Elisabeth [2]

Elisabeth [2]

Elisabeth, Name zahlreicher fürstlicher Personen, von denen folgende zu nennen sind:

[Brandenburg.] 1) Kurfürstin von Brandenburg, geb. 1485, gest. 10. Juni 1555 in Berlin, Tochter des Königs Johann von Dänemark, seit 10. April 1502 mit dem Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg vermählt, neigte sich früh der Lehre Luthers zu, ward aber deswegen von ihrem reformationsfeindlichen Gemahl mit Gefangenschaft bedroht, namentlich als sie 1527 heimlich das Abendmahl in beiderlei Gestalt genommen hatte. Sie floh im März 1528 nach Torgau zu dem Kurfürsten Johann von Sachsen, wo sie bis 1535 verweilte, geriet aber aus Mangel an Geld in drückende Not, aus der sie erst der Tod ihres Gemahls 1535 befreite. Danach wohnte sie neun Jahre auf Schloß Lichtenberg bei Wittenberg und kehrte 1545 nach Spandau in der Mark zurück, wo sie sich lebhaft an der kirchlichen Bewegung beteiligte. Vgl. Czilsky, Kurfürstin E. von Brandenburg (Berl. 1859).

[England.] 2) Königin von England, Tochter Heinrichs VIII. und der Anna Boleyn, geb. 7. Sept. 1533, gest. 24. März (3. April) 1603, wurde von Heinrich nach Annas Hinrichtung als illegitim von der Erbfolge ausgeschlossen, 1544 aber als Thronerbin Eduards VI. (s. d.) und der Maria, der Tochter seiner ersten Gemahlin, anerkannt. Sie wurde in protestantischen Anschauungen erzogen, aber während der Regierung ihrer Schwester Maria gezwungen, den Schein einer rechtgläubigen Katholikin anzunehmen; nichtsdestoweniger wurde sie 1554 in den Tower gesetzt und auch nach ihrer Freilassung bis zum Tode Marias unter lästiger Aussicht gehalten. Da ein Versuch, sie von der Erbfolge auszuschließen, an dem Widerstand des Parlaments gescheitert war, folgte sie 17. Nov. 1558 ihrer Schwester ohne Widerstand auf dem Thron und näherte sich alsbald, besonders von W. Cecil beraten, der protestantischen Partei, indem sie ihr Volk mit behutsamen Maßregeln zur anglikanisch-reformierten Kirche überleitete (s. Anglikanische Kirche); der königliche Supremat über die Kirche, die englische Liturgie, die revidierten 39 Artikel u.a. sind in den ersten Regierungsjahren Elisabeths gesetzlich eingeführt worden. Zu Maßregeln gegen Andersgläubige schritt man erst in späterer Zeit, als E. sich und ihren Staat gegen katholisch-jesuitische Umtriebe zu schützen hatte. Das materielle Wohl ihres Volkes bemühte sie sich zu heben, Handel und Schiffahrt blühten auf. Auch in den europäischen Verhältnissen spielte England bald eine bedeutende Rolle. Mit Schottland und dessen Herrscherin Maria Stuart kam E. in Konflikt, wozu die religiösen Angelegenheiten und die persönlichen Eigenschaften der beiden Königinnen gleichviel beitrugen. Maria machte als Urenkelin Heinrichs VII. der angeblich illegitimen E. das Thronrecht streitig, und da hierzu noch der konfessionelle Gegensatz kam und die Verbindung zwischen Schottland und Frankreich England politisch bedrohte, so wurde das Verhältnis bald ein gespanntes. Durch Marias Vermählung mit Darnley wurde der Gegensatz gesteigert, weshalb E. die Unruhen, die in Schottland durch das unkluge und leichtsinnige Benehmen ihrer Gegnerin hervorgerufen wurden, noch begünstigte. Als Maria 1568 in England Schutz suchen mußte, nahm E. sie zwar auf, verweigerte ihr aber die erbetene Unterstützung gegen die schottischen Empörer, eröffnete gegen sie eine Untersuchung wegen der Ermordung Darnleys und hielt sie gefangen. Wieder holte Verschwörungen, welche