teile Deutschlands heimisch. Die Ostfriesischen Möwen sind sehr fleißige Legehühner und zeigen auf silberweißem (Silbermöwen) oder goldgelbem (Goldmöwen) Grunde seine schwarze Sprenkelzeichnung regelmäßig über das ganze Gefieder verteilt. Ihnen sehr ähnlich und jedenfalls gleicher Abstammung sind die Westfälischen Totleger sowie die in Belgien und Holland heimischen Campiner und die neuerdings sehr in Aufnahme gekommenen Brakel. In Westfalen und einem Teil von Hannover haben die Lakenfelder ihre Heimat, die bei weißer Grundfarbe des Gefieders samtschwarzen Halsbehang und Schwanz haben und ungemein prächtig aussehen. Aus dem Regierungsbezirk Lüneburg stammen die Ramelsloher (Fig. 11), von weißer oder gelber Gefiederfarbe, mit blauen Beinen und Schnäbeln, größer und schwerer als die andern deutschen Landhühner; sie liefern die Hamburger Kücken und die Hamburger jungen Winterhühner, da in ihrer Heimat die Winterkückenzucht zu Hause ist. Aus Kreuzungen der Ramelsloher sind die ebenfalls zur Winterkückenzucht verwendeten Winsener, Hittfelder und Stuhrer Masthühner hervorgegangen. Die Thüringer Bausbäckchen oder Thüringer Barthühner sehen durch den starken Bart, der deutlich in Backen- und Kinnbart geteilt ist, ganz eigenartig aus und kommen in den verschiedensten Farben und Zeichnungen vor. Sehr stattliche Hühner sind auch die aus dem Gebiete des ehemaligen Herzogtums Berg (dem heutigen Regierungsbezirk Düsseldorf und angrenzenden Teilen von Westfalen) stammenden Bergischen Kräher und Schlotterkämme, beide fleißige Leger großer Eier, erstere schwarz mit goldgetupfter Zeichnung. Die Hähne der Bergischen Kräher zeichnen sich durch ihr ungemein langgezogenes Krähen aus, und in ihrer Heimat werden vielfach Wettkämpfe im Krähen veranstaltet. Weniger außerhalb ihrer Heimat verbreitet sind die Elsässischen Landhühner, mittelschwere Hühner von sehr verschiedener Zeichnung. Das Blut ausländischer Rassen ist überwiegend in den Nassauischen Landhühnern, einer Abart der rebhuhnfarbigen Italiener, den Sundheimer Fleischhühnern, einer Houdankreuzung, und den Augsburger Hühnern, einer Kreuzung von Laflèche und Italienern. Hierher gehören auch die Steirischen Landhühner, welche die berühmten steirischen Kapaune und Poularden liefern.

Die Mittelmeerrassen gleichen in ihren Formen den deutschen Hühnerrassen, werden aber größer und schwerer als diese. Sie legen sehr viel und sehr große Eier, sind jedoch schlechte oder höchstens mittelmäßige Fleischhühner und haben sämtlich weiße Ohrscheiben und sehr große einfache Kämme, die bei uns im Winter leicht erfrieren, bei den Hähnen aufrechtstehend, bei den Hennen seitlich überhängend. Sie brüten alle wenig oder gar nicht. Die größte Verbreitung unter ihnen haben die Italiener (Fig. 9) erlangt, mit denen vielfach die alten deutschen Landhühner gekreuzt, und von denen sie in manchen Gegenden völlig verdrängt sind. Sie haben gelbe Schnäbel und Beine und kommen in allen Gefiederfarben vor. Am meisten verbreitet sind die rebhuhnfarbigen oder goldhalfigen, die in der Zeichnung fast den wilden Bankiva gleichen. Sie gelangten im vorigen Jahrhundert auch nach Amerika und wurden dort Leghorn (der englische Name der Stadt Livorno, von der aus sie nach Amerika gebracht waren) genannt, ein Name, der auch in England und Deutschland für veredelte Italiener gebraucht wird. Eine sehr stattliche Mittelmeerrasse von stolzer Haltung sind die Spanier, von schwarzer Farbe, mit großem weißen Gesicht und lang herabhängenden weißen Ohrlappen, ein ziemlich weichliches H., daher in neuerer Zeit von den rotgesichtigen Minorka (Fig. 8) zurückgedrängt, die ihnen sonst sehr ähnlich, aber weit härter sind, dabei fruchtbar im Legen sehr schwerer Eier, weshalb sie sich großer Beliebtheit und weiter Verbreitung erfreuen. Auch die Andalusier sind ihnen ähnlich, haben jedoch blaues Gefieder. Die Schnäbel und Beine der drei letztgenannten Rassen sind grauschwarz.

