Friedrich [2]

Friedrich [2]

Friedrich, 1) Oberst F., Sohn des Barons von Neuhof (König Theodors von Korsika), wurde wahrscheinlich in Spanien geboren, lebte seit 1754 in England, wo er sich durch Unterricht in der italienischen Sprache ernährte, verheiratete sich in London mit einer Deutschen, stand sodann einige Zeit als Oberst im Dienste des Herzogs Karl Eugen von Württemberg und kam später als Agent dieses Fürsten nach England zurück. Er nahm sich 1. Febr. 1797 zu Antwerpen das Leben. Seine »Mémoires pour servir á l'histoire de la Corse« (Par. 1768; engl., Lond. 1768) enthalten eine vollständige Geschichte Korsikas bis 1755, dem Todesjahr des Königs Theodor.

2) Kaspar David, Maler, geb. 5. Sept. 1774 in Greifswald, gest. 7. Mai 1840 in Dresden, bildete sich auf der Kunstakademie in Kopenhagen und kam 1795 nach Dresden, von wo er Studienreisen nach Rügen, Österreich, dem Riesengebirge und dem Harz unternahm. 1817 wurde er Mitglied und Professor der Akademie der Künste in Dresden. F. pflegte als einer der ersten die Stimmungsmalerei bei romantischer Auffassung. Den meisten seiner Landschaften ist ein ernster, melancholischer Charakter eigen; sie schildern die Seelenstimmungen, wie sie die Natur in einzelnen Momenten im menschlichen Gemüt erregt, und sind von ergreifender, häufig aber auch bizarrer Wirkung. Als Motive wählte er am liebsten Nachtszenen mit Mondschein, Seestürme, düstere Waldpartien. Zwei treffliche Bilder von ihm sind im Schloß zu Berlin: die Abtei im Eichenwald an einem Winterabend und der Wanderer am Meeresgestade, zwei andre in der Berliner Nationalgalerie (Harzlandschaft und Mondaufgang am Meer), zwei in der Dresdener Galerie (Hünengrab und Rast bei der Heuernte).

3) Andreas, Bildhauer, geb. 1798 in Rappoltsweiler bei Kolmar, gest. 9. März 1877 in Straßburg, bildete sich auf der Dresdener Akademie und begab sich 1819 zu Gottfried Schadow nach Berlin. Nachdem er sich noch seit 1821 in Paris bei Bosio und seit 1824 in Rom bei Thorwaldsen weiter ausgebildet, ließ er sich 1826 in Straßburg nieder. Er arbeitete meist in Sandstein und Granit; von seinen größtenteils der monumentalen Kunst angehörigen Werken sind die namhaftesten: Turennes Denkmal in Sasbach, Kolossalstatue des Bischofs Werner von Habsburg im Straßburger Münster, Monument Erwins von Steinbach in Steinbach, Statue Franz Drakes in Offenburg, Statue des Dichters Pfeffel für Kolmar, die Statuen des Erbauers der Turmpyramide von Straßburg, Joh. Hülz, und des Gründers des Straßburger Gymnasiums, Jak. Sturm von Sturmeck. Vgl. Mühl, Der elsässische Bildhauer A. F. (Mannh. 1876).