die Befreiung Marias bezweckten, beunruhigten Regierung und Parlament so sehr, daß 1585 ein besonderes, dagegen verfaßtes Gesetz erlassen wurde, und als man 1586 Babingtons (s. d.) Mordanschlag auf Elisabeths Leben entdeckte, ward Maria der Mitwissenschaft an diesem Komplott schuldig gesprochen und 8. Febr. 1587 hingerichtet. E bestrafte zwar den Geheimsekretär Davison, weil er die Hinrichtung ohne ihren Befehl habe vollziehen lassen, reinigte sich aber dadurch nicht von dem Vorwurf. eine Verurteilung veranlaßt zu haben, zu der, wenn sie auch vielleicht politisch nützlich und durch Verschuldung Marias begründet war, E. sicher nicht berechtigt gewesen ist. Das englische Volk billigte übrigens die Hinrichtung der Gegnerin, die England mit politischer und kirchlicher Reaktion zu bedrohen schien. Für die Katholiken in Europa war dies aber das Signal zum Angriff auf England. Papst Sixtus V. erneuerte den schon von Pius V. 1570 über E. ausgesprochenen Bann, und Philipp II. von Spanien sandte die Armada, die jedoch 1588 durch Sturm und die englischen Seehelden Howard und Drake vernichtet wurde. Dieser Sieg und das Steigen der Wohlfahrt des Landes ließen das Volk übersehen, daß E. die Macht des Parlaments gering achtete und ihm gegenüber in der Regel ihren Willen durchzusetzen wußte. E. brachte Ordnung in die Finanzen, förderte Ackerbau und Industrie und legte zu der großartigen Entwickelung des englischen Seewesens den Grund. Als das Parlament ihr zu einer Ehe riet, äußerte sie ihren Entschluß, als jungfräuliche Königin sterben zu wollen. Nichtsdestoweniger wurde oft über Eheprojekte verhandelt, so mit dem österreichischen Erzherzog Karl, mit den französischen Prinzen von Anjou und Alençon; sie ist aber unvermählt geblieben. Doch ist das Privatleben der Königin nicht frei von Flecken; an Liebeleien ist kein Mangel: Leicester, Hatton und Essex galten als ihre Liebhaber. In ihrer letzten Lebenszeit ward der schottische König Jakob, Sohn der Maria Stuart, als ihr Nachfolger angesehen, den sie kurz vor ihrem Tod als solchen anerkannt haben soll. E. hat eine sehr verschiedenartige Beurteilung erfahren. Unbestreitbar sind ihre große Begabung, ihr Verständnis für die Interessen der Nation, ihre Hingabe an den Dienst derselben, Sparsamkeit und dabei doch die Gabe der Repräsentation, lebhaftes Interesse für geistige Bildung, die sie sich selbst in hohem Maß angeeignet hatte. Dagegen ist sie von den Fehlern der Eitelkeit und Launenhaftigkeit, die gelegentlich in Stolz und Härte ausarteten, nicht freizusprechen. Der Glanz, der auf ihrer Regierung in der englischen Überlieferung ruht, ist in wesentlichen Punkten das Verdienst ihres Ministers Cecil; der Königin Ruhm ist es, daß sie ihm die Leitung des Staates übertragen und trotz mancher Differenzen belassen hat. Vgl. Camden, Annales rerum anglicarum et hibernicarum regnante Elisabetha (Lond. 1615); Lucy Aikin, Memoirs of the court of Queen Elizabeth (1818, neue Ausg. 1875); Turner, History of the reigns of Edward VI., Mary and Elizabeth (2. Aufl. 1829, 4 Bde.); Wiesener, La jeunesse d'Élisabeth d'Angleterre (Par. 1878; engl., Lond. 1879); Beesly, Queen Elizabeth (1892); Creighton, Queen Elizabeth (neue Ausg. 1901); Jessopps Artikel im »Dictionary of National Biography« (1889); Marcks, Königin E. von England (Bielef. 1897); Froude, History of England, Reign of Elizabeth (neue Ausg. 1893, 6 Bde.); Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866).