Die verbreitetsten französischen Rassen gehören zu den Haubenhühnern und zeichnen sich meistens durch viel und zartes Fleisch aus; andre sind offenbar mit den Mittelmeerrassen verwandt, aber auch vorzugsweise auf Mastfähigkeit gezüchtet, wie die Le Mans, die Mantes und die La Bresse, welch letztere für Paris die feinsten Poularden liefern. Eine neuere französische Hühnerrasse sind die Faverolles, durch Kreuzung von Houdan, Brahma und Dorking hervorgebracht, ein Barthuhn, dem im Äußern noch die Beständigkeit und Gleichmäßigkeit fehlt, das aber als Masthuhn unübertroffen sein soll und weniger weichlich ist als die andern französischen Rassen, daher auch bei uns sich einzubürgern beginnt.

Unter den englischen Hühnerrassen sind erwähnenswert die Grauen Schotten oder Schottischen Kuckucksperber, ein verbessertes Landhuhn mit schöner Sperberzeichnung, sodann vor allem die Hamburger, ursprünglich deutsche Hühner, die ihren Namen wahrscheinlich daher tragen, daß sie über Hamburg nach England gelangt sind, von den Engländern zu einem der edelsten und schönsten Rassehühner herausgezüchtet. Sie legen sehr fleißig, wenn auch nur kleine Eier, haben schlanke, elegante Figuren, prächtig gezeichnetes, glänzendes Gefieder und sogen. Rosenkamm, d. h. einen Kamm, der breit aufgesetzt ist, eine Anzahl kleiner Spitzen in mehreren Reihen nebeneinander zeigt und nach hinten in eine lange, wagerechte Spitze, den sogen. Dorn, ausläuft. Es kommen fünf Farbenschläge vor, schwarze Hamburger (mißbräuchlich auch Schwarzlack genannt), silber und goldgetupfte Hamburger (Silbe [Fig. 10] und Goldlack), deren Federn auf silberweißem, bezw. goldfarbenem Grund am Ende der Federfahne einen großen runden, schwarzglänzenden Tupf zeigen, endlich silber- und goldgesprenkelte (Silber-, Goldsprenkel), von ungemein regelmäßiger Zeichnung, ähnlich den ostfriesischen Möwen. Größer als die Hamburger sind die im übrigen den goldgetupften Hamburgern gleichenden Rotkappen mit ungewöhnlich großem Rosenkamm. Die Dorking, ein fünfzehiges H., sind das feinste englische Fleischhuhn, von sehr massigem Körperbau, so daß sie ein Gewicht von 6 kg und darüber erreichen. Im Legen sind sie allerdings weniger hervorragend, brüten aber sehr gut. Sie kommen in verschiedenen Farben vor. Für Deutschland eignen sie sich weniger, weil sie zu weichlich sind.

