Fayûm

Fayûm

Fayûm (Fajûm, altägypt. Phiom, »Sumpf, Seeland«), ägypt. Provinz (Mudirieh), zwischen 29°5' und 29°28' nördl. Br., 60 km lang, 45 km breit, oasenartig, westlich vom Nil, eingeschlossen von wüsten Höhenzügen der libyschen Gebirgskette und nur durch eine enge Talschlucht, El Lahun, mit dem Niltal verbunden, durch die der Josephskanal (Bahr Yusuf) in die Oase eintritt. Diese bewässert er in 16 Armen, von denen zwei ihr überschüssiges Wasser dem 54 km langen, 10–11 km breiten, 40 m ü. M. gelegenen, schwach salzigen Birket el Kerûn (»See der Hörner«) zuführen. Daß dieser See nicht mit dem Möris (s.d.) identisch ist, wie man früher vielfach meinte, hat Linant de Bellefonds nachgewiesen. Das Klima des F. ist vortrefflich, selbst die Pest ist selten hierher gekommen. Das nutzbare Areal, das seit dem Altertum sich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet, wird auf 1317 qkm berechnet. Die Einwohnerzahl betrug 1897: 371,006 (188,048 männliche, 182,958 weibliche), darunter 60,555 Beduinen und 302 Fremde. Auf den durch Schöpfräder bewässerten Fluren gedeihen Weizen, Gerste, Durra, Reis, Zuckerrohr, Baumwolle, Flachs, Hanf sowie geschätzte Früchte, von denen viel nach Kairo geht. Wegen seiner Rosen war das F. schon im Altertum hochberühmt. Die Schafe liefern seine Wolle, sonst ist die Viehzucht unbedeutend. Die rege Industrie erzeugt Leinwand, Wollen- und Baumwollenstoffe u. geringwertiges Rosenöl. Eine Eisenbahnlinie zweigt sich bei El Wasta von der Nilbahn ab und durchzieht das F. Hauptstadt ist Medinet el F. (s.d.). Das F. wird bereits in den ältesten Inschriften als das »Seeland« wegen des darin gelegenen Sees Möris erwähnt, ist aber allmählich, indem Teile des Sees trocken gelegt wurden, vergrößert worden. Besondere Vorliebe für das F. hatten die Könige der 12. Dynastie, von denen namentlich Amenemhet III. in der Hauptstadt Krokodilopolis große Tempelbauten vornahm und bei Hawâra das berühmte »Labyrinth« (s.d.) errichtete. Der Hauptgott des F. war Sobek (s.d.). In griechischer Zeit hieß das F. Gau von Krokodilopolis, später arsinoïtischer Gau. Neuerdings haben an verschiedenen Stätten des F. erfolgreiche Ausgrabungen stattgefunden, die namentlich viele Papyri zutage gefördert haben. Vgl. R. H. Brown, The F. and lake Moeris (Lond. 1892); Grenfell-Hunt, F. Towns and their papyri (das. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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