[Frankreich.] 3) E. Charlotte, Herzogin von Orléans, Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und einer hessen-kasselschen Prinzessin, geb. 27. Mai 1652 in Heidelberg, gest. 8. Dez. 1722 in St.-Cloud, ward, da ihr Vater sich von seiner Gemahlin scheiden ließ, in Hannover bei ihrer Tante, der Kurfürstin Sophie von Hannover, erzogen. Von ihrem Vater hatte »Liselotte« ein gesundes, einfaches, oft derbes Wesen und Temperament geerbt, das nicht selten in Heftigkeit und Laune verfiel, eine echt deutsche Gesinnung, Wahrhaftigkeit und entschiedene Abneigung gegen das glänzende Scheinwesen, wie es damals von Frankreich aus an den deutschen Höfen eindrang. Dennoch wurde sie 21. Nov. 1671 mit dem Bruder des Königs Ludwig XIV. von Frankreich, dem Herzog Philipp von Orléans (gest. 1701), vermählt. Ihr Gatte war schwächlich an Körper und Geist, sklavisch abhängig von seinem Bruder und die ganze Welt, in die E. eintrat, war ihr zuwider. Die Heirat hatte bei künftigen Verwickelungen die Pfalz vor Schädigung bewahren sollen. Darum war es ihr um so schmerzlicher, als bei dem Aussterben des kurpfälzischsimmernschen Mannesstammes 1685 Ludwig XIV. mit Berufung auf die angeblichen Rechte seiner Schwägerin E. Anspruch auf einen Teil der Pfalz erhob und diese, da er das bereits 1688 besetzte Land gegen die Koalition der europäischen Mächte nicht zu behaupten vermochte, 1689 auf das furchtbarste verwüsten ließ. Ihre in origineller, oft derber Sprache geschriebenen, auch für die Kenntnis des französischen Hoflebens sehr wertvollen Briefe geben uns ein treues Bild ihrer ganzen Persönlichkeit. Ihre Briefe an ihre Geschwister wurden herausgegeben durch den Literarischen Verein in Stuttgart: erste Sammlung von W. Menzel (1843), zweite vollständige Sammlung von L. Holland (1867–82, 6 Bde.). Briefe Elisabeths an Leibniz veröffentlichte Bodemann in der »Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen« (1884); die an ihre Tante, die Kurfürstin Sophie von Hannover, finden sich in Rankes »Französischer Geschichte im 16. und 17. Jahrhundert«, Bd. 5 u. 6, und sind vollständiger gleichfalls von Bodemann (Hannov. 1891, 2 Bde.) herausgegeben worden, der auch ihre Briefe an ihre frühere Erzieherin, Frau von Harling, veröffentlichte (das. 1894). Eine Auswahl ihrer Briefe aus den Jahren 1672–1720 gab Friedemann (Stuttg. 1903) heraus. Vgl. Häusser im Anhang zur »Geschichte des Zeitalters der Reformation« (Berl. 1868); Kugler, Pfalzgräfin E. Charlotte (Stuttg. 1877); Schott, E. Charlotte, Herzogin von Orléans (Heidelb. 1881); Bodemann im »Historischen Taschenbuch« (Leipz. 1892). – Ihre Tochter Elisabeth Charlotte, Mademoiselle de Chartres, geb. 13. Sept. 1676, gest. 24. Dez. 1744, wurde 1698 mit dem Herzog Karl Leopold von Lothringen vermählt und Mutter von 13 Kindern, darunter des nachmaligen Kaisers Franz I. Seit 1729 Witwe, mußte sie unter schwierigen Verhältnissen mehrmals die Regentschaft übernehmen und wurde 1736 zur souveränen Fürstin von Commercy ernannt.

4) E. Philippine Marie Helene, Tochter des Dauphins Ludwig, des Sohnes Ludwigs XV. von Frankreich und der Prinzessin Maria Josepha von Sachsen, Schwester Ludwigs XVI., Madame genannt, geb. 3. Mai 1764 in Versailles, gest. 10. Mai 1794, erhielt eine treffliche Erziehung und lebte unvermählt auf ihrem Landsitz zu Montreuil. Beim Ausbruch der Revolution begab sie sich an den Hof, indem sie es für ihre Pflicht hielt, die Schicksale der königlichen Familie zu teilen. Sie begleitete diese bei ihrem Fluchtversuch 1791, ward mit dem Königspaar verhaftet und 13. Aug. 1793 in den Temple gebracht. Hier widmete sie sich ganz ihrem Bruder und seinen Kindern. Nach der Hinrichtung des Königs und der Königin schien sie mit ihrer Nichte, der spätern Herzogin von Angoulême, deren Erziehung sie sich sehr angelegen sein ließ, ganz in Vergessenheit gekommen zu sein, als sie 9. Mai 1794 von Fouquier-Tinville vor das Revolutionstribunal gezogen und guillotiniert wurde. Vgl. de Beauchesne, La vie de Mad. É. (2. Aufl., Par. 1871); Mad. d'Armaillé, Madame É., soeur de Louis XVI (das. 1836).