Eine große und sehr verschiedenartige Gruppe der Haushühner bilden die asiatischen Rassen sowie diejenigen, welche aus Kreuzungen mit asiatischen Hühnern hervorgegangen sind. Die meisten sind sehr massig und zeichnen sich durch große Brutlust aus, während sie im Eier- und Fleischertrag sehr verschieden sind. Hierher gehören die Riesen unter den Hühnern, die Kotschinchina und die Brahmaputra, beide mit sehr bauschigem Gefieder und langen Federn an den gelben Füßen. Die Kotschinchina (Fig. 1), kurz Kotschin genannt, legen nur mäßig und haben zwar viel, aber grobes Fleisch. Sie brüten und führen sehr gut. Ihre Einführung in Europa in den 40 er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat in England und Deutschland den Anstoß zur Rassegeflügelzucht und zu der Gründung der Geflügelzuchtvereine gegeben. Ihre Farben sind gelb, schwarz, weiß, rebhuhnfarbig und gesperbert. Die Brahmaputra, kurz Brahma, sind ihnen im Äußern wie in den wirtschaftlichen Eigenschaften ähnlich, übertreffen sie jedoch im Eier- und Fleischertrag. Es gibt helle Brahma, weiß mit schwarzer Zeichnung, und dunkle, schwarz mit weißer Zeichnung. Auch die Langschan (Fig. 2; mißbräuchlich meist nach englischer Schreibweise Langshan geschrieben) ähneln den Kotschin in der Figur, haben jedoch grauschwarze Beine und Schnäbel. In England werden sie nur mit schwach befiederten Läufen, in Deutschland fast ausschließlich glattfüßig gezüchtet. Neben den ursprünglich schwarzen Langschan hat man auch weiße, blaue und gelbe gezogen. Sie legen besser als die Kotschin und haben sehr seines, weißes Fleisch, brüten gut und sind überaus hart, daher wirtschaftlich eine der wertvollsten Hühnerrassen, die auch zu Kreuzungen sehr geeignet ist. Eine völlig davon verschiedene und in ihre e Erscheinung durchaus eigenartige Rasse sind die Malaien, die höchste aller Hühnerrassen, von sehr aufrechter, herausfordernder Haltung. Der niedrige, wulstige Kamm, der vorstehende Augenbrauenknochen, das feurigtrotzige Auge und der hakenförmig gekrümmte Oberschnabel geben diesem H. etwas Wildes, Raubvogelartiges, wozu auch sein kampflustiges Wesen stimmt. Der wirtschaftliche Nutzen ist gering. Die Malaien kommen in verschiedenen Farben vor und sind nahe verwandt mit den Kampfhühnerarten, wahrscheinlich sogar die Stammeltern einiger Kampfhühnerrassen. Ihre nächsten Verwandten sind die Indischen Kämpfer, auch Cornwallische Kämpfer genannt, weil sie in der englischen Grafschaft Cornwallis viel gezüchtet und veredelt sind. Sie haben glänzend goldbraunes, schwarz gesäumtes Gefieder und sehr stark entwickelte Muskulatur. Ebenfalls nahe verwandt mit den Malaien sind die Aseelhühner, auch aus Indien stammend und verschieden gezeichnet. Die Englischen Kämpfer (Fig. 6) oder Kampfhühner sind nachweislich in England schon seit Jahrhunderten zu den dort früher sehr häufig stattfindenden und auch jetzt noch nicht ausgerotteten Hahnenkämpfen in zahlreichen Farbenschlägen gezüchtet worden und zerfallen in zwei Gruppen, die niedriger gestellten altmodischen englischen Kämpfer von vollern Formen und die höhern neumodischen englischen Kämpfer, die fast nur aus Knochen, Sehnen und Muskeln mit sehr kurzem, hartem Gefieder bestehen und schon durch ihre aufrechte Figur die Abstammung von den Malaien verraten. In Figur und Gefieder von ihnen abweichend sind die Belgischen und die Nordfranzösischen Kämpfer (auch Normannenhühner genannt). Der wirtschaftliche Wert aller Kampfhühner ist nicht sehr groß, obwohl einige bei ihrer vollen, fleischigen Brust durch Kreuzung mit andern Rassen zur Erzeugung guter Fleischhühner sich wertvoll erwiesen haben. Vermutlich sind auch die Sumatra und Jokohama mit den Malaien verwandt. Sie zeichnen sich durch fasanenähnliche Haltung, langen Rücken u. wagerecht getragenen Schwanz aus, dessen Sichelfedern beim Hahn bis zu 1 m lang werden. Die Jokohama stammen aus Japan, ebenso die Phönixhühner, bei deren Hähnen die Schwanzfedern sogar eine Länge bis zu 2 m erreichen. Die drei letztgenannten Rassen sind Zierhühner und schwer auszuziehen; doch sind die Hennen zuverlässige und sanfte Brüterinnen.

