Decker [2]

Decker [2]

Decker, 1) (Dekker, Dekkar) Thomas, engl. Dramatiker, geb. um 1570 in London, gest. nach 1637, begann in den letzten Jahren der Königin Elisabeth für das Theater zu schreiben. Er wird zuerst im Tagebuch des Theateragenten Henslowe erwähnt, der ihm 20 Schilling lieh (1598) und dann eine Reihe Dramen abkaufte, darunter die Komödien »Shoemaker's holiday« und »Old Fortunatus, or the wishingcap« (gedruckt 1600; Neudruck von Scherer, Erlang. 1901). Mit Chettle und Haughton schrieb er die »Patient Grissel« (gedruckt 1603), mit Middleton »The honest whore« (1604 u. ö.). Ben Jonson verspottete ihn auf der Bühne in seinem »Poëtaster« (als Crispinus), was ihm D. in dem Stück »Satiromastix«, wenn auch schonend, heimzahlte (1602). Aber schon ein Jahr später verfaßte Ben Jonson mit D. gemeinsam eine Maske für die City zur Feier der Thronbesteigung Jakobs. D. hat auch manches ältere Stück umgeändert und erweitert, namentlich Marlowes »Faustus«. Als Prosaist machte er sich durch scharfe Sittenschilderungen bekannt, namentlich durch »The gull's hornbook, or fashions to please all sorts of gulls« (1609; neue Ausg., Bristol 1812), eine Bearbeitung von Dedekinds »Grobianus«. Unter der Regierung der Stuarts schrieb D. fleißig weiter, Tragödien und Tragikomödien, Moralitäten und Auszüge, Visionen und Huldigungsgedichte. Seine dramatischen Werke sind von Shepherd gesammelt (Lond. 1873, 4 Bde.), die »Miscellaneous works« von Grosart (Huth library, 5 Bde., mit Einleitung). Eine Auswahl bot Rhys in »Best plays of old dramatists« (Lond. 1888).

2) Jeremias de, niederländ. Dichter, geb. 1609 in Dordrecht, starb 1666 in Amsterdam, wo er als Kaufmann unverheiratet lebte. Seine Dichtungen zeichnen sich durch reine Sprache und kernigen Ausdruck aus, weniger durch Schwung und poetische Gedanken. Er übersetzte Buchanans »Baptistes« und in Reimversen »De klaagliederen van Jeremias«. Von seinen ursprünglichen Gedichten ist seine gefühlvolle häusliche Poesie und seine Sammlung kerniger EpigrammePuntdichten«) besonders zu rühmen. Die vollständigste Sammlung seiner Gedichte, die er selbst bescheiden »Rijm-oeffeningen« nannte, besorgte Brouerius van Nidek (Amsterd. 1726, 2 Bde.). Seine Biographie schrieb Jer. de Vries (1807).

3) Karl von, militärischer Schriftsteller, geb. 1780 in der Mark, gest. 26. Juni 1841, wurde 1800 Leutnant in der Artillerie, zeichnete sich 1807 bei Eylau aus, und nachdem er im Korps des Herzogs von Braunschweig-Öls, dann in englischem Dienst gestanden, nahm er als preußischer Hauptmann im Generalstab an den Feldzügen 1813/15, an den Schlachten von Dresden, Kulm, Leipzig ehrenvollen Anteil. Er wurde 1816 Dirigent im topographischen Bureau, 1817 Major und Lehrer an den höhern Militärbildungsanstalten und 1819 geadelt. Nachdem er 1829 eine Artilleriebrigade erhalten, nahm D. 1841 als Oberst den Abschied und wurde darauf Generalmajor. Er schrieb: »Die Artillerie für alle Waffen« (Berl. 1816, 3 Bde.) nebst »Ergänzungstaktik der Feldartillerie« (das. 1837); »Die Gefechtslehre der Kavallerie und reitenden Artillerie« (das. 1819); »Versuch einer Geschichte des Geschützwesens« (das. 1819, 2. Aufl. 1822); »Der kleine Krieg« (das. 1822, 4. Aufl. 1844); »Bonapartes Feldzug in Italien 1796 und 1797« (das. 1825); »Taktik der drei Waffen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie« (das. 1833–34, 2 Tle.; 3. Aufl. 1851–1854); »Generalstabswissenschaft« (das. 1830; neu bearbeitet von seinem Sohn, 1862); »Die Schlachten und Hauptgefechte des Siebenjährigen Krieges« (das. 1837); »Algerien und die dortige Kriegführung« (das. 1842). Mit Rühle v. Lilienstern begründete D. 1816 das »Militärwochenblatt«, und seit 1821 war er Mitherausgeber der »Militär-Literaturzeitung«. Unter dem Pseudonym Adalbert vom Thale schrieb D. auch mehrere Lustspiele.

4) Pierre de, belg. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 25. Jan. 1812 in Zele bei Dendermonde, gest. 5. Jan. 1891 in Brüssel, widmete sich, bei den Jesuiten erzogen, der Advokatenlaufbahn und erwarb sich als Mitherausgeber des »Journal des Flandres«, bez. Mitgründer der katholischen »Revue de B;u- xelles« (1837) sowie durch die Gedichtsammlung »Religion et amour« (1835–36, 2 Bde.) bald einen literarischen Ruf. In der Kammer, der er 1839–66 angehörte, sowie in den weitverbreiteten Broschüren »Du pétitionnementen faveur de la langue flamande« (1840), »De l'influence du clergéen Belgique« (1843), »Quinze aus 1830–1845« (7. Aufl. 1846), »L'esprit de parti et l'esprit national« (5. Aufl. 1852) etc. vertrat er gemäßigt-klerikale und flämenfreundliche Anschauungen mit großem Eifer. 1846 auf Grund seiner »Études historiques et critiques sur les monts-de-piétéen Belgique« (1844) in die belgische Akademie gewählt und 1855 zum Minister des Innern im gemäßigt-klerikalen Kabinett Vilain XIIII. (s.d.) ernannt, mußte er schon im Herbst 1857 infolge der Straßentumulte anläßlich des von ihm eingebrachten Gesetzes über die Organisation des Wohltätigkeits- und Stiftungswesens zurücktreten. Später an den berüchtigten Finanzoperationen von Langrand-Dumonceau (s.d.) beteiligt und Direktor der »Christlichen Bank«, ward er, nachdem seine Ernennung zum Gouverneur der Provinz Limburg (November 1871) einen Straßenkrawall in Brüssel und den Rücktritt des ultramontanen Ministeriums d'Anethan (s.d.) herbeigeführt hatte, in den Langrandschen Kriminalprozeß verwickelt, 1877 aber außer Verfolgung gesetzt. Später schrieb er noch: »Étude politique sur le vicomte Ch. Vilain XIIII« (Brüss. 1879); »Les missions catholiques« ' (das. 1879); »Henri Conscience« (das. 1885); »L'Eglise et l'ordre social chrétien« (Löwen 1887).


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