[Österreich.] 5) E. Amalie Eugenie, Kaiserin von Österreich, älteste Tochter des Herzogs Maximilian Joseph in Bayern, geb. 24. Dez. 1837, gest. 10. Sept. 1898, wurde 24. April 1854 mit dem Kaiser Franz Joseph I. von Österreich vermählt, dem sie vier Kinder gebar. Eine schöne, majestätische Erscheinung, wußte E. sich namentlich in Ungarn, als dessen Königin sie 8. Juni 1867 gekrönt wurde, die Sympathien des Volkes, besonders der höhern Schichten, zu erwerben. Sie war nicht nur eine ausgezeichnete Reiterin und große Naturfreundin, sondern auch eine Frau von hoher literarischer Bildung, namentlich eine Verehrerin Heines. Schon in frühern Jahren, besonders aber in der letztern Zeit, verbrachte sie viele Monate auf Reisen und in ihrer herrlichen Villa Achilleion auf Korfu. Auf einer dieser Fahrten wurde sie 1898 in Genf von dem Dolch eines italienischen Anarchisten Luccheni, der aus Fanatismus irgend eine hervorragende Persönlichkeit ermorden wollte, tödlich getroffen. Ihre Leiche wurde nach Wien gebracht und 18. Sept. in der Kapuzinergruft beigesetzt. Kaiser Franz Joseph stiftete als bleibendes Andenken den Elisabethorden für Frauen und Jungfrauen. An vielen Orten wurden ihrem Andenken Denkmäler errichtet; eins der ersten wurde zu Pest im April 1900 enthüllt. Vgl. K. Christomanos, Tagebuchblätter (Wien 1899); de Burgh, E., Kaiserin von Österreich (a. d. Engl., das. 1900); Tschudi, E., Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn (a. d. Norwegischen, in Reclams Universal-Bibliothek); Rostok, Erinnerungsblätter etc. (Wien 1903).

[Pfalz.] 6) Kurfürstin von der Pfalz und Königin von Böhmen, Tochter König Jakobs I. von England, geb. 19. Aug. 1596, gest. 23. Febr. 1662 in London, seit 1613 mit Friedrich V. (s. d.) von der Pfalz vermählt, bewog diesen zur Annahme der böhmischen Krone und teilte mit ihren Kindern nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) sein unglückliches Los. Seit 1632 lebte sie verwitwet in Holland, kehrte aber nach Karls II. Thronbesteigung nach England zurück. Als Erbe des Hauses Stuart kam der Sohn ihrer Tochter Sophie, Georg I., Kurfürst von Hannover, 1714 auf den englischen Thron. Vgl. Miß Benger, Memoirs of Elizabeth Stuart, queen of Bohemia (Lond. 1825).

7) Pfalzgräfin bei Rhein, Äbtissin von Herford, älteste Tochter des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und der vorigen, geb. 26. Dez. 1618 in Heidelberg, gest. 8. Okt. 1680, wurde von ihrer Großmutter, Kurfürstin Juliane, Prinzessin von Oranien, seit 1627 im Haag von ihrer Mutter erzogen und wendete sich in dem Elend der Verbannung früh ernsten Lebensanschauungen und der Wissenschaft zu, trat mit Anna v. Schürmann, dann mit Cartesius in Verbindung, ward dessen eifrigste Schülerin und stand bis zu seinem Tod mit ihm in Briefwechsel. Nach längerm Aufenthalt bei dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, ihrem Vetter, und in Kassel, ward sie 1661 Koadjutorin und 1667 Äbtissin der Reichsabtei Herford. Einer schwärmerisch-mystischen Richtung huldigend, nahm sie 1670 Labadisten, dann auch Quäler in Herford auf, erregte damit aber bei der lutherischen Bevölkerung Anstoß.

[Preußen.] 8) E. Christine, Königin von Preußen, Tochter des Herzogs Ferdinand Albert von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 8. Nov. 1715, gest. 13. Jan. 1797, seit 12. Juni 1733 mit dem Kronprinzen von Preußen, spätern König Friedrich II., vermählt, lebte bis zu dessen Thronbesteigung mit ihm in Neuruppin und Rheinsberg. Nach dem Tode seines Vaters (1740) entsagte Friedrich dem Familienleben in der ihm aufgezwungenen, übrigens kinderlosen Ehe. E. lebte allein in Schönhausen bei Berlin und sah ihren Gemahl nur bei Galafesten in Berlin. Sie beschäftigte sich viel mit Literatur und verfaßte auch einige moralische Schriften in französischer Sprache. Vgl. Hahnke, E., Königin von Preußen, Gemahlin Friedrichs d. Gr. (Berl. 1848).