Aus Kreuzungen mit asiatischen Rassen sind viele neuere sehr gute Nutzrassen hervorgegangen. Eine Langschankreuzung sind die von dem englischen Züchter W. Cook geschaffenen Orpington, in schwarz, weiß, gelb und dreifarbig vorkommend. Sie gleichen in der Figur den Langschan, haben aber noch vollere, rundere Formen, sind vorzügliche Fleischhühner und nicht minder treffliche Winterleger mit mäßiger Brütlust, dabei leicht auszuziehen, wetterhart und frühreif, daher als vielseitige Nutzhühner sehr beliebt. In den wirtschaftlichen Eigenschaften stehen ihnen die auch erst in neuester Zeit geschaffenen amerikanischen Hühnerrassen ziemlich gleich. Die schwersten derselben sind die Plymouth Rocks (Fig. 3), zuerst in schöner Sperberzeichnung, dann aber auch weiß, schwarz und gelb gezüchtet, in erster Linie Fleischhühner. Die Dominikaner, ebenfalls ein gesperbertes H., unterscheiden sich von ihnen durch die schlankere Figur und den Rosenkamm. Das beste und vielseitigste amerikanische Nutzhuhn sind die Wyandottes (Fig. 4), freilich nicht ganz so schwer wie die Plymouth, aber von seinem Fleisch und sehr fleißige Legehühner, ebenfalls mit Rosenkamm. Sie haben auch bei uns große Verbreitung erlangt, weil sie ein Nutzhuhn ersten Ranges sind und dabei durch schöne Formen und Farben zugleich den Liebhaber befriedigen. Äußerlich bestechen die silber- und goldgesäumten am meisten; doch sind auch die weißen, gelben und rebhuhnfarbigen beliebt. Von ihnen unterscheiden sich die amerikanischen Wunderhühner fast nur dadurch, daß sie schwach befiederte Läufe haben. Einer Langschankreuzung verdanken vermutlich die Java ihr Dasein, die sowohl rein schwarz als schwarzweiß gescheckt vorkommen. In Belgien züchtet man mit Vorliebe die Mechelner Kuckuckhühner (Fig. 5), seltener die weißen Mechelner, Kotschinkreuzungen mit schwacher Fußbefiederung, von sehr hohem Gewicht und ungemein zartem Fleisch, iedoch weniger gut im Legen. Aus Siebenbürgen stammen die Nackthälse, wahrscheinlich eine Malaienkreuzung, durch den nackten roten Hals häßliche Hühner, jedoch als Lege- und Fleischhühner vortrefflich und dabei recht hart.

Die Haubenhühner zerfallen in die eigentlichen Haubenhühner, die in ihrem Knochenbau von den ungehäubten Rassen sich dadurch unterscheiden, daß ihr Schädel eine halbkugelförmige Erhöhung (Protuberanz) aufweist, auf der die mehr oder weniger große Haube steht, und die uneigentlichen Haubenhühner, denen die Schädelerhöhung fehlt. Von den eigentlichen Haubenhühnern sind einige nur Zierhühner, so die fast verschwundenen Sultanhühner, ferner die Holländer und die Paduaner. Die Holländer (früher Polands oder Polen genannt) haben schwarzes Gefieder mit weißer Haube, die Paduaner (ehemals Brabanter) haben außer der Haube auch einen starken Bart und kommen am häufigsten silbergesäumt (weiß mit schwarzem Saum), goldgesäumt (gelb mit schwarzem Saum) und chamoisfarbig (gelb mit weißem Saum), außerdem noch in einigen andern Farben vor. Sie gehören gleich den Holländern zu den prächtigsten Zierden des Hühnerhofes. Die verbreitetsten französischen Hühnerrassen, sämtlich feinste Fleischrassen, aber mit Ausnahme der Houdan im Legen weniger hervorragend und für unser Klima zu weich, gehören ebenfalls zu den Haubenhühnern. Die Houdans sind ein vielseitiges Nutzhuhn mit schwarzweiß geschecktem Gefieder und sogen. Blätterkamm oder Schmetterlingskamm, der aus zwei gleich den Flügeln eines Schmetterlings auseinander stehenden Blättern gebildet wird. Die Crèvecoeurs (Fig. 7) haben sehr starke Haube und einen aus zwei nach außen gebogenen Hörnern bestehenden Geweihkamm. Die Laflèches haben nur eine ganz kleine Haube (Schopf) und einen aus zwei aufrechtstehenden Hörnern gebildeten Kamm; sie sind höher gestellt als Houdans und Crèvecoeurs und liefern sehr seines Tafelgeflügel. Den französischen Rassen sehr nahe stehen die Breda (auch Krähenschnabel oder Geldernhuhn genannt), fast ohne Kamm, mit kleinem Schopf, aus Holland stammend, aber nur noch sehr selten gezüchtet, obwohl das Fleisch vorzüglich ist.

Zahlreich sind die Arten der Zwerghühner, natürlich vorzugsweise Zierhühner, obwohl einige auch durch fleißiges Legen sich auszeichnen. Die englischen Zwerghühner sind meist federfüßig und kommen in verschiedenen Farben vor, ebenso die glattfüßigen Bantam, von denen die silber- und goldgesäumten Silber- und Goldbantam nach ihrem Züchter auch Sebright-Bantam genannt werden und sehr hübsch aussehen. Die Zwergkämpfer, in verschiedener Zeichnung, sind vollkommene Abbilder der großen englischen Kämpfer. Zahlreiche Zwerghühnerarten hat Japan hervorgebracht. Die japanischen Zwerghühner (Chabos, Fig. 12) haben äußerst kurze Läufe, aber ungemein stolze und kecke Haltung; sie sind in mehreren teils einfarbigen, teils gezeichneten Farbenschlägen vorhanden. Die aus großen Hühnerrassen künstlich herausgezüchteten Zwergformen bezeichnet man als bantamisierte Hühnerrassen. Sie gleichen ihren großen Vorbildern; am meisten verbreitet sind Zwergkotschin, Zwergbrahma, Zwergmalaien.

