Dynamīt

Dynamīt

Dynamīt, Mischung von Nitroglyzerin mit einem Stoff, der dieses vollständig aufsaugt und dauernd gebunden hält. Nach Nobels Vorschlag (1866) wurde zuerst als aufsaugende Substanz Kieselgur verwendet, die man schlämmt, trocknet, zur Zerstörung organischer Beimengungen glüht, dann malt und siebt. Man mischt 70–80 Teile Nitroglyzerin mit 30–20 Teilen Kieselgur und etwa 0,5 Teil kalzinierter Soda mit der Hand und treibt die Masse ebenfalls mit der Hand durch ein Messingsieb. Zur bequemern und sichern Behandlung wird das D. in die Form von etwa 10 cm langen Zylindern von 19–23, auch 25 mm Durchmesser gebracht, die eine Hülle von Pergament- oder Paraffinpapier erhalten. Zur Herstellung der Zylinder (Patronen) dienen intermittierende Pressen, die das D. in die vorbereitete Hülfe hineinpressen, oder kontinuierliche, die einen Strang von D. liefern, von dem man Stücke von gewünschter Länge abbricht, um sie sofort einzuwickeln. Außerdem werden Zündpatronen von 2,5 cm Länge hergestellt. Die fertigen Patronen müssen eine nur Feuchtigkeit schützende Verpackung erhalten. Kieselgurdynamit bildet eine orangegelbe, auch rotbraune und, wenn mit Ocker gefärbt, tiefrote, geruchlose, plastische Masse vom spez. Gew. 1,6 (in Patronenform). Es gefriert bei Temperaturen unter 8°, wobei teilweise Entmischung stattfindet, die beim Auftauen nicht wieder zurückgeht. Aus reinem Nitroglyzerin hergestelltes D. ist unbegrenzt haltbar, es läßt sich durch einen glühenden Körper und durch eine Flamme entzünden und verbrennt mehr oder weniger schnell, ohne zu explodieren. Werden große Mengen D. entzündet, so brennt ein Teil ab, der große Rest wird dabei aber so stark erhitzt, daß er explodiert. Auch eine Dynamitpatrone explodiert, wenn man sie auf eine heiße Metallplatte legt. (Um D. zu zerstören, legt man es in einzelnen Teilen in Form einer Wurst aus, übergießt es mit Petroleum und zünd et es an; es verbrennt dann völlig harmlos.) Schon bei 40° verliert D. beim Liegen an der Luft bedeutende Mengen Nitroglyzerin, und bei 70° verflüchtigt sich dies vollständig in 100 Stunden. Langsam erhitzt, explodiert D. bei 180°, schnell erhitzt bei 230°. Es explodiert auch zwischen Stahl flächen durch eine Schlagarbeit von 0,75 kgm, im gefrornen Zustand von 1 kgm. Die Explosion wird wesentlich beeinflußt durch die Schlagflächen. Zwischen Stein und Stein explodiert D. seltener, zwischen Holz und Holz gar nicht. Zunächst explodiert durch Schlag nur der getroffene Teil, doch kann sich dessen Explosion auf das Ganze fortsetzen, je nach der Unterlage, den Mengenverhältnissen und der Möglichkeit der Fortpflanzung der Vibration. Wird von zwei Patronen auf einem eisernen Träger die eine zur Explosion gebracht, so explodiert die andre simultan mit. Unter gewöhnlichen Verhältnissen vertragen Dynamitpatronen und noch mehr ganze Kisten sehr rohe Behandlung, weil die weiche Masse bedeutende Schläge ohne Schaden aufnimmt. Gewehrschüsse führen Explosionen erst auf Entfernungen von 60 Schritt herbei. Gefrornes D. ist weniger empfindlich und auf gewöhnliche Weise nicht zur Explosion zu bringen, nur beim Zerbrechen oder Zerschlagen ist einige Vorsicht notwendig. Konzentriertes Licht kann das Nitroglyzerin zersetzen und auch Explosion herbeiführen. Durch Blitzschlag sind wiederholt Magazine in die Luft geflogen. Wasser treibt das Nitroglyzerin aus der Kieselgur allmählich aus, unter Wasser muß D. in Blechbüchsen oder Kautschuksäcken angewendet werden. An feuchter Luft nimmt gutes D. an einem Tage höchstens 0,25 Proz. Wasser auf. Statt der Kieselgur hat man auch andre aufsaugende Stoffe angewendet, doch hat nur kohlensaure Magnesia einige Bedeutung erlangt. Müllers Wetterdynamit besteht aus 10 Teilen 77proz. Kieselgurdynamit und 7 Teilen kristallisierter Soda; er soll einen Mantel von Wasserdampf um die Explosionsgase bilden und dadurch schlagende Wetter nicht zünden, doch ist seine Arbeitswirkung erheblich herabgemindert. Wichtiger sind die Dynamite, die statt der Kieselgur Stoffe enthalten, die sich an der Explosivwirkung beteiligen, wie Salpetersäuresalze, Schwefel, Chlorsäuresalze, Holzmehl, nitriertes Holz etc. Zu diesen sehr zahlreichen Dynamiten gehören z. B. Rhexit, Vigorit, Ammoniakdynamit, Karbodynamit, Schießwolldynamite etc. Letztere sind durch die Gelatinedynamite (s. Sprenggelatine) verdrängt worden. Weiteres und Literatur s. Explosivstoffe und Sprengen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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