Dryden

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Dryden (spr. draid'n), John, engl. Dichter, geb. 9. Aug. 1631 zu Oldwinckte in der Grafschaft Northampton aus streng puritanischer Familie, erhielt seine Bildung zu Westminster und Cambridge und lebte dann in London, wo er 1. Mai 1700 starb. Nachdem er Cromwell in den »Heroic stanzas« (1658) verherrlicht, begrüßte er 1660 Karl II. mit dem Gedicht »Astraea redux«. Aber mit diesem König kam für die Poesie keine goldene Zeit. Nur die wieder auferweckte Bühne versprach Lohn und Auszeichnung, und so warf sich D. mit allem Eifer auf das Drama. Später diente er der Regierung durch politische Satiren und behandelte auch religiöse Tagesfragen. Mit der Thronbesteigung Jakobs II. hielt er es für angezeigt, zur römischen Kirche überzutreten. Er ward Poet-laureate und Historiograph des Königs und bezog eine Pension, verlor aber alles dies durch die Revolution von 1688 und geriet in Not In seinen letzten Jahren war er Englands größte kritische Autorität. Bestattet ward er in der Westminsterabtei. D. war mehr Kritiker als Dichter, und die Vorreden und kritischen Aufsätze, die seinen Dramen vorgedruckt wurden, sind oft wertvoller als diese selbst (vgl. »Essays of D.«, hrsg. von Ker, Oxford 1900, 2 Bde.). Seine ersten Dramen (»The Indian queen«, 1663; »The Indian emperor«, 1665; »Secret love, or the maiden queen«, 1668; »The conquest of Granada«, 1672) nannte er heroische Tragödien und verlegte ihren Schwerpunkt in Liebesintrigen und Heldentaten, verbunden mit Geistererscheinungen und Schlachtengetümmel. Er wollte darin die französisch-klassische Tragödie mit dem romantischen Drama Shakespeares vereinen (vgl. Holzhausen, Drydens heroisches Drama, in Kölbings »Englischen Studien«, Bd. 13, 15 u. 16, Leipz. 1889–92). Diese durch zierlich gereimte Verse ausgestatteten Spektakelstücke fanden viel Beifall, obwohl sie der Herzog von Buckingham durch die witzige dramatische Satire »The rehearsal«, die 1671 im Drurylane-Theater ausgeführt wurde, verspottete. D. schlug dann einen zweiten Weg ein, der auf einen natürlichern Klassizismus hinausführte: er entsagte dem Reim, strebte nach Wahrheit der Charaktere und nach einfacher, ruhiger Handlung. Hierher gehört schon die Tragödie »Aurengzebe« (1675), entschiedener »All for love« (1678, eine Bearbeitung von Shakespeares »Anthony and Cleopatra«), »Oedipus« (1678) und »The duke of Guise« (1682). Am höchsten steht D. in »Don Sebastian« (1690). Er schrieb im ganzen 27 Stücke, sowohl tragischen als komischen Inhalts. Nachdem er in einem kunstvoll gearbeiteten Gedicht: »Annus mirabilis« (1667), die Ereignisse des Jahres 1666 beschrieben, gab er 1681 u. d. T.: »Absolom and Achitophel« eine politische Satire über den Aufstand des Herzogs von Monmouth heraus. Ihr Erfolg spornte ihn zu ähnlichen Arbeiten an, z. B. »The medal« (1681), gleichsam Fortsetzung der vorigen, einer Satire gegen Shaftesbury. Den Angriff seines Nebenbuhlers Shadwell fertigte D. mit einer andern Satire ab: »Mac Flecknoe« (1682). Seine »Religio laici« (1684) ist ein Lehrgedicht, das die englische Kirche gegen die Dissenters verteidigen soll. Die erste Frucht seines Übertritts zum Katholizismus war »The hind and the panther« (1687), eine Allegorie, in der unter dem Bilde der milchweißen verfolgten Hindin die römische Kirche zu verstehen ist. In seine letzten Jahre fallen Übersetzungen des Juvenal und Persius (1693), des Vergil (1697) sowie seine trefflichen »Fables, ancient and modern« (1700) mit dem berühmten »Alexander's feast, or the power of music« (von Händel 1725 komponiert, von Ramler 1770 übersetzt), einer der mächtigsten Oden in englischer Sprache. Drydens gesammelte Werke erschienen in zahlreichen Ausgaben, zuerst als »Miscellaneous works« London 1702–1709 in 6 Bdn.; seine »Plays« gesondert 1725 in 6 Bdn., seine »Poems and translations« 1743 in 2. Bdn. Eine gute Gesamtausgabe besorgte W. Scott (mit Noten und dem Leben des Dichters, 1808, 18 Bde., 2. Aufl. 1821; revidiert von Saintsbury, 1883–89, 14 Bde.); seine »Poetical works« gaben heraus Todd (mit Noten von Warton, 1812, 4 Bde.), Gilfillan (Edinb. 1855, 2 Bde.), Christie für die »Globe edition«, mit Lebensbeschreibung (Lond. 1870, 1 Bd.), Bell (das. 1871, 5 Bde.). Vgl. S. Johnson in den »Lives of the English poets« (beste Ausg. 1854) und Saintsbury, John D. (Lond. 1881); ferner Hartmann, Einfluß Molières auf D. (1887); Panzner, D. als Übersetzer altklassischer Dichtungen (Bresl. 1887); Ott, Verhältnis von D. zu Molière (1888); Weselmann, D. als Kritiker (1893); C. G. Collins, Dryden's dramatic theory and praxis (Leipz. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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