Grote [3]

Grote [3]

Grote (spr. grōt), George, engl. Geschichtschreiber, geb. 17. Nov. 1794 in der Grafschaft Kent aus einer aus Deutschland eingewanderten Familie, gest. 18. Juni 1871, trat, 16 Jahre alt, in das Bankgeschäft seines Vaters ein, widmete sich aber daneben dem Studium der alten Klassiker und nahm regen Anteil an den politischen Bewegungen seiner Zeit. Er veröffentlichte 1821 eine anonyme Flugschrift gegen Sir James Mackintoshs »Statement of the question of parliamentary reform« und schrieb 1831 ein kleines Werk. »On the essentials of parliamentary reform«. Im Dezember 1832 für London ins Parlament gewählt, schloß er sich der radikalen Partei an und brachte fast alljährlich einen Antrag auf Einführung der geheimen Abstimmung (Ballot) ein. Da es ihm indes nicht gelang, die Maßregel durchzusetzen, legte er 1841 sein Mandat nieder und trat anderthalb Jahr später auch vom Bankgeschäft zurück, um sich lediglich der Ausarbeitung seiner »History of Greece« (Lond. 1846–56, 12 Bde. nebst 2 Bdn. Exkurse; 6. Aufl. 1888, 10 Bde.; deutsch, 2. Aufl., Berl. 1880 bis 1883, 6 Bde.; die Abschnitte »Mythologie und Antiquitäten« daraus besonders übersetzt von T. Fischer, Leipz. 1856–60, 4 Bde.) zu widmen, die er 1823 begonnen hatte, und die sich ebenso durch Gründlichkeit der Forschung wie durch Verständlichkeit und Schönheit der Darstellung auszeichnet. Sie umfaßt die Zeit bis zum Tode Alexanders d. Gr. Grotes radikale Gesinnung macht sich in der günstigen Beurteilung der attischen Demokratie bemerkbar. Daran schloß sich »Plato and the other companions of Socrates« (1865, 3 Bde.; 5. Aufl. 1888, 4 Bde.); ein ähnliches Werk über Aristoteles (hrsg. von Bain und Robertson, 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1879) blieb unvollendet. Außerdem veröffentlichte er »Seven letters concerning the recent politics of Switzerland« (1847; neue Ausg. 1876), eine vortrefflich geschriebene Untersuchung über den Sonderbundskrieg. 1868 wurde G. Vizekanzler der Universität London, um die er sich die größten Verdienste erworben hat. Die ihm 1869 von Gladstone angebotene Peerswürde lehnte er ab. Er wurde neben Gibbon in der Westminsterabtei beigesetzt. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Minor works, with critical remarks« (1873); »Fragments on ethical subjects« (1876). – Seine Gattin Harriet G. (gest. 29. Dez. 1878) gab nach seinem Tode seine Biographie heraus (deutsch von Seligmann, Leipz. 1874). Außerdem erschienen von ihr: »Memoir of Ary Scheffer« (1860) und »Collected papers in prose and verse« (1862). Vgl. Lady Eastlake, Mrs. G. (Lond. 1881).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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