Endlich verdienen noch einige abnorme Hühnerrassen Erwähnung. Die Krüper, Kriecher oder Dachshühner gleichen in der Figur völlig gewissen großen Hühnerrassen, haben aber ganz kurze Beine, so daß sie mit dem Bauch fast den Boden berühren. Kaulhühner oder Kluthühner nennt man schwanzlose Hühner, Negerhühner solche mit schwarzer Hautfarbe; Seidenhühner oder Haarhühner haben ein haarartiges, seidenweiches Gefieder, während bei den Strupphühnern die Federfahnen nach außen gekrümmt sind.

Unter den zahlreichen Hühnerrassen vermag sowohl der Liebhaber als der Nutzgeflügelzüchter die seinen Zwecken entsprechenden auszuwählen, ohne daß er genötigt ist, zu Kreuzungen seine Zuflucht zunehmen.

Erzeugnisse der Hühnerzucht.

Die Tabelle auf S. 618 gibt einen Überblick über die Produktion der Hauptrassen nach der durchschnittlichen Zahl und dem Durchschnittsgewicht der Eier und dem Gewicht der ausgewachsenen Tiere. Dabei ist allerdings zu beachten, daß durch Haltung, Pflege und geeignete Zuchtwahl sich die wirtschaftlichen Eigenschaften der einzelnen Rassen steigern lassen, während sie bei ausschließlicher Zucht auf Äußerlichkeiten (Gefieder u. dgl.) zurückgehen. Eiweiß, Dotter und Schale sind ebenfalls in ihrem Gewichtsverhältnis zueinander bei allen Rassen veränderlich, und das Verhältnis derselben hängt vor allem von der Fütterung und Pflege ab. Im Durchschnitt kommen auf die Schale 10–11, auf das Eiweiß 50–60 und auf die Dotter 30–35 Proz. des Eigewichtes. Die vierte Spalte bezeichnet die schätzbare Eigenschaft des Spätherbst- und Winterlegens (+ bedeutet gute Winterleger), die siebente Spalte die Brütlust (+ bedeutet gute Brüter), die achte die Haltung (+ bedeutet leichte Aufzucht, / daß großer Auslauf notwendig ist).

Je größer die Brütlust, desto weniger legen die Hühner; daher werden von den meisten Züchtern die gar nicht oder wenig brütenden Rassen vorgezogen. Die Eigenschaft des Winterlegens läßt sich durch Frühbruten fördern. Bei der Auswahl einer Rasse hat man vom wirtschaftlichen Standpunkt nicht bloß auf Legefähigkeit und Fleischertrag, sondern auch auf die Leichtigkeit der Aufzucht, die Anpassungsfähigkeit an klimatische Verhältnisse, den Futterbedarf, die Brütlust, wenn man nicht künstlich ausbrüten will, Rücksicht zu nehmen. Zweckmäßig ist es unter Umständen, neben einer nichtbrütenden Rasse einige brütlustige Hennen zu halten. Als Legehühner eignen sich für Deutschland neben einigen einheimischen Rassen vorzugsweise Brakel, Italiener und Minorka sowie deren Kreuzungen. Vielfach zieht man jedoch in neuerer Zeit schwerere Rassen, wie Brahma, Langschan, Plymouth Rocks und ganz besonders Wyandottes und Orpington vor, weil diese fleißige Winterleger sind, wenn sie auch in der Gesamtzahl und im Gewicht der Eier hinter jenen Legerassen ersten Ranges zurückstehen, und weil sie zugleich als Fleischhühner sich auszeichnen. Wo die Verhältnisse sich dazu eignen, namentlich auf flotten Absatz zu rechnen ist, da ist überhaupt die Zucht auf Fleischproduktion lohnender als die auf Eierproduktion.

Tabelle

Hühnerstall. Ernährung. Krankheiten.