9) E. Ludovika, Königin von Preußen, geb. 13. Nov. 1801, gest. 14. Dez. 1873 in Dresden, die Tochter des Königs Maximilian I. von Bayern, Zwillingsschwester der Königin Amalie von Sachsen (gest. 8. Nov. 1877) und Schwester der Erzherzogin Sophie von Österreich (gest. 28. Mai 1872), vermählte sich 29. Nov. 1823 mit dem Kronprinzen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, und nahm an dessen geistigen Interessen, namentlich an seinen Bestrebungen für Kunstzwecke, innigen Anteil. 1824 trat sie zur evangelischen Kirche über. Als Königin von Preußen, seit 1840, wirkte sie politisch für die Erhaltung enger Freundschaft zwischen Preußen und Österreich. Ihrem Gemahl war sie eine musterhafte Gattin und während seines langen Krankenlagers eine treue Pflegerin. Nach seinem Tode, 2. Jan. 1861, führte sie auf ihren Witwensitzen Sanssouci, Charlottenburg und Stolzenfels ein stilles, dem Andenken an ihren Gemahl in geräuschloser Wohltätigkeit gewidmetes Leben, von ihrem Schwager, Kaiser Wilhelm, mit großer Aufmerksamkeit und wahrer Freund schaft behandelt. Während eines Besuchs bei ihrer Schwester starb sie in Dresden. Ihre Überreste wurden 21. Dez. in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt. Ihr Andenken bewahrt die von Friedrich Wilhelm IV. 1843 errichtete Elisabeth-Stiftung in Berlin für die Witwen und Waisen unbesoldeter Kommunalbeamten. Vgl. A. v. Reumont, E., Königin von Preußen (Berl. 1874); L. Hesekiel, C. Luise (das. 1881).

[Rumänien.] 10) E. Ottilie Luise, Königin von Rumänien, geb. 29. Dez. 1843 auf dem Schloß Monrepos bei Neuwied als die Tochter des Fürsten Hermann zu Wied-Neuwied, ist seit 15. Nov. 1869 mit dem damaligen Fürsten, jetzigen König von Rumänien, Karl I., vermählt. Unter dem Namen Carmen Sylva ist sie als geist- und phantasievolle Dichterin aufgetreten und hat durch ihre oft von Schwermut erfüllten Werke in weiten Kreisen Anteil und Anerkennung gewonnen. Es erschienen von ihr: »Rumänische Dichtungen« (Übersetzungen, hrsg. von Mite Kremnitz, Leipz. 1881, 3. Aufl. 1889); »Stürme«, Dichtungen (Bonn 1881, 3. Aufl. 1889); »Ein Gebet«, Novelle (Berl. 1882, 4. Aufl. 1897); »Ich ova« (Leipz. 1882); »Die Hexe« (Berl. 1882); »Leidens Erdengang«, ein Märchenkreis (das. 1882, 5. Aufl. 1899); »Pelesch-Märchen. Aus Carmen Sylvas Königreich« (Leipz. 1883; 4. Aufl., Bonn 1899; 2. Bd., das. 1887); »Meine Ruh'«, lyrische Gedichte (Berl. 1884; 3. Aufl. 1901, 4 Bde.); »Handzeichnungen«, Skizzen (das. 1884); »Mein Rhein«, Dichtungen (Leipz. 1884, 4. Aufl. 1891); »Es klopft« (Regensb. 1887, 5 Aufl. 1903); »Lieder aus dem Dimbovitzatale« (Leipz. 1889), rumänische Volkslieder, gesammelt von Helene Vacaresco; das effektvolle Trauerspiel. »Meister Manole« (Bonn 1892), im Wiener Burgtheater ausgeführt; ferner: »Heimat«, Gedichte (das. 1891); »Meerlieder« und »Handwerkerlieder« (das. 1891); »Defizit«, Roman (das. 1890); »Seelengespräche« (das. 1900); »Tau« (das. 1900), »Märchen einer Königin« (das. 1901); »Es ist vollbracht! Das Leben meines Bruders Otto Nikolaus, Prinz zu Wied« (Berl. 1902); »Unter der Blume«, Gedichte (Regensb. 1903); »Geflüsterte Worte« (das. 1903) u.a. Gemeinsam mit Mite Kremnitz verfaßte sie unter dem Pseudonym Dito und Idem neben anderm eine Reihe von Romanen (s. Kremnitz). Sie übersetzte auch Pierre Lotis »Islandfischer« (5. Aufl., Bonn 1902) und P. de Saint-Viktors Werk »Die beiden Masken. Tragödie, Komödie« (Berl. 1900, 2 Bde.). Vgl. Mite Kremnitz, Carmen Sylva (Bresl. 1882); Natalie v. Stackelberg, Aus Carmen Sylvas Leben (5. Aufl., Heidelb. 1888); Schmitz, Carmen Sylva und ihre Werke (Neuwied 1888); Roosevelt, E. of Roumania, a study (Lond. 1891).

