Deutsche freisinnige Partei

Deutsche freisinnige Partei

Deutsche freisinnige Partei, die am 5. März 1884 durch die Verschmelzung (Fusion) der deutschen Fortschrittspartei (s.d.) und der Liberalen Vereinigung (Sezessionisten) des Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses begründete Partei in Deutsch land. Das 1884er Programm forderte zur Befestigung der nationalen Einigung Deutschlands in Treue gegen den Kaiser und auf dem verfassungsmäßigen Boden des Bundesstaates namentlich: ein verantwortliches Reichsministerium, einjährige Finanzperioden, geheimes und allgemeines direktes Wahlrecht, Wahl- und Redefreiheit, Religionsfreiheit, Hebung der arbeitenden Klassen, ebenso Bekämpfung des Staatssozialismus, der Fesselung des Erwerbs- und Verkehrslebens, der Monopole sowie der Zoll- und Wirtschaftspolitik im Dienst von Sonderinteressen. Weiter wurden verlangt volle Durchführung der allgemeinen Dienstpflicht bei möglichster Abkürzung der Dienstzeit und Feststellung der Friedenspräsenzstärke innerhalb jeder Legislaturperiode. Die neue Partei (67 Mitglieder) bildete ein Zentralkomitee unter dem Vorsitz des Abgeordneten v. Stauffenberg; an die Spitze des geschäftsführenden Ausschusses trat Eugen Richter. Die Partei zählte seit 1890 im Reichstag 66, im preußischen Landtag 29 Mitglieder. Als sich bei der Beratung der neuen Militärvorlage im Reichstag 1893 (s. Huene) 19 ehemalige Sezessionisten einer Verständigung mit der Regierung geneigt zeigten, wurden sie 6. Mai von den übrigen 48 Mitgliedern ausgeschlossen, die sich unter Richters Führung »Freisinnige Volkspartei« (s.d.) nannten, während die Gemäßigten die »Freisinnige Vereinigung« bildeten. Beide Fraktionen erlitten bei den Neuwahlen 1893 und 1898 für den Reichstag und den Landtag große Verluste. In den Wahlen vom 16. Juni 1903 vermochten beide keinen einzigen Sitz sofort zu erobern; erst die Stichwahlen vom 25. Juni verschafften ihnen 21+9 Plätze. Vgl. Karte »Reichstagswahlen«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Deutsche freisinnige Partei — Deutsche freisinnige Partei, durch die Vereinigung (1884) der Fortschrittspartei und der Liberalen Vereinigung (Sezessionisten) gebildete polit. Partei, die sich 1893 in die Freisinnige Volkspartei und in die gemäßigtere Freisinnige Vereinigung… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Deutsche Freisinnige Partei — Die Freisinninge Gruppe im Reichstag, 1889 Die Deutsche Freisinnige Partei (auch Deutsch freisinnige Partei, DFP) war eine liberale Partei während des Deutschen Kaiserreichs. Sie bestand von 1884 bis 1893 …   Deutsch Wikipedia

  • Freisinnige Partei — Freisinnige Partei, Freisinnige Vereinigung und Freisinnige Volkspartei, s. Deutsche freisinnige Partei …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Deutsch-freisinnige Partei — Die Freisinninge Gruppe im Reichstag, 1889 Die Deutsche Freisinnige Partei (auch Deutsch freisinnige Partei oder DFP) war eine liberale Partei während des Deutschen Kaiserreichs. Sie bestand von 1884 bis 1893. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Freisinnige Volkspartei — Freisinnige Volkspartei, politische Partei im Deutschen Reich und in Preußen, bildete sich im Mai 1893 unter der Führung Eugen Richters, nachdem sich die Deutsche freisinnige Partei (s.d., Bd. 4, S. 690) aufgelöst hatte, weil Richters Antrag, die …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Deutsche Fortschrittspartei — Deutsche Fortschrittspartei, s. Deutsche freisinnige Partei und Fortschrittspartei …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Deutsche Kaiserzeit — Deutsches Reich 1871–1918 …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Parteien — Inhaltsverzeichnis 1 Parteien in Parlamenten 1.1 Parteien in den Landtagen 2 An Wahlen teilnehmende Parteien 2.1 Bundestagswahl 2005 2.2 Bundes und Landtagswahlen der letzten 6 Jahre …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Revolution 1848/49 — Jubelnde Revolutionäre nach Barrikadenkämpfen am 18. März 1848 in Berlin Als Deutsche Revolution von 1848/49 – bezogen auf die erste Revolutionsphase des Jahres 1848 auch Märzrevolution – wird das revolutionäre Geschehen bezeichnet, das sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Partei — (v. lat. pars, »Teil«), im Rechtsleben Bezeichnung für denjenigen, der als streitender Teil, sei es in der Parteirolle des Klägers oder des Beklagten, vor Gericht auftritt; dann im öffentlichen und namentlich im politischen Leben die zur… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”