Der Hühnerstall, wie einfach er sonst auch hergerichtet sein mag, muß möglichst warm, zugfrei, genügend groß und leicht zu reinigen sein. Denn peinliche Reinlichkeit ist die sicherste Vorbeugung gegen Krankheiten, die öfters seuchenhaft auftreten, und trägt wesentlich zum Wohlbefinden der Insassen bei, besonders im Winter, wo die Tiere mehr auf ihren Stall angewiesen sind. Südliche Lage ist vorzuziehen und dann Tür und Fenster auf der Südseite anzubringen, letzteres, innen vergittert, den Sommer hindurch Tag und Nacht offen zu halten. Die Sitzstangen sollen mindestens 45 cm weit voneinander und 50 cm von der Wand entfernt, 60 cm hoch über dem Boden und in Ausschnitten liegen, um abgenommen und wie jene gründlich gereinigt werden zu können. Sie dürfen weder zu schwach noch zu stark sein, so daß die Tiere sie mit ihren Zehen umfassen, und nicht zu glatt, damit sie sich darauf festhalten können. Der Boden wird mit Torfmull, Sand, trockner, mit Asche vermischter Erde, kurzem Stroh, Fichtennadeln etc. bestreut, in einer Ecke ein mit Asche gemischter Sand- oder Erdhaufen zum Trockenbad der Hühner errichtet. Eine Verbindung mit dem Viehstall sorgt im Winter für Wärme und reizt zum Legen. Gegen Parasiten helfen regelmäßiges und genaues Reinigen, Besprengen und Bestäuben mit gelöschtem Kalk, Insektenpulver u. dgl. Legekörbe oder Legekasten werden an den Wänden oder am Boden angebracht und mit Gerstenstroh ausgelegt.

Die Nahrung der Hühner ist teils animalischer, teils vegetabilischer Art. Allerlei Insekten und deren Eier und Larven, besonders die der größern Fliegenarten, Würmer, kalt- und warmblütige Wirbeltiere, die sie zerstückeln oder verschlingen können, rohes, gekochtes und gebratenes Fleisch machen jene aus; an Vegetabilien verzehren sie verschiedene Grünpflanzen, Blätter, Blüten, Samen, besonders Getreide aller Art: dies alles in der Freiheit auf Wiesen, Äckern, im Hof, in Wald und Garten. Eifrig sind sie vornehmlich auf den Düngerstätten im Hervorscharren der verschiedenen Larven, in deren Aufsuchen sie bald ihre Jungen unterrichten. In der warmen Jahreszeit finden sie bei freiem Auslauf so viel und vielerlei Nahrung, daß sie höchstens am Abend noch eines Futters bedürfen, kaum des Morgens. In eingefriedigten Räumen aber, wie auch im Winter, gibt man ihnen täglich zweimal Körner und einmal Weichfutter, dazu stets, solange es möglich, G ün futter: zartes Gras, Blätter der Latticharten, Kohlarten und ähnliches. Als Körnerfutter steht obenan die Gerste; dann folgen Weizen, Buchweizen, Hafer, teils gequellt oder gekocht, teils, namentlich der Hafer, mit gebrühter Gersten- oder Weizenkleie vermischt. Als alleiniges Weichfutter sind gekochte und etwas gesalzene Kartoffeln, mit Weizenkleie und Fleischabfällen oder Fleischmehl, Fischmehl u. dgl. vermischt und gemengt, im Winter lauwarm, aber nicht heiß, zu empfehlen. Abwechselung im Körnerfutter, jedoch jede Getreideart für sich allein. Schwarz- und Weißbrot, trocken oder in Wasser, Milch etc. geweicht, ist besonders im Win ler wohltätig. Niemals soll man mehr vorwerfen, als die Hühner eben in einer Mahlzeit verzehren können. Während des Brütens füttert man Gerste, allenfalls etwas Brot und Grünes. Auch für verwitterten Kalk, Mörtel, gestoßene Eischalen und Kies muß man forsorgen. Den Küchlein gibt man zunächst Buchweizengrütze, Ameisenpuppen, Maden, wenn man solche haben kann; dann ein Gemenge aus hart gekochten, geriebenen Eiern und Brot, dem man sein geschnittenes, zartes Gras beimischen mag; später Hirse, kleinen Weizen, gekochten Buchweizen u. dgl. Als Getränk gibt man reines Wasser oder noch besser Milch.

