Geschlechtstrieb

Geschlechtstrieb

Geschlechtstrieb, der auf die Erhaltung der Gattungen und Arten durch Erzeugung neuer Individuen mittels der Vereinigung der Geschlechter gerichtete Trieb, der bei einigen Tieren periodisch (Brunst) eintritt, bei vielen andern Tieren aber nicht an bestimmte Zeiten gebunden ist. Beim Menschen beginnt der G. um die Zeit der Pubertät, die bei Mädchen im allgemeinen früher als bei Knaben, in südlichen Ländern früher als im Norden eintritt, in unsern Breiten um das 14.- 16. Jahr fällt. Krankhafte Steigerung bei Männern (Satyriasis) und bei Frauen (Nymphomanie) ist meist eine Teilerscheinung andrer Geisteskrankheiten. Der G. unterliegt mancherlei Verirrungen. Abgesehen von der noch unter den Begriff der übeln Angewohnheit oder des Lasters fallenden Onanie und der über das gewöhnliche Maß hinausgehenden geschlechtlichen Begehrlichkeit (Nymphomanie, Satyriasis) gehören hierher die Homosexualität oder konträre Sexualempfindung, d. h. der Trieb zum Liebesverkehr mit Personen gleichen Geschlechts (Liebkosungen, Betastungen, gegenseitige Onanie, Lesbische Liebe, Päderastie), die perverse Betätigung des heterosexuellen Geschlechtstriebes, dessen bekannteste Erscheinungen sind: die Flagellomanie, Sadismus, Masochismus, Fetischismus, endlich auch Tierschändung (Bestialität, Sodomie), Statuenschändung, Exhibitionismus etc. Näheres s. Sexualpsychologie. Vgl. Hegar, Der G., sozial-medizinische Studie (Stuttg. 1894); H. Ellis, G. und Schamgefühl (a. d. Engl., Würzb. 1900); Rohleder, Vorlesungen über Sexualtrieb und Sexualleben des Menschen (Berl. 1901); Nyström, Das Geschlechtsleben und seine Gesetze (das. 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Geschlechtstrieb — Geschlechtstrieb, s.u. Trieb 1) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Geschlechtstrieb — Geschlechtstrieb, starker Trieb zur Fortpflanzung und Erhaltung der Art durch Erzeugung neuer Individuen vermittelst geschlechtlicher Vereinigung, tritt bei Tieren periodisch auf (Brunftzeit), ist beim Menschen an keine bestimmte Zeit gebunden.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Geschlechtstrieb — ↑Libido, Nisus sexualis, ↑Sexus …   Das große Fremdwörterbuch

  • Geschlechtstrieb — Der Begriff Libido (lat. libido, libīdinis, f. Wollust, Trieb, Lüste, Maßlosigkeit) stammt aus der Psychoanalyse und bezeichnet jene psychische Energie, die mit den Trieben der Sexualität verknüpft ist. Als Synonym zu sexueller Lust und Begehren… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschlechtstrieb — Begattungstrieb, Fortpflanzungstrieb, Geschlechtslust, Sexualtrieb, Triebhaftigkeit; (geh.): Fleischeslust, Lüsternheit; (oft abwertend): Geilheit; (bildungsspr., Psychol.): Libido; (Fachspr.): Sexus; (Med., Psychol.): Nisus sexualis. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Geschlechtstrieb — Geschlecht: Die auf das dt. Sprachgebiet beschränkte Substantivbildung (mhd. geslehte, ahd. gislahti) gehört zu dem unter ↑ schlagen behandelten Verb und bedeutet eigentlich »das, was in dieselbe Richtung schlägt, ‹übereinstimmende› Art«, beachte …   Das Herkunftswörterbuch

  • Geschlechtstrieb, der — Der Geschlêchtstrieb, des es, plur. die e, der natürliche Trieb beyder Geschlechter gegen einander, der Trieb zur Fortpflanzung seines Geschlechtes; die Geschlechtslust …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Geschlechtstrieb — Libido * * * Ge|schlẹchts|trieb 〈m. 1; unz.〉 Trieb zur sexuellen Vereinigung, Fortpflanzungstrieb * * * Ge|schlẹchts|trieb, der <Pl. selten>: Trieb, der alle Verhaltensweisen auslöst u. steuert, die darauf abzielen, einen… …   Universal-Lexikon

  • Geschlechtstrieb — Ge|schlẹchts|trieb, der; [e]s …   Die deutsche Rechtschreibung

  • den Geschlechtstrieb anregendes Mittel — Potenzmittel; Aphrodisiakum …   Universal-Lexikon

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