Gepiden

Gepiden

Gepiden, german. Stamm der gotisch-wandalischen Völkergruppe, werden um die Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. zuerst erwähnt. Sie saßen damals an den Mündungen der Weichsel und nötigten unter chrem kriegerischen König Fastida die benachbarten Burgundionen zur Auswanderung. Dann zogen sie mit den Goten nach SO. an die untere Donau und unterwarfen sich 375 den Hunnen; ihr König Ardarich focht in der Schlacht auf den Mauriazensischen Feldern 451 mit dem Ostgotenkönig Walamir auf seiten der Hunnen. Nach Attilas Tod 453 nahmen die G. an der Erhebung gegen seinen Sohn Ellak in der großen Völkerschlacht am Fluß Netad teil, gewannen ihre Freiheit wieder und setzten sich in den Besitz Daciens, d. h. des östlichen Ungarn, Siebenbürgens und der Walachei, des Landes zwischen Donau und Aluta; die Oströmer zahlten ihnen bis auf Justinian Tribut. Als 489 der Ostgotenkönig Theoderich nach Italien zog, stellten sich ihm die G. unter ihrem König Traustila an der Ulca (wahrscheinlich der Save) vergeblich entgegen; ein Teil der G. schloß sich dem Sieger an und erscheint später im Heer Theoderichs, die Hauptmasse des Volkes blieb in Daeien zurück. Seitdem dauerte der Kampf zwischen Ostgoten und G. in den Donauländern fort, und die Grenzen zwischen beiden waren schwankend; während der letzten Kämpfe der Ostgoten gegen die Oströmer wandten sich diese gegen die G. und erweckten ihnen seit 548 neue Feinde in den Langobarden. 551 erlitt der König der G., Thorisin, eine Niederlage. 567 kam es zwischen Thorisins Nachfolger Kunimund und dem mit den Avaren verbündeten Langobardenkönig Alboin zu einer entscheidenden Schlacht, Kunimund fiel durch Alboins Hand; der Sieger vermählte sich in zweiter Ehe mit dessen erbeuteter Tochter, der sagenberühmten Rosamunde. Ein Teil der G. unterwarf sich den Avaren, ein andrer folgte den Langobarden nach Italien; später sind sie völlig verschollen. Wie die gotischen Völkerschaften, hatten auch die G. das arianische Christentum angenommen. Vgl. Aschbach, Geschichte der Heruler und G. (im »Archiv für Geschichte«, Bd. 6, 1835); Kropatschek, De Gepidarum rebus (Halle 1869); Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter, 2. Bd., 1. Hälfte (Gotha 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gepiden — Gepiden,   ostgermanisches, den Goten verwandtes Volk, das bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts im Weichselmündungsgebiet wohnte und dann ins nördliche Karpatenbecken (Oberlauf von Theiß und Szamos) auswanderte, von wo es vergeblich versuchte, sich… …   Universal-Lexikon

  • Gepīden — Gepīden, ein germanisches, den Gothen stammverwandtes Volk, welches seit der geschichtlichen Zeit im Norden von Pannonien zwischen den West u. Ostgothen innewohnend vorkommt. Sie wurden bald so zahlreich, daß sie unter den erobernden Völkern… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gepiden — Gepīden, ostgerman., den Goten verwandtes Volk, zuerst an der untern Weichsel, dann an den Karpathen wohnend, bis 454 den Hunnen unterworfen, später an der Theiß, Donau und Save, 566 unter ihrem König Runimund von dem mit den Avaren verbündeten… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gepiden — Gepiden, deutscher, der goth. Völkerfamilie angehöriger Stamm, wurde von Attila unterworfen, nach dessen Tode frei und hauste im mittleren Ungarn; 566 wurde ihr Reich von den Langobarden und Awaren zerstört, in welchen Völkern die G. aufgegangen… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gepiden — 539–551 Die Gepiden waren ein ostgermanischer Stamm im heutigen Rumänien, der möglicherweise mit den Goten verwandt war. Sie wurden bekannt, als sie unter Ardarich in der Schlacht am Nedao (454 oder 455) die Söhne Attilas aus dem heutigen Ungarn… …   Deutsch Wikipedia

  • Rosamunde (Gepiden) — Rosamunde (auch Rosemunda, Rosimunda; * um 540; † August 572/573 in Ravenna) war die Tochter des Gepidenkönigs Kunimund († 567) und die zweite Frau des Langobardenkönigs Alboin, den sie am 28. Juni 572 oder 573 ermorden ließ. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Kunimund — († 567) war ein König der Gepiden im 6. Jahrhundert. Leben Kunimund war ein Sohn des Gepidenkönigs Turisind, dem er um 560 auf den gepidischen Königsthron folgte. Die Gepiden siedelten zu dieser Zeit an der mittleren Donau, wo sie nach dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Völkerwanderung: Die Germanen dringen ins römische Imperium —   Der Epochenbegriff »Völkerwanderung« bezeichnet den Übergang von der Antike zum Mittelalter, bewirkt durch den Einbruch germanischer Völkerschaften ins römische Imperium. Der Begriff, erst im 18. Jahrhundert entstanden, umreißt die Zeit etwa… …   Universal-Lexikon

  • Volkswanderungen — Spangenhelm aus dem 6. Jahrhundert, Import aus oströmischen Werkstätten. Der Begriff Völkerwanderung bezeichnet allgemein eine Wanderbewegung, bei der eine große Zahl Menschen aus einer Volksgruppe oder eine ganze Volksgruppe in ein anderes… …   Deutsch Wikipedia

  • Völkerwanderungszeit — Spangenhelm aus dem 6. Jahrhundert, Import aus oströmischen Werkstätten. Der Begriff Völkerwanderung bezeichnet allgemein eine Wanderbewegung, bei der eine große Zahl Menschen aus einer Volksgruppe oder eine ganze Volksgruppe in ein anderes… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”