Bei kleinern und mittelgroßen Rassen gibt man einem Hahn 10–15 Hennen, bei größern aber nur 6–10. Um Winterleger oder frühreife Junge zu erhalten, setzt man die Hennen frühzeitig im März. Einer mittelgroßen Henne legt man 11–13, einer großen 15–16 Eier unter. Die Brutzeit dauert meist 21 Tage, je nach der Temperatur einen oder ein paar Tage länger, selten einen Tag weniger. Die Küchlein sind vor Kälte und Nässe, vor Zugwind, aber auch vor allzu starker Sonnenglut zu wahren, alles übrigebesorgt die Gluckhenne, wenigstens 6 Wochen lang. über künstliche Bruts. Geflügelzucht, S. 451.

Die Hühner sind mancherlei Krankheiten ausgesetzt, die unter Geflügelcholera und Geflügelkrankheiten (s. diese Artikel) besprochen sind.

Nutzen der Hühnerzucht.

Um die jungen Hähne erfolgreich zu mästen und ein feineres Fleisch zu erzielen, pflegte man sie zu kastrieren. Die sogen. Kapaune zeichnen sich in der Tat durch große Mastfähigkeit aus. Gegenwärtig ist man aber von diesem Verfahren mehr und mehr zurückgekommen und zieht vor, junge unverschnittene Hähne, die aber noch nicht mit Hennen in Berührung gekommen sein dürfen, zu mästen. Unter der Benennung Poularden sind junge Hennen zu verstehen, die, ohne irgend eine Operation erduldet zu haben, im Herbst eingesperrt und auf verschiedene Weise gemästet werden. – Die Meinungen und Urteile über den Nutzen der Hühnerzucht sind geteilt. Einige Landwirte sehen das Halten der Hühner als etwas sehr Vorteilhaftes an und stellen sehr günstige Berechnungen des ansehnlichen Gewinnes, den ein Landwirt daraus ziehen könne, auf. Andre aber leugnen den Nutzen und raten den Landwirten, nicht mehr Hühner zu halten, als sie zu ihrer eignen Haushaltung nötig haben. Soviel ist gewiß, daß man die Hühnerzucht mit größerm Vorteil treibt, wenn die Hühner den größten Teil des Jahres hindurch das, was sie zur Nahrung bedürfen, auf dem Wirtschaftshof, auf den Miststätten, vor den Ställen und Scheunen selbst auffinden, ohne daß sie besonders gefüttert werden müssen. Doch auch, wenn die Hühner das ganze Jahr hindurch besonders gefüttert werden müssen, wirft ihre Zucht noch einigen Gewinn ab. Der Hauptnutzen, den die Hühner gewähren, besteht in ihrem Fleisch und in den Eiern. In Frankreich, wo die Hühnerzucht sehr ausgebildet ist, züchtet man unter Berücksichtigung der Forderungen des Marktes verschiedene Rassen und auf verschiedene Weise für die Fleisch- und für die Eierproduktion. Die Hühnerfedern werden manchmal benutzt, um Betten damit zu füllen (vgl. Federn). Die langen Schwanzfedern werden gefärbt und ungefärbt zu Federbüschen, Kehrbesen und Wedeln gebraucht und die langen Hals- und Bürzelfedern zu Mussen. Der Hühnermist entspricht als Dungmittel dem Taubenmist, obgleich er nicht so hitzig ist, wirkt auf das Wachstum der Pflanzen schnell und reizend, doch nicht nachhaltig; für Spargelbeete sowie zur Wiesen- und Kleedüngung ist er sehr nutzbar.

Weiteres über Zucht der Hühner, ebenso über Vereine und Maßregeln zur Hebung der Hühnerzucht sowie über Literatur s. Geflügelzucht.

Geschichtliches, Mythologisches etc.

Hahnenkämpfe (Alektryomachien) waren bei den Malaien seit alter Zeit gebräuchlich, im alten Athen wurden solche jährlich veranstaltet in der Erinnerung daran, daß die Athener aus dem Anblick zweier kämpfender Hähne eine gute Vorbedeutung für ihren Widerstand gegen die Perser genommen hatten. Auch in andern Städten Griechenlands, Kleinasiens und Siziliens, besonders aber in Rom waren Hahnenkämpfe beliebt. Man machte die Tiere durch Reizmittel kampflustig und versah sie mit eisernen Sporen. Die christliche Kirche eiferte gegen dies Vergnügen, aber durch das ganze Mittelalter und bis in die neueste Zeit waren Hahnenkämpfe in England, den Niederlanden, Italien, Deutschland wie auch in Zentralamerika, in Ostindien und China beliebt. In England wurden die Hahnenkämpfe systematisch geregelt, namentlich unter Heinrich VIII. und Karl II., und ersterer veranstaltete das erste große nationale Hahnengefecht in Westminster, das sich seitdem in dem Royal cockpit erhielt. In neuerer Zeit wurden die Hahnenkämpfe in England gesetzlich verboten, doch finden sie im geheimen noch immer statt.

