Hartel

Hartel

Hartel, 1) Wilhelm, Ritter von, Philolog und Staatsmann, geb. 29. Mai 1839 zu Hof in Mähren, studierte 1859–63 in Wien, habilitierte sich 1866 daselbst und wurde 1869 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der klassischen Philologie. 1882 durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone in den Adelstand erhoben und 1891 zum Direktor der Hofbibliothek und lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, wurde er 1896 Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht, 1. Okt. 1899 im Kabinett Clary Leiter dieses Ministeriums und 19. Jan. 1900 im Kabinett Körber wirklicher Unterrichtsminister. Seine Hauptwerke sind: »Homerische Studien« (Wien 1871–74, 3 Tle.; 1. Teil in 2. Aufl., Berl. 1873); »Demosthenische Studien« (Wien 1877 bis 1878, 2 Tle.); »Studien über attisches Staatsrecht und Urkundenwesen« (das. 1878); »Über die griechischen Papyri Erzherzog Rainer« (das. 1886); »Kritische Versuche zur 5. Dekade des Livius« (das. 1888); »Patristische Studien« (das. 1890–95, 6 Hefte). Außerdem gab er den Eutropius (Berl. 1872) heraus, ferner in dem unter seiner Mitleitung von der Wiener Akademie veranstalteten »Corpus scriptorum ecclesiasticorum« den Cyprian (Wien 1868–1874, 3 Bde.), Ennodius (das. 1882), Luzifer von Cagliari (das. 1886), Pontius Meropius Paulinus Nolanus (das. 1894–95, 2 Bde.), endlich die »Bibliotheca patrum latinorum Hispaniensis« (bis jetzt Bd. 1, das. 1887) und bearbeitete die 17.–21. Auflage von Curtius' »Griechischer Schulgrammatik« (Leipz. 1888–93). Seit 1876 war H. Mitredakteur der »Zeitschrift für österreichische Gymnasien«; 1879 begründete er mit Schenkl die »Wiener Studien«.

2) August, Architekt, geb. 26. Febr. 1844 in Köln, gest. 18. Febr. 1890 in Straßburg, erhielt seine Vorbildung auf der Gewerbeschule in Köln und trat 1860 in das Atelier des Stadtbaumeisters Raschdorff. Dann bildete er sich bei A. Lange weiter, der ihn in das Studium des gotischen Baustils einführte, der für seine spätern eignen Schöpfungen maßgebend wurde. In einer Konkurrenz um den Bau einer evangelischen Kirche in Krefeld gewann er 1870 den ersten Preis, und zugleich wurde ihm die Ausführung übertragen, die seine Übersiedelung nach Krefeld zur Folge hatte Dort entfaltete er eine lebhafte Tätigkeit auf dem Gebiete des Kirchenbaues. Unter den Kirchen, die er in dieser Zeit ausgeführt hat, nimmt die Christuskirche in Bochum die hervorragendste Stelle ein. 1881 führte er das Hauptgebäude für die Gewerbeausstellung in Halle aus. Nachdem er sodann in der Preisbewerbung um die Peterskirche in Leipzig Sieger geworden, ließ er sich dort nieder und führte den Bau mit K. Lipsius aus (s. Tafel »Leipziger Bauten«). Später verband er sich zu gemeinsamer Tätigkeit mit B. Schmitz, 1885 mit S. Neckelmann und beteiligte sich mit ihnen an zahlreichen Konkurrenzen, die ihm viele Erfolge einbrachten. So wurde ihm unter anderm die Ausführung des Landesausschußgebäudes und der Jung-St. Peterskirche in Straßburg i. E. übertragen, und diese Aufträge hatten zur Folge, daß er 1889 als Münsterbaumeister nach Straßburg berufen wurde. Er gab heraus: »Die hervorragendsten ältern Bauwerke in Köln a. Rh.« (Leipz. 1886); »Architektonische Details des Mittelalters« (Berl. 1889–91, 3. Ausg. 1896; daraus in Sonderausgabe: »Altäre und Kanzeln«, 1892); »Aus unsrer Mappe. Auswahl hervorragender Entwürfe« (mit Neckelmann, Leipz. 1888; zweite Serie, Berl. 1889); »Moderne Kirchenbauten« (das. 1888–89; fortgesetzt von Seibertz).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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