Guericke

Guericke

Guericke (spr. ge-), 1) Otto von, Physiker, geb. 20. Nov. 1602 in Magdeburg, gest. 11. Mai 1686 in Hamburg, studierte in Leipzig, Helmstedt und Jena die Rechte, dann zu Leiden Mathematik, Geometrie und Mechanik und bereiste hierauf Frankreich und England. Er wurde 1627 Ratsherr zu Magdeburg, trat nach der Zerstörung der Stadt in schwedische Dienste und war bis 1636 Oberingenieur zu Erfurt, wurde 1646 Bürgermeister in Magdeburg und brandenburgischer Rat, legte jedoch 1681 seine Ämter nieder und siedelte nach Hamburg über. Seine Gebeine ruhen in Magdeburg. G. ist Erfinder der Luftpumpe (1650), mit der er die ersten öffentlichen Versuche 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg machte. Das erste Exemplar der nach seiner Theorie konstruierten Luftpumpe wird auf der königlichen Bibliothek in Berlin aufbewahrt. Auch erfand er das Manometer (1661), die »Guerickeschen Wassermännchen« und konstruierte eine Elektrisiermaschine (ohne Reibzeug und Konduktor), mit deren Hilfe er entdeckte, daß zwei gleichnamig elektrisierte Körper sich abstoßen, während man bis dahin nur die Anziehung leichter Körperchen durch elektrisierte Körper beobachtet hatte, sowie auch das elektrische Glimmen. Er beschäftigte sich auch mit Astronomie und stellte zuerst die Meinung auf, daß sich die Wiederkehr der Kometen müsse bestimmen lassen. Die wichtigsten seiner Beobachtungen legte er in der 1663 verfaßten Schrift »Experimenta nova, ut vocantur, Magdeburgica de vacuo spatio« (Amsterd. 1672; neue Ausg., Leipz. 1881; deutsch von Dannemann in Ostwalds »Klassikern«, das. 1894) nieder. Von historischem Wert ist auch seine »Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburgs« (1631; hrsg. von F. W. Hoffmann, Magdeb. 1860, 2. Aufl. 1887). Vgl. Hoffmann, Otto v. G. (Magdeb. 1874).

2) Heinrich Ernst Ferdinand, namhafter Vertreter des altlutherischen Dogmas, geb. 25. Febr. 1803 in Wettin, gest. 4. Febr. 1878 in Halle, habilitierte sich 1824 in Halle und wurde 1829 außerordentlicher Professor der Theologie. Als er sich 1833 für die schlesischen Altlutheraner und gegen die Einführung der Union und Agende erklärte, ward er im Januar 1835 seiner Professur enthoben. Er fungierte hierauf als Prediger der altlutherischen Gemeinde in Halle, doch wurde ihm 1838 von der Regierung auch die Verrichtung kirchlicher Handlungen untersagt. 1840 wurde er als Professor restituiert. Von seinen Schriften nennen wir: »De schola quae Alexandriae floruit catechetica« (Halle 1824–25, 2 Tle.); »Beiträge zur historisch-kritischen Einleitung ins Neue Testament« (Halle 1828–31, 2 Bde.); »Historisch-kritische Einleitung in das Neue Testament« (Leipz. 1843; 3. Aufl. u. d. T. »Neutestamentliche Isagogik«, das. 1867); »Handbuch der Kirchengeschichte« (Halle 1833, 2 Bde.; 9. Aufl. 1866–67, 3 Bde.); »Allgemeine christliche Symbolik« (Leipz. 1839, 3. Aufl. 1861); »Lehrbuch der christlichen Archäologie« (das. 1847; 2. Aufl., Berl. 1859). Mit Rudelbach gab er seit 1840 die »Zeitschrift für die lutherische Theologie« heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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