Drüsen [1]

Drüsen [1]

Drüsen (Glandulae) sind Organe zur Absonderung eines meist flüssigen, seltener festen Stoffes im tierischen oder pflanzlichen Körper. Im einfachsten Falle besteht eine Drüse aus einer einzigen Zelle (z. B. viele Hautdrüsen niederer Tiere) und ergießt ihre Absonderung (Sekret) direkt nach außen; gewöhnlich vereinigen sich jedoch viele Drüsenzellen zu einer gemeinschaftlichen Masse und münden in einen besondern Kanal (Ausführungsgang, ductus). Die zellige Auskleidung des Kanals (Drüsenepithel) setzt sich einerseits auf die äußere Haut oder eine Schleimhaut, anderseits in die Drüse fort, so daß sie als Einstülpung und Umwandlung der betreffenden Haut erscheint. Nach ihrer Form werden die D. unterschieden in schlauchförmige oder tubulöse, wenn sie aus Schläuchen bestehen (Labdrüsen des Magens, Schweißdrüsen), u. traubenförmige oder acinöse, wenn sie wie die Beeren einer Traube an dem oft verzweigten Ausführungsgang sitzen. Die erweiterten blinden Enden der Drüsenschläuche werden als Follikel (acini) bezeichnet. – Im Wirbeltierkörper bilden die größern D. meist rundliche Massen, in denen die absondernden Teile äußerst dicht zusammengelagert, in Bindegewebe eingehüllt und von Gefäßen und Nerven dicht umsponnen sind. Sie erhalten so bei geringem Umfang eine enorme Oberfläche für die Absonderung. (So wird z. B. von den menschlichen Nieren in 24 Stunden oft eine Harnmenge abgeschieden, die an Gewicht die Nieren um das 40–50fache übertrifft.) Die D. werden von Blutgefäßen versorgt und besitzen besondere Drüsennerven. Die Ausführungsgänge oder auch die D. selbst haben häufig noch einen Überzug von Muskelfasern zur Auspressung des Inhalts (z. B. Giftdrüsen der Schlangen). Die Blutgefäßdrüsen (Blutdrüsen, Milz-, Lymphdrüsen etc.) haben keinen Ausführungsgang (daher unechte D.) und sondern keine Flüssigkeit ab, liefern aber Lymphzellen zum Eintritt in die Blutbahn. Somit sind sie eigentlich keine D., sondern umgewandelte Abschnitte der Gefäße, zeigen aber in ihrem Bau große Ähnlichkeit mit den echten D. Ebensowenig gehören die sogen. Keimdrüsen, die Samenfäden und Eier liefern, also Hoden und Eierstock, hierher. Über die Tätigkeit der D. s. Absonderung. Die D. unterliegen leicht entzündlichen Prozessen mit Abszeßbildung. Chronische Entzündung zahlreicher D. bedingt die sogen. Drüsenkrankheit oder Skrofulose. Auch kommt Krebs in der Milchdrüse, Vorsteherdrüse, Leber, Niere etc. häufig vor. – Über D. der Pflanzen s. Absonderung.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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