Diest [2]

Diest [2]

Diest, 1) Otto von D.-Daber, deutscher Politiker, geb. 31. Juli 1821, gest. 29. Aug. 1901 auf dem ihm seit 1861 gehörigen Gut Daber in Pommern, wurde Jurist und kam 1851 als Landrat nach Elberfeld. Als solcher deckte er 1854 die Bestechungen auf, die sich die wohlhabende Bevölkerung zur Befreiung vom Militärdienst hatte zu schulden kommen lassen. Wegen heftiger Angriffe auf den Minister v. d. Heydt (s.d.) in eine Disziplinaruntersuchung verwickelt, aber freigesprochen, nahm er 1860 den Abschied aus dem Staatsdienste. Den 1863 an ihn ergangenen Ruf als Regierungspräsident nach Stettin lehnte er ab. 1870 kämpfte er als Rittmeister mit und erhielt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Als konservatives Mitglied des Abgeordnetenhauses kam D. 1868 mit Bismarck wegen des Hannoverschen Provinzialfonds in Konflikt; später, besonders seit Ende 1874, richtete er, durch v. Wedemeyer (gest. 25. Nov. 1875) unterstützt, die schwersten Angriffe gegen den Kanzler wegen der ihm staatsgefährlich erscheinenden Verbindung mit der Hochfinanz, insbes. mit Bleichröder, und bekämpfte die Korruption des Gründertums; den Anlaß dazu gab die Errichtung der Preußischen Zentral-Bodenkredit-Aktiengesellschaft (vgl. Deklaranten). Wegen Beleidigung Bismarcks ward er 1877 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. In diesem Kampfe gegen Bismarck schrieb D. unter anderm die Broschüren: »Geldmacht und Sozialismus« (Berl. 1874), »Der sittliche Boden im Staatsleben« (das. 1876), »Drei Monate Gefängnis« (Bern 1878), »Bismarck und Bleichröder« (Münch. 1897), »Berichtigung von Unwahrheiten etc. in den Erinnerungen des Fürsten Bismarck und deutsches Rechtsbewußtsein« (Zürich 1899). Vgl. »Otto von D.-Daber, Lebensbild eines mutigen Patrioten, zu seinem achtzigsten Geburtstage« (Berl. 1901).

2) Gustav von, preuß. Beamter, Bruder des vorigen, geb. 16. Aug. 1826 in Posen, wurde 1856 Oberpräsidialrat in Koblenz. Seit 1860 Landrat des Kreises Wetzlar, wurde D im Juni 1866 Zivilkommissar für die von der Mainarmee besetzten Gebiete zunächst in Kassel, dann in Frankfurt a. M. und später in Wiesbaden. 1867 zum Regierungspräsidenten in Wiesbaden ernannt, ging er 1869 in gleicher Eigenschaft nach Danzig und 1876 nach Merseburg, wo er gegenwärtig lebt, nachdem er 31. Okt. 1894 aus dem Staatsdienst geschieden war. 1867–73 gehörte D. dem Reichstag an. Von Wiesbaden aus stand er in nahem Verkehr mit Kaiser Wilhelm I. während dessen Aufenthalt in Ems und veröffentlichte: »Meine Erinnerungen an Kaiser Wilhelm den Großen« (Berl. 1898). Außerdem schrieb D.: »Meine Erlebnisse im Jahre 1848 und die Stellung des Staatsministers v. Bodelschwingh vor und an dem 18. März 1848« (Berl. 1898); Bodelschwingh war sein Onkel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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