Harnabfluß, unwillkürlicher

Harnabfluß, unwillkürlicher

Harnabfluß, unwillkürlicher (Incontinentia urinae, Enuresis), nach Verletzung der Blase, bei Blasenschwäche oder Blasenlähmung infolge von Rückenmarksleiden. Frauen erleiden bei einer schweren Geburt Zerreißung der Scheide und Blase und erwerben infolgedessen eine Blasenscheidenfistel, solche kann auch durch Übergreifen einer krebsigen Neubildung von der Scheide und der Gebärmutter auf die Harnblase entstehen. Viel seltener führen Blasenmastdarmfisteln (auch beim Mann) zu Harnabfluß. Bei zahlreichen Rückenmarkskrankheiten kommt u. H. durch Lähmung des Blasenschließmuskels zustande, wobei der dauernd der Blase zufließende Harn sofort abträufelt. In andern Fällen ist außer dem Schließmuskel auch der die Entleerung der Blase vollziehende Hohlmuskel (Musculus detrusor) gelähmt, dann tritt u. H. bei dauernd gefüllter Blase ein, da der elastische Widerstand des Blasenhalses und der Harnröhre erst nach Erreichung eines gewissen Druckes in der Blase durch deren Füllung überwunden wird (Ischuria paradoxa). Schwäche des Blasenschließmuskels kommt auch bei blutarmen jungen Leuten, bei Frauen nach Erkrankungen der innern Geschlechtsorgane, nach Überdehnung infolge einmaliger oder häufiger willkürlicher Zurückhaltung des Harns zustande und führt ebenfalls zu unwillkürlichem Harnabfluß. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen. Eine leicht vermeidbare Ursache von Blasenschwäche ist das meist aus falscher Scham entspringende, übermäßig lange Zurückhalten des Harns. Der Unreinlichkeit infolge des Harnträufelns begegnet man durch sogen. Harnrezipienten, flaschenförmige Apparate aus Kautschuk, die an Riemen getragen werden und den Urin auffangen. – Bei gefunden Kindern häufig, bei jugendlichen Erwachsenen seltener, kommt das Bettnässen (Enuresis nocturna), d. h. Harnabfluß während des Schlafes, vor. Es ist dadurch zu verhüten, daß man die Kinder einige Stunden vor dem Schlafengehen keine Getränke zu sich nehmen läßt und sie in regelmäßigen Zwischenräumen behufs Entleerung der Blase weckt. In manchen Fällen liegt jedoch dem Bettnässen eine organische Erkrankung zugrunde (z. B. zu geringes Fassungsvermögen der Blase, Nasenpolypen und deren nervöse Fernwirkungen. – Über das Harntröpfeln bei Haustieren s. Harnverhaltung.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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