Goldwage

Goldwage

Goldwage (franz. Biquet), Wäge- und Sichtvorrichtung für Goldmünzen. Die einfachste G. besteht aus einer länglichen, wie ein Wagebalken aufgehängten Platte, deren einer Arm als konstantes Gegengewicht dient, während sich auf dem andern runde, tellerartige Vertiefungen befinden, in die je ein 20- und 10-Markstück genau hineinpassen. Die Entfernungen der Mittelpunkte dieser Vertiefungen von der Kante der Schneide verhalten sich umgekehrt wie die Passiergewichte der Münzen, so daß, wenn irgend eine von den zwei Goldsorten in ihr bestimmtes Lager gelegt wird, Gleichgewicht eintritt und bei Mindergewicht der andre Arm sinkt. Bei der G. von Reitze liegen zwei Wagebalken ähnlich den eben beschriebenen nebeneinander. Jeder trägt ein Wägegewicht, das je einer der beiden Goldsorten entspricht. Das andre Ende der Wagebalken hat einen tiefen Schlitz. Steckt man eine zugehörige vollwichtige Münze in solchen Schlitz, so senkt sich dessen Balkenende so schräg herab, daß das Geldstück, auf seiner hohen Kante rollend, aus dem offenen Schlitzende herausfällt; ein nicht vollwichtiges Goldstück vermag aber das Wägegewicht am andern Ende des Balkens nicht zu heben und bleibt im Schlitz stecken. Bei der Stückrathschen automatischen G. befördert ein Schieber die unterste der gleichnamigen Münzen, die in ein langes Rohr geworfen sind, auf die linke Schale der Wage. Auf der rechten Schale liegt das Passiergewicht der Münzsorte. Zwei Vorrichtungen halten den Mechanismus noch kurze Zeit nach dem Aufschieben der Münze fest, damit durch die Erschütterung die Genauigkeit der Gewichtsbestimmung nicht beeinträchtigt werde. Lassen diese Sicherungen los, so bleibt die Wage bei vollwichtigen Münzen in Ruhe, die Sicherungsvorrichtungen fixieren sie wieder, und ein Abschieber wirft die Münze in einen Kanal, durch den sie in einen Schubkasten gelangt. Während des Wägens bewegt sich an dem nach unten gerichteten Zeiger der Wage ein keilförmiges Stück einmal auf und ab, das bei der Ruhelage der Wage an der linken Seite des Zeigers hingeht, ohne diesen zu berühren. Ist aber das Passiergewicht schwerer als die zu wägende Münze, so bewegt sich der Zeiger der Wage nach links über die Spitze des keilförmigen Stückes hinweg, und dieses drückt ihn nun beim Hochgehen weiter nach links und hebt damit die linke Wagschale so hoch, daß der Abschieber die Münze in einen hoher gelegenen zweiten Kanal wirft, durch den sie in einen andern Schubkasten fällt. Vor jedem neuen Spiel des Apparats führt die eine Sicherungsvorrichtung den Wagebalken in seine Normallage zurück. Diese Wage wird durch ein Uhrwerk oder einen Wassermotor betrieben und wagt 20 Goldstücke in der Minute.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Goldwage — Goldwage, kleine, sehr genaue Wage, um Goldmünzen zu wägen; die Wage liegt in einem Kästchen, in welchem zugleich messingene Gewichte von der Unze bis zum As, häufig auch justirte Gewichte für die gangbarsten Goldmünzen sind. In England hat man… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Goldwage — 1. Die Goldwage sinkt, auch wenn man Blei darauflegt. – Altmann VI, 430. 2. Man kann (muss) nicht auf der Goldwage wägen, was der Mensch im Scherz spricht. Holl.: Wij kunnen het niet op een goudschaaltje leggen. (Harrebomée, I, 254.) *3. Als wenn …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Goldwage, die — Die Goldwage, plur. die n, eine Wage, Gold, und besonders Goldmünzen darauf zu wägen. Nun, nun, wer wird denn alle Worte auf die Goldwage legen? Weiße, d.i. sie auf das sorgfältigste prüfen, untersuchen …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Hydrostatische Goldwage — Hydrostatische Goldwage, s.u. Goldwage …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wort — 1. A guids Woat pfint a guids Oat. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 73. 2. A güt Wort bringt a güte Äntver (Antwort). (Warschau. Jüd. deutsch.) Freundliches Entgegenkommen gewinnt die Herzen. 3. Allen Worten ist nicht zu glauben. – Henisch,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Brauchen — 1. Brauch du mich immerhin, weil (da) ich ganz der deine bin. Wer sich einem andern ganz hingab, sagte bei den alten Griechen; Brauch und besitze mich. (Erasm., 57.) 2. Brauch es, weil du s hast! – Eiselein, 91. Lat.: Quod adest boni consule.… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Wage [1] — Wage, 1) ein Instrument, womit man vorzugsweise das Gewicht eines Gegenstandes, d.h. die Größe der Wirkung der Schwerkraft bestimmt; wenn man die W. braucht, um die Größe anderer Kräfte zu messen, so nennt man sie dann gewöhnlich Kraftmesser od.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ducaten — Ducaten, Goldmünze; die ersten ließ Roger II., Herzog von Apulien, 1140 prägen, mit dem Bilde Christi u. der Umschrift: Sit tibi, Christe, datus, quem tu regis, iste ducatus (Christus, dies Herzogthum, welches du regierst, sei dir übergeben),… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Biquet — (franz., spr. kä), s. Goldwage …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wage [2] — Wage (hierzu Tafel »Wagen« mit Text), Instrument zur Bestimmung des Gewichts eines Körpers. Hebelwagen bestehen hauptsächlich aus Hebeln, und zwar wird der gleicharmige Hebel bei der gemeinen W., der ungleicharmige bei der Schnellwage, der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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