[Rußland.] 11) E. Petrowna, Kaiserin von Rußland, Tochter Peters d. Gr. und Katharinas I., geb. 18. Dez. 1709, gest. 5. Jan. 1762, wurde mehrmals bei der Besetzung des erledigten Thrones übergangen, weil sie vor dem formellen Abschluß der Ehe ihrer Eltern geboren war. Sie duldete es, daß die Herzogin von Kurland, Anna Iwanowna (s. Anna 7), 1730 den Thron bestieg und 1740 den Sohn des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Bevern und ihrer Nichte Anna, Iwan, zu ihrem Nachfolger unter der Regentschaft Birons ernannte. Erst als sie bei Hof eine untergeordnete Rolle spielen mußte und sich von der Unfähigkeit und Unpopularität der Braunschweiger überzeugte, ließ sie sich von ihrem Leibarzt Lestocq und dem französischen Gesandten, Marquis de la Chetardie, zu einer Verschwörung bewegen, in deren Folge 6. Dez. 1741 die Regentin und der junge Kaiser gefangen genommen und ihre Anhänger nach Sibirien verbannt wurden. Noch am nämlichen Tag wurde E. Kaiserin. E. war eitel und ohne Kraft zu den Regierungsgeschäften und meist von Günstlingen geleitet, die ihre Sinnlichkeit befriedigten. Nach ihrer Thronbesteigung ernannte sie ihren Neffen, den Prinzen Peter von Holstein-Gottorp, zu ihrem Nachfolger. Lestocq wurde bald gestürzt; neue Ratgeber, wie z. B. Woronzow und besonders Bestushew, bestimmten die Kaiserin zu ihrer antipreußischen Politik. Rasumowskij ward aus einem Hirtenknaben in der Ukraine Feldmarschall und zuletzt der heimlich angetraute Gemahl Elisabeths. Der Krieg mit Schweden, der bereits unter Anna Leopoldowna begonnen hatte, wurde durch Feldmarschall Lacy 1743 im Friedensschluß zu Åbo beendigt. Im Österreichischen Erbfolgekrieg ließ E. trotz Frankreichs Gegenbemühungen 37,000 Mann zugunsten Maria Theresias vorrücken und beschleunigte so den Abschluß des Aachener Friedens 1748. Zu Anfang des Siebenjährigen Krieges verband sie sich mit Österreich und Frankreich gegen Friedrich II., der sie durch beißende Bemerkungen aufs tiefste verletzt hatte. Noch vor dem Ende des Krieges starb E. Bis in ihr Alter maßlos der Sinnlichkeit frönend, duldete sie trotz strenger äußerer Kirchlichkeit Sittenlosigkeit und Ränkespiel an ihrem Hof. Moskau verdankt ihr seine Universität und Petersburg die Akademie der Künste. Vgl. Bain, The daughter of Peter the Great, the empress E. (Lond. 1899); Waliszewski, La dernière des Romanov: E. I, impératrice de Russie (Par. 1902).

12) Kaiserin von Rußland, eigentlich Luise Marie Auguste, geb. 1779 als dritte Tochter des Erbmarkgrafen Karl Ludwig von Baden, gest. 4. (16.) Mai 1826 zu Belew bei Kaluga, heiratete 1793 den Großfürsten, spätern Zaren Alexander von Rußland (s. Alexander 17) und gebar ihm nur zwei Töchter, die in zartem Alter starben.

