Erich

Erich

Erich, Könige von Dänemark: 1) E. I., gest. 10. Juli 1103 auf Cypern, folgte 1095 seinem Bruder Olaf Hunger, erhielt wegen seiner Verdienste um die Verbesserung der Verwaltung und um die Unterdrückung der wendischen Seeräuberei den Beinamen Ejegod (»immer gut«), bereitete die Erhebung Lunds zum Erzbistum für die drei skandinavischen Reiche vor und starb auf einer Reise nach Jerusalem. Vgl. P. Bendtsen, Erik Eiegods Historie (Kopenh. 1821); J. G. F. Räder, Danmark under Svend Estridsen og hans Sönner (das. 1871).

2) E. II., Sohn des vorigen, gest. 18. Sept. 1137 in Ripen durch Meuchelmord, erlangte, als Rächer seines Bruders Knut Lavard, 1134 durch den Sieg bei Fotevik über seinen Oheim Niels, der sich 1131 der Herrschaft bemächtigt hatte, die Krone und den Beinamen Emune (»der Denkwürdige«). Nachdem er 1135 seinen Bruder Harald sowie dessen Söhne aus dem Wege geräumt und sich der Oberhoheit des deutschen Kaisers Lothar II. unterworfen hatte, zwang er die Bewohner Rügens zur Annahme des Christentums und kämpfte unglücklich gegen Norwegen.

3) E. III., Neffe des vorigen, gest. 27. Aug. 1146 als Mönch zu Odense, wegen seiner Nachgiebigkeit Lam (»das Lamm«) genannt, bestieg 1137 den Thron, legte aber schon 1146 die Krone nieder.

4) E. IV., geb. 1216, gest. 10. Aug. 1250 durch Meuchelmord, seit 1232 Mitregent und 1241 Nachfolger seines Vaters Waldemar II. (s.d.), geriet 1250 in die Hände seines Bruders Herzog Abel von Schleswig, mit dem er viele Kämpfe zu bestehen gehabt hatte. Wegen der Steuer, die er 1249 von jedem Pfluge zur Deckung der Kosten eines Kreuzzugs nach Estland erhob, ward er Plovpenning (»Pflugpfennig«) genannt. Sein Ende hat Öhlenschläger (s.d.) dramatisch behandelt. Vgl. Erslev, Erik Plovpennings Strid med Abel (»Dansk Historisk Tidsskrift«, 1890).

5) E. V., Neffe des vorigen, geb. 1249, gest. 22. Nov. 1286, folgte 1259 seinem Vater Christoph I. (s.d.), anfangs unter der Vormundschaft seiner energischen Mutter, Margarete von Pommern, lag nicht nur mit seinen schleswigschen Verwandten, deren Gefangener er 1261–64 gewesen war, und mit Schweden, bez. Norwegen oft in Fehde, sondern hatte auch im Innern mit Schwierigkeiten zu kämpfen und mußte 1282 die erste dänische Wahlhandfeste beschwören. Wegen seiner Ausschweifungen erhielt er den Beinamen Klipping (»geschornes Schaffell«). Seine Ermordung (nach einem unsittlichen Attentat auf die Gattin eines dänischen Großen) ist in Volksliedern, Dramen und Opern behandelt worden. Vgl. L. Holberg, Kong Erik Glippings Haandfästning og Rigslove (Kopenh. 1895).

6) E. VI., Sohn des vorigen, geb. 1274, gest. 13. Nov. 1319 in Roskilde, bestieg 1286 den Thron, kämpfte, nicht immer glücklich, gegen Schweden, Norwegen und die Hanseaten und ward in langwierige Streitigkeiten mit der Kirche verwickelt. Sein Beiname Menved wird als »böser Mensch« gedeutet.

7) E. VII. (in Schweden E. XIII.), der Pommer, Urenkel Waldemars IV. (s.d.), geb. 1382, gest. 1459 in Pommern, 1388 in Norwegen, 1396 auch in Schweden und Dänemark als Thronfolger anerkannt, ward 1397 in Kalmar (s.d.) zum Erben der drei vereinigten Reiche gewählt und 1412 Nachfolger seiner Großtante Margarete (s.d.). Seine innere Politik in Dänemark war auf Förderung der städtischen Handelsinteressen, Anlage neuer Städte am Sunde, Organisation einer straffern Verwaltung etc. gerichtet und keineswegs fruchtlos. Dagegen mißlangen seine auswärtigen Bestrebungen völlig. Der 1410–35 von ihm mit den Herzogen von Holstein, bez. mit der Hansa geführte Krieg endete mit der Preisgebung Schleswigs und der erzwungenen Anerkennung drückender hanseatischer Privilegien, das Regiment der von ihm in Schweden eingesetzten ausländischen Vögte mit der Volkserhebung unter Engelbrekt Engelbrektsson (s.d.) und schließlich (1439) mit seiner Entthronung. Gleichzeitig auch in Dänemark abgesetzt, führte E. fortan auf Gotland das Leben eines Seeräubers und kehrte 1449 nach Pommern zurück. Vgl. Erslev, Erik af Pommern, hans Kamp för Sönderjylland og Kalmarunionens Oplösning (Kopenh. 1901).

