Grōningen [2]

Grōningen [2]

Grōningen, Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz (s. oben), an der Vereinigung der kleinen Flüsse Hunse und Aa, die für größere Schiffe fahrbar gemacht sind, und durch Kanäle mit dem Dollart sowie mit dem Zuidersee verbunden, ist Knotenpunkt an der Eisenbahn Harlingen-Neuschanz-Oldenburg. Eine Gracht umgibt die alte Stadt und scheidet diese von der neuen. Der Markt ist einer der größten in den Niederlanden. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben. die reformierte St. Martinikirche am Markt im gotischen Stil, mit 100 m hohem Turm, die katholische Broederkerk, das Nathaus, das 1851 errichtete Gebäude der Universität, die Börse, das Theater, ein großes Gefängnis. G. hatte 1900. 67,563 Einw. und unterhält Fabriken für Leinen- und Wollzeuge, Tabak und Zigarren, Bürsten und Kacheln, ferner Buch- und Steindruckereien, Färbereien, Wollkämmereien, Buchweizenmühlen, lebhaften Handel mit Getreide, Raps, Wolle, Vieh, Butter und Käse. Im Hafen liefen 1900 : 91 beladene Seeschiffe mit 41,000 cbm Gehalt ein, 111 mit 40,000 cbm Gehalt aus. Die Universität (1614 gegründet, 1900/01 mit 365 Studenten) hat eine Bibliothek, eine Sternwarte, einen botanischen Garten, ein naturhistorisches Museum, ein Kabinett für germanische Altertümer, ein anatomisches Theater, ein Nosocomium academicum (zugleich Krankenhaus der Stadt und Provinz). Außerdem hat G. eine Akademie der Zeichen-, Bau- und Schiffahrtskunft, ein Gymnasium, zwei höhere Bürgerschulen, ein Lehrerseminar und ein Taubstummeninstitut (seit 1790) mit dem Denkmal des Gründers (Predigers Guyot). Die von Coehoorn erbauten Festungswerke der Stadt sind jetzt geschleift. G. ist Sitz eines deutschen Konsuls. G. kommt im 11. Jahrh. zuerst als Drenthsche Stadt vor. 1040 wurde sie vom Kaiser Heinrich III. dem Domstift in Utrecht geschenkt und gehört seitdem zum Stift Utrecht, wiewohl der Bischof, vom 11.–15. Jahrh. durch einen Burggrafen vertreten, in diesen entlegenen Gegenden wenig Einfluß hatte. G. war eine der niederländischen Hausestädte und dehnte im 14. und 15. Jahrh. seine Gewalt über das umliegende Friesland aus. Der vom Kaiser Maximilian I. mit Friesland belehnte Herzog Albrecht von Sachsen (s. Albrecht 23) hatte über den Besitz dieser Provinz mit G. einen langwierigen Krieg zu führen. Von Albrechts Sohn, Herzog Georg von Sachsen, 1505 belagert, begab es sich unter den Schutz des Grafen Edzard von Ostfriesland; darauf in die Acht erklärt und abermals vom Herzog Georg belagert, unterwarf es sich dem Herzog Karl von Geldern (1514). Nach der Beendigung des Geldernschen Krieges unterwarf sich G. 1536 Karl V. 1579 trat es der Utrechter Union bei, fiel aber durch Verrat wieder in die Hände der Spanier (1580). Vergebens bedrohten es lange Wilhelm Ludwig und Moritz von Nassau; erst 22. Juli 1594 ergab es sich nach heftiger BelagerungReduktion« von G.). Mit der Umgegend bildete es seitdem die Provinz »Stadt und Land«. 1672 wurde die Stadt durch den Bischof von Münster, Bernhard v. Galen, erfolglos belagert. In der Revolutionszeit wurde G. ein Teil des batavischen Departements Ems, später G., 1810 des französischen Departements Wester-Ems; seit 1815 gehört es zum Königreich der Niederlande als Hauptstadt der Provinz G. und ansehnliche Handelsstadt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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