Höhenfauna

Höhenfauna

Höhenfauna, die Tierwelt der hohen gebirgigen Erhebungen der Erde. Die Tierwelt der großen Gebirge schließt sich zwar an die Fauna der betreffenden zoogeographischen Region an, enthält jedoch besondere Formen, so daß die H. einen bestimmten Charakter gewinnt. Vielfach gibt es unter der H. der gemäßigten Zone Tierarten arktischen Charakters, die hier ähnliche Existenzbedingungen finden wie im Norden, und von denen man annimmt, daß sie sich nach Beendigung der Eiszeit aus der Ebene in die Höhe zurückzogen (s. Hochgebirgsflora). Die Höhengrenzen, dis zu denen die einzelnen Tierarten emporgehen, sind nach den Breitengraden verschieden. In den Tropen und Subtropen zeigen die Tiere demnach eine bedeutendere Höhenverbreitung als in den gemäßigten und kältern Strichen. Bei vielen Tieren war früher die vertikale Verbreitung etwas größer als heute, und sie sind, wie z. B. der Lämmergeier der Alpen, erst durch die Verfolgung durch den Menschen in immer höhere Regionen zurückgedrängt worden. Vergleichende Beobachtungen über die H. gaben vom Himalaja die Gebrüder Schlagintweit und von den Alpen Tschudi, v. Trentinaglia, Keller, Fischer-Sigwart, Zschocke u. a., wozu noch Angaben besonders über die Anden durch Humboldt kommen. (Man vgl. auch die Tierwelt einzelner Gebirge, Pyrenäen, Vogesen, Schwarzwald, Riesengebirge etc.) Die Säugetiere gehen in den Alpen bis zu einer Höhe von 3700 m, wo sich noch das Murmeltier und die Schneemaus finden; im Himalaja kommen Säugetiere noch bei 6000 m vor. Affen gehen daselbst bis 3500 m und ebenso hoch der Tiger, Leopard und Schakal sogar noch höher; am höchsten steigen hier die verschiedenen Arten wilder Schafe und Ziegen. Die Vögel zeigen bei weitem die größte Höhenverbreitung; die mächtigen Raubvögel der Gebirge, der Steinadler und Lämmergeier der Alpen, der Kondor der Anden, die Adler und Geier des Himalaja, erheben sich über die höchsten Schneegipfel der Berge. Alle Gebirge zeigen in verschiedener Höhe eine Anzahl von Standvögeln; Reptilien gehören nur wenige zur H. In den Alpen gehen Schlangen und Eidechsen in je einer Art bis zu 2200, resp. 3000 m, während für den Himalaja die Höhengrenze der Reptilien bei 5000 m liegt; die Amphibien haben eine geringere Höhenverbreitung. Fische wurden von Schlagintweit im Himalaja noch bis 5000 m in einigen der kleinern Flüsse angetroffen, in den Alpen gehen sie bis zu ca. 2300 m. Sehr charakteristische Formen stellen die Insekten und Spinnentiere zu der H. Soweit Rasenbildungen gehen, finden sich, wie dies auch in den australischen Alpen beobachtet wurde, von Schmetterlingen besonders Eulen, deren Raupen unter der Grasdecke leben. Käfer gehen noch höher hinauf, ebenso Spinnen, und von letztern, w [e von den Springschwänzen, sind einige Formen so aus gesprochene Glieder der H., daß sie sich nur in be trächtlicher Höhe finden. Häufig werden Insekten durch aufsteigende Luftströme in großen Massen nach oben gerissen und bedecken dann die Gletscher und Firne, wo sie zugrunde gehen, eine Erscheinung, die in den Gebirgen der verschiedenen Erdteile beobachtet wurde. Von den Mollusken scheinen der H. nur wenige Formen anzugehören. Als kosmopolitische Bewohner des süßen Wassers finden sich Kruster, Würmer und Protozoen auch in den hochgelegenen Wasserbecken.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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