Andamanen

Andamanen

Andamanen, Inselgruppe im Bengalischen Golf (s. Karte »Hinterindien«), zwischen 10°30´-13°45´ nördl. Br. und 92°15´-93°15´ östl. L., südlich vom Kap Negrais (Britisch-Birma), nördlich von den Nikobaren, umfaßt 6497 qkm in 4 größern und 50 kleinern Inseln mit (1901) 24,499 Einw. Nord-, Mittel- und Südandamanen (1513, 1961 und 1392 qkm) bilden die 250 km lange, 32 km breite Gruppe Großandamanen, durch die Duncanstraße von den südlichen Kleinandamanen (954 qkm) getrennt. Der Stewartsund scheidet Nord- und Mittelinsel, die schiffbare Andamanenstraße Mittel- und Südinsel, die schiffbare Macphersonstraße letztere von Rutland. Die Westküste ist von Korallenriffen begleitet. Die üppigen Urwälder von hinterindischem Charakter enthalten einen wertvollen Mahagonibaum (Pterocarpus dalbergioides), am Strand wächst Mangrove. Das Klima schwankt zwischen 19 und 27°, Wirbelstürme sind selten, der Regenfall ist sehr bedeutend (3000 mm jährlich). Die höchsten Punkte: Saddle Hill (730 m) auf Nord- und Mount Harriet auf Südandamanen, werden als Gesundheitsstationen benutzt. Fast die einzigen Säugetiere sind Wildschweine, Ratten, Rollmarder, Ichneumons und Fledermäuse; Vögel sind selten (eßbare Nester), Fische und Schildkröten in Fülle. Die aussterbenden Ureinwohner, 1901 nur noch 1882, die Minkopies, sind mit den Negrito und Papua verwandt, 140–150 cm groß, von tiefdunkler Haut und krausem Wollhaar. Die Männer gehen nackt, die Frauen mit einem Lendengürtel aus Blättern. Sie haben keine festen Wohnsitze und leben von den Erzeugnissen des Waldes und Meeres, sind geschickte Bogenschützen, Ruderer und Taucher, gegen andre Stämme unfriedlich und hinterlistig. Port Cornwallis auf Nord- und Port Blair auf Südandamanen sind vorzügliche Zufluchtshafen. In letzterm haben die Engländer eine Strafanstalt errichtet, die 1901: 16,307 meist lebenslänglich verurteilte Sträflinge barg. Die Landwirtschaft erstreckt sich auf Tee, Kokosnüsse, Liberiakaffee, Zuckerrohr, Musa textilis, Arrowroot, Tamarinden, Betel. Die Wälder lieferten 5219 Ton. Tiek- und Padoukholz. Die indische Regierung, deren Chief Commissioner (auch für die Nikobaren) in Port Blair wohnt, mußte 1895 zu den Einnahmen (417,389 Rupien) noch 992,053 Rupien zuschießen. Zur Bewachung der Sträflinge dienen 640 indische Polizisten und 430 Mann Infanterie. Mit Kalkutta besteht eine monatliche Dampferverbindung. – Die A. kommen bei arabischen Schriftstellern zuerst im 9. Jahrh. vor und werden auch von Marco Polo (um 1300) erwähnt. 1789 wurden sie von den Engländern zu einer Strafkolonie ausersehen, doch 1796 wieder verlassen. 1857 wurde der Hafen Blair angelegt zur Aufnahme der nach dem Sepoyaufstand zu deportierenden Inder; hier wurde Graf Mayo, der Generalgouverneur von Indien, 8. Febr. 1872 von einem muslimischen Sträfling erstochen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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