[Spanien.] 13) Königin von Spanien, Tochter König Heinrichs II. von Frankreich und der Katharina von Medici, geb. 13. April 1545 in Fontainebleau, gest. 3. Okt. 1568, wurde 30. Juni 1559 mit dem verwitweten König Philipp II. von Spanien vermählt, dem sie zwei Töchter gebar. Sie starb im Wochenbett. Die Geschichte eines Liebesverhältnisses zwischen ihr und ihrem knabenhaften Stiefsohn Don Carlos ist eine Fabel.

14) E. Farnese, Königin von Spanien, Tochter des Herzogs Odoardo II. von Parma, geb. 25. Okt. 1692, gest. 11. Juli 1766, wurde nach dem Tode der ersten Gemahlin König Philipps V. von Spanien 1714 von Alberoni der Prinzessin Orsini als gefügige Gemahlin des Königs empfohlen und in demselben Jahr vermählt, verjagte aber sofort die Prinzessin aus Spanien und beherrschte im Verein mit Alberoni ihren Gemahl vollständig. Ehrgeizig und herrschsüchtig, trieb sie ihn an, die ehemals spanischen Besitzungen in Italien zu erlangen. So erreichte sie es, daß ihre Söhne Karl 1731 Parma, 1738 Neapel und Philipp 1748 Parma bekamen. Seit 1746 war sie Witwe. Vgl. Armstrong, E. Farnese, the termagant of Spain (Lond. 1892).

[Thüringen.] 15) E. die Heilige, Landgräfin von Thüringen, Tochter des Königs Andreas von Ungarn und seiner Gemahlin Gertrud von Meran, geb. 1207, gest. 19. Nov. 1231, wurde schon vierjährig 1211 mit Ludwig, dem Sohne des Landgrafen Hermann von Thüringen, verlobt und auf der Wartburg erzogen, wo sie, inmitten einer durchaus weltlich gesinnten Umgebung, von Anfang an eine streng kirchliche, fast asketische Frömmigkeit betätigte, in Nacheiferung der Schwester ihrer Mutter, der heil. Hedwig. Seit 1221 mit dem 20jährigen Ludwig IV., der seit 1216 Landgraf war, glücklich vermählt, setzte sie ihre Bußübungen und Werke der Barmherzigkeit fort, von ihrem Gatten selbst dann nicht gehindert, wenn sie sich nachts zum Gebet wecken, in der Fastenzeit von ihren Dienerinnen geißeln ließ und die Vorräte des Hofes für Arme und Kranke verbrauchte. Durch den Tod ihres 1227 auf einem Kreuzzug in Otranto gestorbenen Gemals tief gebeugt, suchte sie in der Religion Trost. Ihr Schwager, Landgraf Heinrich Raspe, vertrieb sie mit ihren Kindern anfangs von der Wartburg; doch fand sie bei ihrem Oheim, dem Bischof Eckbert von Bamberg, Zuflucht und erhielt durch Vermittelung Eckberts nicht nur wieder Zutritt zur Wartburg sondern auch Marburg nebst 500 Mark Silber jährlichen Einkünften als Witwensitz. Unter dem Einfluß des ihr vom Papst Gregor IX. empfohlenen Beichtvaters, des Ketzerrichters Konrad, widmete sich E. nun ganz der Askese. Wie die Legende schon von Wundern bei ihren Lebzeiten erzählte (so sollen einst, als ihr Gemahl den Korb, in dem sie den Eisenacher Armen Lebensmittel zutrug, öffnete, diese sich in Rosen verwandelt haben), bewirkten ihre Gebeine nach dem Tode wunderbare Heilungen; Papst Gregor sprach sie deshalb 1. Juni 1235 heilig. Über ihrem Grab zu Marburg legte ihr Schwager, Landgraf Konrad, 1236 den Grund zu der in den reinsten Formen der Frühgotik erbauten Elisabethkirche, die das Standbild der Heiligen enthielt. Durch ihre Tochter Sophie ist E. die Stammutter des hessischen Fürstenhauses. Der reiche Kranz von Sagen, der die Geschichte der Heiligen schmückt, ist dargestellt von MontalembertVie de sainte E. de Hongrie, duchesse de Thuringe«, 22. Aufl., Par. 1903; deutsch von Städtler, zuletzt Einsiedeln 1838) Vgl. Justi, E. die Heilige (2. Aufl., Marb. 1835); Simon, Ludwig IV. genannt der Heilige und seine Gemahlin die heilige E. (Frankf. 1854). Den geschichtlichen Kern hat Wegele festgestellt in Sybels »Historischer Zeitschrift«, 1861.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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