Droysen

Droysen

Droysen, 1) Johann Gustav, deutscher Geschichtschreiber, geb. 6. Juli 1808 in Treptow an der Rega, gest. 19. Juni 1884 in Berlin, studierte in Berlin, ward dort 1829 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster, 1833 Privatdozent und 1835 außerordentlicher Professor. 1840 als Ordinarius nach Kiel berufen, wirkte D. eifrig für die deutsche Sache in den Herzogtümern. Er verfaßte die Kieler Adresse (1844), nahm teil an der Schrift der neun Kieler Professoren über das »Staats- und Erbrecht des Herzogtums Schleswig« (Kiel 1846) und schrieb mit Professor Samwer die »Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik« (1. u. 2. Aufl., Hamb. 1850). Von der provisorischen Regierung der Herzogtümer als Vertrauensmann an den Bundestag nach Frankfurt gesandt und später in die Nationalversammlung gewählt, nahm er, ein eifriges Glied der Gagernschen Partei und Schriftführer des Verfassungsausschusses, dessen Verhandlungen er (Leipz. 1849) veröffentlichte, bis Mai 1849 an den Beratungen teil. 1851 nach Jena berufen, gründete er dort das historische Seminar, folgte aber 1859 einem Rufe nach Berlin. Ungewöhnliche Vielseitigkeit, staunenswerte Schaffenskraft und glänzende Formgewandtheit kommen in seinen zahlreichen Schriften zum Ausdruck. Zuerst wurde er als geschmackvoller Übersetzer des Äschylos (Berl. 1832, 2 Bde.; 4. Aufl. 1884) und des Aristophanes (das. 1836–38, 3 Bde.; 3. Aufl. 1880, 2 Bde.) bekannt. Ferner schrieb er: »Geschichte Alexanders d. Gr.« (Berl. 1833; 4. Aufl., Gotha 1892) und »Geschichte des Hellenismus« (Hamb. 1836–43, 2 Bde.; 2. Aufl., Gotha 1877); »Vorlesungen über das Zeitalter der Freiheitskriege« (Kiel 1846, 2 Tle.; 2. Aufl., Gotha 1886); »Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg«, eine meisterhafte Biographie (Berl. 1851, 10. Aufl. 1890). Sein Hauptwerk ist die bis 1756 reichende »Geschichte der preußischen Politik« (Leipz. 1855–85, 5 Abteilungen in 14 Bänden, die ersten 7 bereits in 2. Auflage), eine umfassend angelegte, meist auf unbenutzten Archivalien beruhende Darstellung der Entwickelung Preußens. Kleinere Arbeiten sind zusammengefaßt in den »Abhandlungen zur neuern Geschichte« (Leipz. 1876) und »Kleinen Schriften zur alten Geschichte« (das. 1893–94, 2 Bde.). Auch schrieb er: »Grundriß der Historik« (Leipz. 1867, 3. Aufl. 1882). Vgl. M. Duncker, Johann Gustav D., ein Nachruf (Berl. 1885).

2) Gustav, Geschichtschreiber, Sohn des vorigen, geb. 10. April 1838 in Berlin, studierte in Jena, Berlin und Göttingen Geschichte, habilitierte sich 1864 in Halle, wurde Ostern 1869 außerordentlicher Professor in Göttingen und 1872 ordentlicher Professor in Halle. D. schrieb außer zahlreichen Spezialarbeiten über Ereignisse des 16. und 17. Jahrh. in den »Forschungen zur deutschen Geschichte«, der »Zeitschrift für preußische Geschichte« und dem »Archiv für sächsische Geschichte«: »Albrechts I. Bemühungen um die Nachfolge im Reich« (Leipz. 1862); »Arlanibaeus, Godofredus Abelinus sive scriptorum de Gustavi Adolfi expeditione princeps« (Berl. 1864); »Gustav Adolf« (Leipz. 1869–70, 2 Bde.); »Herzog Bernhard von Weimar« (das. 1885, 2 Bde.) und »Das Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs« (in der Onckenschen Sammlung, Berl. 1888–93). Auch gab er »Schriftstücke von Gustav Adolf, zumeist an evangelische Fürsten Deutschlands« (Stockh. 1877) und einen »Allgemeinen historischen Handatlas« (Bielef. 1885) heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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