Schon Belon wies 1555 nach, daß der Hahn seit dem höchsten Altertum bei allen Völkern die Uhr der Nacht gewesen ist. Auf indobaktrischem Gebiet wurde er wegen seiner Gewohnheit, um Mitternacht zu krähen, zunächst gezüchtet; den Dienern Ahuramazdas wurde er zum heiligen Tier, das durch sein Krähen das Nahen des Lichtes ankündigt. Als stets kampffertig war er dem Ares heilig, und sein Krähen wurde, besonders in Beziehung auf Krieg, für weissagend und siegverkündend gehalten. Zugleich war er aber auch dem Apollon (als dem Sonnengott), der Athene (zum Zeichen der Wachsamkeit), dem Asklepios, auch der Nacht und den Laren geweiht. Die Griechen opferten, von einer Krankheit genesen, dem Asklepios einen Hahn. Auf manchen griechischen Münzen und römischen Statuen erscheint er als Sinnbild der Wachsamkeit und in demselben Sinn als Attribut des Merkur. Auch als Mittel, die Zukunft zu erforschen, wurde er bei der sogen. Alektryomantie benutzt. Man zog einen Kreis, schrieb die Buchstaben des Alphabets in denselben, legte auf jeden ein Korn und ließ den hineingesetzten Hahn fressen. Die Buchstaben, von denen das Korn weggefressen wurde, stellte man zu der Antwort zusammen. Wegen seiner Verliebtheit erscheint der Hahn in den indischen Mythen als Begünstiger der Liebeshändel. Dieselbe Rolle spielte er bei den Griechen, und bei den Vermählungsfesten der alten Römer bezeichnete er den Bräutigam. Noch heutigestags weist das Sprichwort: »Hahn im Korbe sein« auf diese Spur. In Rußland führt man einen Hahn in einen Kreis junger Mädchen, von denen jede ein Haferkorn vor sich liegen hat. Diejenige, deren Korn er zuerst aufpickt, hofft sich zuerst zu verheiraten. Bei den Persern gilt der Hahn als das tröstende Bild der Auferstehung aus der Todesnacht, und auf manchen Abraxasgemmen figuriert er als Hinweis auf die Sonne, wie er ja den Ausgang der Sonne oder den Anbruch des Tages anzuzeigen pflegt (s. Abraxas, mit Abbildung). Die Brahmanen verboten den Genuß seines Fleisches als unrein. Im christlichen Volksglauben verscheucht der Hahnruf die bösen Geister (Havelot). Die Voluspa (s. Edda) weist ihm neben dem Höllenhund Garm seinen Platz in Helheim an, und auch in Asgard befindet sich ein wachsamer Hahn. Noch im heutigen Volksglauben ist der Teufel an der Hahnenfeder kenntlich (»Faust«). In der jüdischen Salomosage wird von Asmodi (s. d.), dem Dämonenkönig, erzählt, er habe Hahnenfüße. Auf dem Kirchturm erscheint der Hahn als Symbol der Wachsamkeit, auch als Wetterprophet. Seit dem 15. Jahrh. gehört der Hahnenkamm zum Narrenputz, die Narren erhielten einen ausgezackten Streifen roten Tuches, und daher heißt noch heute bei den Engländern ein Narr oder Geck coxcomb (cock's-comb). Übrigens stammt der Hahnenkamm auf der Narrenkappe wohl noch aus dem klassischen Altertum (vgl. Cukianos in den »Lapithen«), ein rechter Lustigmacher sollte Keckheit und Streitlust besitzen wie ein Hahn. Auf den Münzen der französischen Konstituante von 1791 erscheint der Hahn zu den Füßen des Genius von Frankreich als Symbol der Wachsamkeit. Die Annahme, daß der Hahn Sinnbild des französischen Volkes sei, beruht unter Anlehnung an das lateinische gallus, das zugleich H. und Gallien bedeutet, auf einem Scherz, indes gilt der Hahn noch heute als Symbol französischen Übermutes. Von den französischen Münzen ist der Hahn seit 1791 bis zur Restauration niemals ganz verschwunden und erschien von neuem 1871. Das Julikönigtum setzte den Hahn auf die Fahnenstange und die Degengriffe der Offiziere. Vgl. E. Bäthgen, De vi ac significatione galli in religionibus et artibus Graecorum et Romanorum (Götting. 1887).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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