Farnēse

Farnēse

Farnēse, ital. Fürstengeschlecht, das seinen Namen von dem gleichnamigen Flecken und Schloß bei Orvieto ableitet und seinen Ursprung in das 13. Jahrh. zurückführt. Die Größe des Hauses datiert von Alessandro F., als Papst Paul III. (1534–49), der seinen natürlichen Sohn Pietro Luigi (geb. 1503) zum Herzog von Castro und Ronciglione und 1545 zum Herzog von Parma und Piacenza erhob. Dieser fiel 10. Sept. 1547 als Opfer einer Verschwörung zu Piacenza, worauf Ferrante Gonzaga, Kaiser Karls V. Statthalter in Mailand, Piacenza besetzte. Vgl. Assò, Vita di Pierluigi F. (Mail. 1821). Pietro Luigis Sohn Ottavio, geb. 1520, behauptete sich in Parma und gelangte später auch wieder in den Besitz Piacenzas, das er, durch seine Gemahlin Margarete (s.d.) von Parma, die natürliche Tochter Karls V., mit dem Haus Österreich versöhnt, bis an seinen Tod (1586) gut regierte. Ihm folgte sein Sohn Alessandro, geb. 27. Aug. 1545, gest. 3. Dez. 1592. Dieser erhielt eine kriegerische Erziehung, focht 1571 unter Juan d'Austria bei Lepanto gegen die Türken und ward Juans vertrauter Ratgeber, als derselbe 1576 die Statthalterschaft der Niederlande übernommen hatte. Nach Juans Tode (1578) mit der Statthalterschaft betraut, bewährte er sich als ausgezeichneten Feldherrn. Durch kluge Benutzung des religiösen Zwiespalts zwischen den nördlichen protestantischen und den südlichen katholischen Provinzen wußte er die letztern für Spanien zurückzugewinnen. Er nahm 1579 Maastricht, 1584 Gent, Brügge und Ypern, zwang Brüssel durch Hun ger zur Kapitulation und nötigte Antwerpen (17. Aug. 1585) zur Übergabe. 1586 ward er Herzog von Parma und Piacenza und eroberte noch Grave, Venloo und Neuß und 1587 die Festung Sluys. Nach dem Untergang der Armada entsetzte er 1590 das durch Heinrich IV. belagerte Paris sowie im folgenden Jahre das bedrängte Rouen. Vgl. Fea, Alessandro F. (Rom 1886); Terrier-Santans, Campagnes d'Alexandre F. (Par. 1888). – Sein Sohn und Nachfolger, Ranuccio I., geb. 1569, gest. 1622, ein finsterer, habsüchtiger Tyrann, ließ 1612 die Häupter der angesehensten Familien wegen angeblicher Verschwörung hinrichten und ihre Güter einziehen. Dessen Sohn und Nachfolger Odoardo, geb. 1612, gest. 1646, führte Krieg gegen den Papst Urban VIII. Die letzten Sprößlinge des Hauses, Ranuccio II. (gest. 1694), Francesco (gest. 1727) und Antonio (gest. 1731), sind ohne Bedeutung. Nach des letztern Tode fiel das Herzogtum Parma an Don Carlos, Sohn König Philipps V. von Spanien und der Elisabeth F., einer Enkelin Ranuccios II., nachmaligen König Karl III. von Spanien. S. Parma (Geschichte).

Der Palast F. in Rom, am gleichnamigen Platz, nahe dem Tiber, der Farnesina (s.d.) gegenüber gelegen, ist eins der vorzüglichsten Bauwerke der Stadt. Der Bau wurde von Alessandro F. vor seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl nach dem Plan des jüngern Ant. da Sangallo 1530 begonnen, dann unter Leitung Michelangelos fortgesetzt (von ihm namentlich das herrliche, reichverzierte Hauptgesims), schließlich von della Porta 1580 vollendet. Ein Saal des Palastes, die sogen. Galerie, enthält umfangreiche Freskogemälde mythologischen Inhalts von Annibale Carracci. Er ist jetzt Sitz der französischen Botschaft und seit 1903 auch Eigentum des französischen Staates. – Die Farnesischen Gärten auf der Nordseite des Palatins, von Paul III. angelegt, zeigen jetzt nur noch Spuren ihrer ehemaligen Pracht. Napoleon III., der 1860 in ihren Besitz kam, unternahm dort bedeutende Ausgrabungen, die seit 1870 von der italienischen Regierung fortgesetzt werden. Von Ruinen antiker Bauwerke liegen hier die Paläste des Tiberius, des Caligula, der Flavier u. a.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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