[Könige von Schweden.] Durch Johannes Magni (s.d.) ward in der schwedischen Geschichtschreibung eine Reihe apokrypher Könige mit dem Namen E. eingebürgert, so daß die jetzt üblichen Ordnungszahlen unrichtig sind. Erwähnt seien: 8) E. (VII.) Segersäll (»der Siegesfrohe«), gest. um 994, bemächtigte sich vorübergehend auch Dänemarks und war Schwedens letzter heidnischer König. – 9) E. (IX.), der Heilige, seit ca. 1150 König in Mittelschweden (Svealand), wo er das Christentum befestigte und sich als Gesetzgeber verdient machte, bekehrte um 1157 durch einen Kreuzzug den Süden Finnlands und ward 18. Mai 1160 ermordet. Obwohl nicht förmlich kanonisiert, galt er doch als Schutzpatron Schwedens. Seine Gebeine werden im Dome zu Upsala aufbewahrt. Vgl. Stjerna, E. der Helige. En sagohistorisk studie (Lund 1898). – 10) E. (X.) Knutsson, Enkel des vorigen, der erste schwedische König, der sich krönen ließ, regierte 1210–16. Durch seine Vermählung mit einer Schwester des Dänenkönigs Waldemar II. (s.d.) ward er Schwager des französischen Königs Philipp II. August (s.d.). – 11) E. (XI.) Eriksson, Sohn des vorigen, geb. 1216, gest. 2. Febr. 1250 kinderlos, bestieg 1222 den Thron, ward 1229 vertrieben, kehrte aber schon 1234 mit dänischer Hilfe zurück. Zuletzt stand E., der selbst sich E. III. nannte, unter dem Einflusse seines Schwagers Birger Jarl (s. Birger 1). – 12) E. (XII.) Magnusson, geb. 1339, gest. 21. Juni 1359, war mit Beatrix von Brandenburg vermählt. 1356 empörte er sich gegen seinen Vater Magnus Eriksson, der ihn 1357 als König anerkennen und ihm Südschweden nebst Finnland abtreten mußte. – 13) E. (XIII.), der Pommer, auch König von Dänemark u. Norwegen, s. Erich 7).

14) E. (XIV.), geb. 13. Dez. 1533, gest. 26. Febr. 1577 auf Örbyhus (Upland), einer der kenntnisreichsten und stattlichsten Fürsten seiner Zeit, ward 1560 Nachfolger seines Vaters Gustav Wasa (s.d.), regierte anfangs mit Umsicht und Energie, förderte Kunst und Handwerk, Handel und Schiffahrt, schuf eine starke Flotte und verbesserte die Rechtspflege. 1561 führte er die Freiherrn- und Grafenwürde ein, legte durch die Besitznahme Revals den Grund zur spätern schwedischen Ostseeherrschaft und erwirkte auf dem Reichstag zu Arboga die Annahme der sogen. Arboga-Artikel, wodurch die Rechte seiner Brüder in den von ihnen 1560 geerbten Herzogtümern eingeschränkt wurden. Allein sein jähzorniger und argwöhnischer Charakter verleitete ihn bald zu unbedachten Schritten und zu Gewalttaten. Der 1563 von ihm gegen Dänemark begonnene und teilweise unglücklich geführte Nordische siebenjährige Krieg (s.d.) entfremdete ihm allmählich das Volk, und die Gefangennahme (1563) seines Bruders Johann verfeindete ihn für immer mit seinen beiden Brüdern, während die in einem Anfall von Wahnsinn 1567 von ihm angeordnete und z. T. von ihm eigenhändig vollführte Ermordung mehrerer Mitglieder des mächtigen Geschlechts der Sture (s.d.) die schwedischen Großen zu seinen Todfeinden machte. Zwar gab er später, um den erbitterten Adel zu versöhnen, Johann frei und ließ seinen Günstling Göran Persson, den eigentlichen Urheber des Mordes, vor ein Gericht stellen. Als aber dieser, obwohl zum Tode verurteilt, bald seinen frühern Einfluß wiedererlangte und E., dessen Vermählungsverhandlungen mit Elisabeth von England, Maria Stuart etc. gescheitert waren, Anfang Juli 1568 seine Geliebte, die Soldatentochter Karin Månsdotter, heiratete und zur Königin krönen ließ, empörten sich seine Brüder Johann und Karl und zwangen ihn nach wenigen Wochen zur Ergebung. Am 25. Jan. 1569 auf dem Stockholmer Reichstag förmlich abgesetzt, ward E. fortan in strenger Hast gehalten und schließlich auf Befehl seines Bruders Johann III. (s.d.) ermordet. Sein einziger Sohn hieß Gustav (s.d. 6). – Über E., dessen tragisches Geschick von Beskow, R. Prutz, H. Kruse, K. Koberstein, J. Weilen, A. Strindberg u. a. dramatisch behandelt worden ist, vgl. die Biographien von Tegel (Stockh. 1751) und Celsius (s.d. 3); mehrere Schriften von A. G. Ahlqvist (s.d. 2); A. Nilsson, Den svenska riksdagen under E. XIV.'s regering (Karlstad 1886); F. Arnheim, König E. XIV. als PolitikerHistorische Zeitschrift«, Bd. 64, 1890); G. Forstén, Die baltische Frage im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 1 (russ., Petersb. 1893); Hjärne, Svensk-ryska förhandlingar 1564–1572. E. XIV.'s ryska förbundsplaner (Upsala 1897); O. Sjögren, Gustaf Vasas söner och deras tidehvarf (Stockh. 1901); D. Schäfer, Geschichte Dänemarks, Bd. 5 (Gotha 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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