Amadēus

Amadēus

Amadēus (lat., »Liebegott«), Name, häufig im Hause Savoyen. Merkwürdig sind: 1) A. V. (IV.), der Große, der Stammvater der jetzt in Italien regierenden Linie von Savoyen, Sohn des Grafen Thomas II. geb. 4. Sept. 1249, gest. 16. Okt. 1323, erwarb durch Heirat Baugé und Bresse, ward 1283 Herzog von Aosta und folgte 1285 seinem Oheim Philipp in der Grafschaft Savoyen. 1294 trat A. seinem Neffen Philipp die Stadt Turin samt Piemont ohne Susa ab, ward 1310 von seinem Schwager Heinrich VII. in den Reichsfürstenstand erhoben und 1311 zum Generalvikar der Lombardei ernannt. 1313 wurde er mit der Grafschaft Asti belehnt, in deren Besitz er indes nicht gelangte, während sich ihm die Stadt Ivrea unterwarf. A. setzte für die savoyischen Lande die Unteilbarkeit und die Vererbung nach dem Erstgeburtsrecht in männlicher Linie fest.

2) A. VI. (V.), der Grüne Graf genannt von seiner Lieblingsfarbe bei Turnieren, Enkel des vorigen, geb. 4. Jan. 1334, gest. 1. März 1383, gelangte 1343 unter Vormundschaft zur Regierung, erwarb 1347 Chieri und Savigliano, 1355 die Herrschaften Faussigny und Gex und 1359 das Waadtland. 1365 erhob ihn Kaiser Karl IV. zum Reichsstatthalter in einem bedeutenden Bezirk des arelatisch-burgundischen Reiches. 1366 zog A. gegen die Türken, eroberte Gallipoli und befreite den Kaiser Johann Paläologos aus den Händen der Bulgaren. Mit Papst Gregor XI. und Kaiser Karl IV. seit 1372 gegen Giovanni Galeazzo Visconti verbündet, eroberte er Teile der Diözesen Ivrea und Vercelli und erlangte im Vertrag zu Pavia 1378 die Anerkennung dieser Erwerbungen. A.' Schiedsspruch beendete 1381 den langwierigen Krieg zwischen Genua und Venedig. A. starb in Apulien, wohin er mit Ludwig von Anjou gegen Karl von Durazzo zur Eroberung Neapels gezogen war. 1362 stiftete A. den Orden des Halsbandes (nachmals della Santa Annunciata).

3) A. VII. (VI.), der Rote, Sohn des vorigen, geb. 24. Febr. 1360, gest. 1. Nov. 1391, erhielt von seinem Vater 1379 die Herrschaft Bresse und folgte ihm 1383. Im Bunde mit Karl VII. von Frankreich kämpfte er in Flandern und trug zum Entsatz von Ypern bei. 1388 erreichte sein Gebiet durch die Erwerbung der Stadt und Grafschaft Nizza das Meer.

4) A. VIII. (VII.), der Friedfertige, Sohn des vorigen, erster Herzog von Savoyen, geb. 4. Sept. 1383, gest. 7. Jan. 1451, folgte seinem Vater 1391 unter Vormundschaft seiner Großmutter Bonne de Bourbon. Vom Kaiser Siegmund erhielt er 19. Febr. 1416 die Herzogswürde, erbte 1418 nach dem Aussterben der Linie des Grafen Thomas III. Piemont und erwarb 1422 Genf von Siegmund als Lehen. Durch sein Söldnerheer nahm er in Oberitalien eine wichtige Stellung ein, zwang den Markgrafen von Montserrat, für seine Lande links vom Po die Lehnshoheit Savoyens anzuerkennen, und erwarb 1427 von Mailand Vercelli. Nach dem Tode seiner Gattin überließ A., nachdem er den Ritterorden des heil. Mauritius gestiftet hatte, 1434 seinem Sohne Ludwig die Leitung der Regierungsgeschäfte und zog sich in die Einsiedelei Ripaille bei Thonon am Genfer See zurück. 1439 wurde er vom Baseler Konzil statt des abgesetzten Eugen IV. zum Papst erwählt und 1440 als Felix V. gekrönt. Da er aber nur von wenigen Fürsten anerkannt wurde und das Ansehen des Konzils sank, legte er – der letzte Gegenpapst – seine Würde vor dem nach Lausanne verlegten Konzil 1449 nieder und wurde von dem neuen Papst Nikolaus V. zum Kardinal und apostolischen Legaten in Savoyen und einem Teil der Schweiz ernannt.

5) A. IX. (VIII.), der Glückselige, Sohn des Herzogs Ludwig, geb. 1. Febr. 1435, gest. 30. März 1472, trat 1465 die Regierung an. Er unterstützte König Ludwig XI. von Frankreich gegen Johann von Bourbon und die Ligue der öffentlichen Wohlfahrt. Einen Krieg mit Montserrat und Mailand beendigte sein Bruder Philipp von Savoyen, Graf von Bresse, 1467 durch einen vorteilhaften Frieden, worauf A. 1468 ein zehnjähriges Bündnis mit Venedig abschloß. Von Epilepsie heimgesucht, übertrug er 1469 die Regentschaft seiner Gemahlin Jolantha, Ludwigs XI. Schwester; die unzufriedenen Brüder des Herzogs, Philipp von Bresse an der Spitze, überfielen (471 das feste Schloß Montmeillan und nahmen A. gefangen. Im Frieden zu Chambéry erhielten die Prinzen Anteil an der Regierung; Jolantha aber blieb bis zur Ernennung eines Statthalters im Besitz der höchsten Gewalt.

6) A. I., Ferdinand Maria, Herzog von Aosta, Exkönig von Spanien, geb. 30. Mai 1845 als zweiter Sohn des Königs Viktor Emanuel von Italien, gest. 18. Jan. 1890 in Turin. In Turin erzogen, nahm er 1859 an dem Kriege gegen Österreich teil, focht 1866 bei Custoza und stieg später zum Generalleutnant auf. 1867 vermählte er sich mit der Prinzessin Maria dal Pozzo della Cisterna (geb. 9. Aug. 1847, gest. 8. Nov. 1876), die ihm drei Söhne gebar. Nach dem Sturz der spanischen Bourbonen wurde A. 16. Nov. 1870 von den Cortes zum König von Spanien gewählt, nahm 4. Dez. zu Florenz die Krone an, hielt 2. Jan. 1871 seinen Einzug in Madrid und leistete den Eid auf die Verfassung; wenige Tage zuvor (30. Dez.) war General Prim, dem er die Krone verdankte, durch Meuchelmord gefallen. Das etikettenlose Auftreten A.' stieß den Adel ab, machte jedoch bei dem Volke guten Eindruck. Dennoch gelang es ihm nicht, eine sichere Grundlage für seine Regierung zu gewinnen; streng konstitutionell verfahrend, wechselte er sein Ministerium oft. Einen Gewaltstreich zur Befestigung seines Thrones verschmähte er, um nich: seinen Eid zu verletzen, dankte daher 11. Febr. 1873 ab und kehrte nach Italien zurück. Seit 11. Sept. 1888 war er in zweiter Ehe vermählt mit der Tochter seiner Schwester Clotilde und des Prinzen Jérôme Napoléon, Lätitia, die ihm 22. Juni 1889 einen Sohn, Umberto Maria, Grafen von Caserta, gebar. Vgl. Manfredi und Cisotti, Amedeo, duca d'Aosta ricordi storici (Rom 1890).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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