4) Johannes, kath. Theolog und Führer des Altkatholizismus, geb. 1836 zu Poxdorf in Oberfranken, wurde 1862 Privatdozent, 1865 außerordentlicher, 1873 ordentlicher Professor der Theologie in München. Ein besonderer Schüler und Freund Döllingers, begleitete er 1869 den Kardinal Hohenlohe zum vatikanischen Konzil und lieferte in seinem »Tagebuch« (Nördling. 1871, 2. Aufl. 1873) und seinen »Documenta ad illustrandum Concilium Vaticanum« (das. 1871) wertvolle Beiträge für unbefangene Würdigung der Vorgänge in Rom. Den Beschlüssen des Konzils weigerte er wie Döllinger die Unterwerfung und wurde mit jenem 17. April 1871 exkommuniziert. Als lebhafter Verfechter der altkatholischen Ideen nahm er auch an der Gründung der altkatholischen Fakultät in Bern teil und hielt dort 1875 ein Semester Vorlesungen. Im I. 1882 wurde er in die philosophische, Fakultät der Münchener Universität versetzt. Aus seinen zahlreichen Schriften sind weiter hervorzuheben: »Kirchengeschichte Deutschlands« (Bamb. 1867–69, 2 Bde.); »Beiträge zur Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts« (Münch. 1876); »Der Mechanismus der vatikanischen Religion« (Bonn 1876); »Geschichte des vatikanischen Konzils« (das. 1877–87, 3 Bde.); »Zur ältesten Geschichte des Primats« (das. 1879); »Beiträge zur Geschichte des Jesuitenordens« (Münch. 1881); »Die Konstantinische Schenkung« (Nördling. 1889); »Joh. Adam Möhler, der Symboliker« (Münch. 1894); »Ignaz von Döllinger« (das. 1899–1901, 3 Tle.). Außerdem gab F. eine Neubearbeitung von Döllingers »Janus« u. d. T.: »Das Papsttum« (Münch. 1892) und die 2. Auflage von Döllingers »Papstfabeln des Mittelalters« (das. 1890) heraus.

5) Woldemar, Maler, geb. 20. Aug. 1846 zu Gnadau in der Provinz Sachsen, bildete sich seit 1863 auf der Akademie in Berlin und bei Steffeck daselbst und ging 1865 nach Weimar, wo er seine Studien bei Ramberg, Verlat und Plockhorst fortsetzte. Der Krieg von 1870/71, den er mitmachte, gab ihm Veranlassung, sich als Illustrator zu betätigen. Außer verschiedenen Zeichnungen aus dem Kriege für das »Daheim« lieferte er die Illustrationen zu G. Hiltls Werk über den deutsch-französischen Krieg. Nachdem er 1873 eine Reise nach Italien gemacht, kehrte er nach Weimar zurück, wo er teils als Illustrator tätig war, teils dekorative Malereien (unter andern im Schloß Hummelshain) ausführte, auch einige Genrebilder malte. 1881 wurde er Professor an der Kunstschule in Weimar, und 1885 ward er als Lehrer an die Kunstakademie in Berlin berufen, wo er im folgenden Jahr mit der Ausmalung der Kuppel im Landesausstellungsgebäude einen Beweis seiner Begabung für die monumentale Malerei ablegte. Er erhielt 1886 die kleine goldene Medaille der Berliner Kunstausstellung und unternahm eine Reise nach Indien, deren Früchte außer einer Reihe von Aquarellen (Landschaften und Genrebildern) und Gemälden (Blumenopfer in einem Buddhatempel auf Ceylon) die Illustrationen zu dem Werke »Sechs Monate in Indien« (Leipz. 1893, mit Text von E. v. Leipziger) sind. Von seinen neuern dekorativen Malereien sind der Reichstag zu Worms, in der Aula des Gymnasiums zu Wittenberg, die allegorischen Gemälde in der Buchhändlerbörse in Leipzig (Kunst und Wissenschaft, Buchhandel und Buchdruck) und ein Wandgemälde für das Kreishaus Niederbarnim in Berlin: Rückkehr der Bürger von Bernau nach Besiegung der Hussiten im April 1432 hervorzuheben. F. ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste.

6) Harald, geb. 14. April 1858 in Dresden als Sohn des Genremalers Adolf F. (1824–89), bildete sich daselbst bei Pohle und Pauwels und bei A. v. Werner in Berlin und wurde später an die Technische Hochschule in Hannover als Lehrer des Figurenzeichnens berufen. Er hat Bildnisse, Stilleben und Genrebilder gemalt, von denen besonders Mignon und der Harfner, in der Markuskirche zu Venedig, ein Besuch bei Watteau, Klosterfreuden im Keller, ein amüsantes Kapitel, die Politiker und der Hofmaler hervorzuheben sind.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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