Geiz [2]

Geiz [2]

Geiz (althochd. kît, »ungezügelte Habgier, Heißhunger«) ist der zur Leidenschaft gewordene Erwerbs- und Spartrieb, der auch unerlaubte Erwerbsmittel nicht scheut und auf die Befriedigung auch notwendiger Bedürfnisse verzichtet. Geringerer Grad von G. ist die Kargheit, die sich auf das unentbehrliche Maß von Genüssen beschränkt und zur Knickerei wird, wenn sie auch wirkliche Bedürfnisse übersieht, zur Knauserei aber, wenn sie darauf ausgeht, andre auf kleinliche Weise in dem ihnen Gebührenden zu beeinträchtigen oder zu beschädigen. Der höchste Grad des Geizes, wo er das Ehrgefühl des Menschen völlig ertötet und eine niedrige und verächtliche Gesinnungs- und Handlungsweise zuwege gebracht hat, heißt schmutziger G. oder Filzigkeit und der ihm Verfallene Geizhals. Eine Musterschilderung des Geizes (als Knauserei) hat Moliere in seinem berühmten Lustspiel »L'Avare« gegeben.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Geiz — Geiz …   Deutsch Wörterbuch

  • Geiz — der; es; nur Sg, pej; eine starke Neigung, kein Geld auszugeben <großer, krankhafter Geiz>: Ihre Sparsamkeit grenzt schon an Geiz || hierzu gei·zig Adj …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Geiz — Geiz: Zu mhd., ahd. gīt‹e› »Gier, Habgier« gehört das Verb mhd. gīten »gierig sein«, dessen gleichbedeutende Weiterbildung gīt‹e›sen, gīzen im Nhd. zu geizen wird. Das Substantiv »Geiz« (mhd. gīz) ist entweder zum weitergebildeten Verb gebildet… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Geiz [1] — Geiz (Geiz, v. althochd. kîdi, »Keim«), die zwischen den Blattwinkeln hervorkommenden Kurztriebe, z. B. an der Tabakpflanze und am Weinstock, die, weil sie dem Hauptstamm die Nahrung entziehen, ohne selbst Früchte zu tragen, entfernt werden; es… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Geiz — ist Grausamkeit gegen die Dürftigen, und die Verschwendung ist es nicht weniger. «Christian Fürchtegott Gellert» Der Geizige macht zahllose Testamente. Sie haben für ihn den Reiz einer Geldausgabe, von der er weiß, daß er sie nie erlebt. «Sigmund …   Zitate - Herkunft und Themen

  • Geiz — Geiz, 1) die Begierde Eigenthum zu erwerben, zu besitzen u. zu vermehren. Er hat seinen Grund in einer beschränkten engherzigen Gemüthsart od. in einem stillen Eigendünkel, der sich durch die Macht des Besitzes Geltung verschaffen will. Oft… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Geiz — Geiz, die Achseltriebe des Weinstocks, der Tabakspflanze etc.; geizen, diese Seitentriebe ausbrechen …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Geiz — Geiz, der, ist gleich der Habsucht eine unordentliche Begierde nach zeitl. Gütern, aber von letzterer dadurch unterschieden, daß er nur besitzen will, um zu besitzen und das Seinige ängstlich zusammenhält, während die Habsucht dem Grundsatze… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Geiz — Sm std. (14. Jh.), spmhd. gīz, (eigentlich gītese) Stammwort. Rückbildung aus mhd. gītesen, gītsen, wie ae. gītsian begehren, verlangen . Das Verb ist eine Ableitung zu ahd. gīt, mhd. gīt Habsucht, Gier . Außergermanisch vergleicht sich lit.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Geiz — der; es, e (übertriebene Sparsamkeit [nur Singular]; die Entwicklung beeinträchtigender Nebentrieb einer Pflanze) …   Die deutsche Rechtschreibung

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