Delitzsch [2]

Delitzsch [2]

Delitzsch, 1) Franz, lutherischer Theolog, besonders als Exeget und Hebraist ausgezeichnet, geb. 23. Febr. 1813 in Leipzig, gest. daselbst 4. März 1890, habilitierte sich 1842 in seiner Vaterstadt, wurde 1846 ordentlicher Professor der Theologie in Rostock, 1850 in Erlangen, 1867 in Leipzig. Seine ersten Arbeiten galten der jüdisch-rabbinischen Literatur: »Zur Geschichte der jüdischen Poesie vom Abschluß der heiligen Schriften des Alten Testaments bis auf die neueste Zeit« (Leipz. 1836); »Wissenschaft, Kunst und Judentum« (Grimma 1838); »Anekdota zur Geschichte der mittelalterlichen Scholastik unter Juden und Moslemen« (Leipz. 1841). In spätern Jahren diente ihm diese Kenntnis des Judentums besonders zu erfolgreicher Förderung der Judenmission, wovon nicht nur Schriften, wie »Jesus und Hillel, mit Rücksicht auf Renan und Geiger verglichen« (3. Aufl., Erlang. 1879) und »Ernste Fragen an die Gebildeten jüdischer Religion« (2. Aufl., das. 1890), sondern auch seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Hebräische (1877, 11. Aufl. 1891, besorgt von Dalman; seitdem nur unveränderte Neudrucke), vor allem aber die Gründung des Institutum Judaicum zu Leipzig (1886, nach Delitzsch' Tode Delitzschianum benannt) Zeugnis ablegen. Die Ergebnisse seiner exegetischen Arbeiten legte er, sie fortwährend vertiefend, vor in den Kommentaren zu Habakuk (Leipz. 1843), zur Genesis (5. Aufl. 1887), zum Psalter (5. Aufl. 1894), zu Hiob (2. Aufl., das. 1876), Jesaias (4. Aufl., das. 1889; engl., Lond. 1891–92, 2 Bde.), zu den Sprüchen Salomonis (Leipz. 1873), zum Hohenlied und Prediger (das. 1875) und zum Hebräerbrief (1857). Von seinen übrigen teils wissenschaftlichen, teils apologetischen Arbeiten mögen erwähnt sein: »Die biblisch-prophetische Theologie« (Leipz. 1845); »Vier Bücher von der Kirche« (Dresd. 1847); »Neue Untersuchungen über Entstehung und Anlage der kanonischen Evangelien« (Leipz. 1853, Teil 1); »System der biblischen Psychologie« (2. Aufl., das. 1861); »Physiologie und Musik in ihrer Bedeutung für die Grammatik, besonders die hebräische« (das. 1868); »System der christlichen Apologetik« (das. 1869); »Jüdisch-arabische Poesien aus vormuhammedanischer Zeit« (das. 1874); »Messianische Weissagungen in geschichtlicher Folge« (2. Aufl., Berl. 1899; engl., New York 1891). Mit der modernen kritischen Theologie setzte er sich in der Schrift: »Der tiefe Graben zwischen alter und moderner Theologie« (Leipz. 1888) auseinander. Große Verbreitung fanden seine erbaulichen und populären Schriften, besonders »Das Sakrament des wahren Leibes und Blutes Christi« (7. Aufl., Leipz. 1886); »Philemon oder von der christlichen Freundschaft« (2. Aufl., Stuttg. 1858); »Handwerkerleben zur Zeit Jesu« (3. Aufl., Erlang. 1878); »Ein Tag in Kapernaum« (3. Aufl., Leipz. 1886); »Durch Krankheit zur Genesung« (das. 1873) u. a.

2) Friedrich, Assyriolog, Sohn des vorigen, geb. 3. Sept. 1850, wurde 1877 Professor der semitischen Sprachen und der Assyriologie an der Universität Leipzig und ist seit 1893 in Breslau, seit 1899 in Berlin Professor und zugleich Direktor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen. Er veröffentlichte: »Studien über indogermanisch-semitische Wurzelverwandtschaft« (Leipz. 1873,2. Ausg. 1884); »Assyrische Studien« (das. 1874); »Assyrische Lesestücke« (4. Aufl., das. 1901); »Wo lag das Paradies?« (das. 1881); »The Hebrew language viewed in the light of Assyrian research« (Lond. 1883); »Die Sprache der Kossäer« (das. 1884); »Prolegomena eines neuen hebräisch-aramäischen Wörterbuchs zum Alten Testament« (das. 1886); »Assyrisches Wörterbuch zur gesamten bisher veröffentlichen Keilschriftliteratur« (das. 1887ff., 3 Lfgn.); »Assyrische Grammatik« (2. Aufl., Berl. 1903); »Assyrisches Handwörterbuch« (Leipz. 1896); »Die Entstehung des ältesten Schriftsystems oder der Ursprung der Keilschriftzeichen« (das. 1896); »Das Buch Hiob neu übersetzt und erklärt« (das. 1902). Im Verein mit Paul Haupt ist er Herausgeber der bis jetzt 17 Quartbände umfassenden »Assyriologischen Bibliothek« (Leipz. 1881ff.) und der »Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprachwissenschaft«, bisher vier Bände erschienen (das. 1889ff.). In weitern Kreisen wurde D. durch seine beiden, 1902 und 1903 gehaltenen Vorträge über »Babel und Bibel« bekannt, die in zahlreichen Auflagen erschienen und eine Reihe von Gegenschriften hervorriefen. – Sein Bruder Johannes D., geb. 1846 in Rostock, seit 1872 Dozent, später Professor an der theologischen Fakultät in Leipzig, gest. 3. Febr. 1876, schrieb: »Das Lehrsystem der römischen Kirche« (Gotha 1875, Bd. 1).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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