Cramer

Cramer

Cramer, 1) Gabriel, Mathematiker, geb. 31. Juli 1704 in Genf, gest. 4. Jan. 1752 zu Bagnoles in Languedoc, war Professor der Mathematik und Philosophie an der Akademie zu Genf. Sein Hauptwerk ist die »Introduction à l'analyse des lignes courbes algébriques« (Genf 1750, 4 Bde.). Er gab heraus die Werke von Johann Bernoulli (1742,4Bde.) und Jakob Bernoulli (1744, 2 Bde.) sowie den Briefwechsel zwischen Leibniz und Joh. Bernoulli (1745).

2) Johann Andreas, Kanzelredner und Kirchenliederdichter, geb. 27. Jan. 1723 zu Jöhstadt im sächsischen Erzgebirge, gest. 12. Juni 1788 in Kiel, ward 1748 Prediger zu Kröllwitz bei Magdeburg, 1750 Oberhofprediger in Quedlinburg, 1754 deutscher Hofprediger in Kopenhagen und 1765 zugleich Professor der Theologie daselbst. 1771 wurde C. Superintendent in Lübeck und 1774 erster Professor der Theologie, seit 1784 auch Kanzler und Kurator in Kiel. Er stiftete ein homiletisches Institut, gründete das erste Lehrerseminar für Schleswig-Holstein und gab den Herzogtümern einen verbesserten Katechismus und ein neues Gesangbuch. Am bekanntesten sind unter seinen Werken seine »Sämtlichen Gedichte« (Dessau u. Leipz. 1782, 3 Bde.) und seine »Hinterlassenen Gedichte« (Altona u. Leipz. 1791), woraus viele Lieder in die Gesangbücher übergegangen sind.

3) Karl Friedrich, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 7. März 1752 in Ouedlinburg, gest. 8. Dez. 1807 in Paris, studierte in Göttingen, wo er eine Zeitlang Mitglied des dortigen »Hains« oder »Bundes« war, wurde sodann Privatdozent an der Universität Kiel, 1775 außerordentlicher und 1780 ordentlicher Professor daselbst. Wegen seiner Sympathien für die französische Revolution 1794 entlassen, legte er in Paris eine Buchhandlung an, hatte jedoch mit der Unternehmung kein Glück und nährte sich lediglich durch schriftstellerische Arbeiten. C. schrieb: »Klopstock in Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa« (Hamb. 1777, 2 Bde.); »Klopstock. Er und über ihn« (6 Bde., s. Klopstock), Werke, die manches brauchbare Material zur Kenntnis Klopstocks enthalten, aber durch ihren geschmack- und maßlosen Enthusiasmus Anstoß erregten. Er übersetzte vieles aus dem Französischen und aus dem Deutschen ins Französische, z. B. Klopstocks »Hermannsschlacht«, Schillers »Jungfrau von Orléans« u. a. Auch für die Musik hat C. manches Gute geleistet; er redigierte 1789–98 das »Musikalische Magazin«, die »Polyhymnia« (Sammlung von Opern etc. berühmter Meister) und schrieb: »Kurze Übersicht der Geschichte der französischen Musik« (Berl. 1786). Launige Briefe aus seiner Jugendzeit sind in den »Briefen von und an Bürger« (hrsg. von Strodtmann, Berl. 1874) abgedruckt.

4) Karl Gottlob, einer der fruchtbarsten und seinerzeit gelesensten Romanschriftsteller, geb. 3. März 1758 in Pödelitz bei Freyburg a. U., gest. 17. Juni 1817 in Meiningen, widmete sich anfangs dem Forstfach, studierte später Theologie in Leipzig und Wittenberg, lebte ohne Anstellung in Weißenfels, dann zu Naumburg und seit 1795 als herzoglich sächsischer Forstrat und Lehrer an der Forstakademie zu Dreißigacker bei Meiningen. Auf sein erstes Werk: »Karl Saalfeld, oder Geschichte eines relegierten Studenten« (Leipz. 1782), ließ C. über 40 weitere Romane, Erzeugnisse einer lebhaften, aber rohen und schlüpfrigen Phantasie, folgen, von denen erwähnt werden mögen: »Leben und Meinungen Erasmus Schleichers, eines reisenden Mechanikus« (Leipz. 1789, 4 Bde.); »Der deutsche Alcibiades« (Hamb. 1790,4. Bde.); »Hasper a Spada« (Leipz. 1792–93, 2 Bde.); »Leben, Taten und Sittensprüche des lahmen Wachtelpeters« (das. 1794–96, 2 Bde.); »Leiden und Freuden des ehrlichen Jakob Luley, eines Märtyrers der Wahrheit« (das. 1797, 2 Bde.).

5) Johann Baptist, Klavierspieler und Komponist, geb. 24. Febr. 1771 in Mannheim als Sohn des Violinspielers Wilhelm C., gest. 16. April 1858 in Kensington bei London, kam in früher Jugend mit seinem Vater nach London und erhielt von demselben auch den ersten Unterricht in der Musik, war aber dann längere Zeit Schüler Clementis. Nach längern Reisen ließ er sich in London als Lehrer nieder. Von 1832 an lebte C. eine Reihe von Jahren in Paris, wandte sich aber gegen 1845 wieder nach London. Beethoven schätzte C. als Spieler ganz besonders hoch. Außer einer großen Anzahl von Sonaten, Konzerten, Duos etc. für Klavier und andern Werken für Kammermusik, die heute durchaus veraltet sind, hat er seinen Namen besonders berühmt gemacht durch seine 100 Etüden, Op. 50, die sich dauernd als unentbehrliches Bildungsmittel halten. Dieselben erschienen neuerdings in Auswahl mit wertvollen Anmerkungen von H. v. Bülow sowie in der Phrasierungsausgabe von H. Riemann und mit Anmerkungen Beethovens (aus Schindlers Nachlaß) von Shedlock (Lond. 1893).

6) John Anthony, Philolog, geb. 1793 zu Mitlödi in der Schweiz aus deutscher Familie, gest. 24. Aug. 1848 in Brighton, studierte in England und wurde 1822 Pfarrer zu Binsey in der Grafschaft Oxford, 1831 Orator der Universität in Oxford und 1812 Professor der neuern Geschichte daselbst. Von seinen Werken nennen wir: »Description of ancient Italy« (Lond. 1826, 2 Bde.); »Description of ancient Greece« (das. 1828, 3 Bde.); »Description of Asia Minor« (das. 1832, 2 Bde.); »Anecdota graeca e codicibus manuscriptis bibliothecarum Oxoniensium« (Oxford 1835–37, 4 Bde.); »Anecdota graeca e codicibus manuscriptis bibliothecae regiae Parisiensis« (das. 1839–41, 4 Bde.); »Catenae graecorum patrum in Novum Testamentum« (das. 1839 bis 1844, 8 Bde.); »Letter on study of modern history« (das. 1843).

7) Karl Eduard, Botaniker, geb. 4. März 1831 in Zürich, gest. daselbst 24. Nov. 1901, studierte in Zürich und Freiburg, habilitierte sich 1855 in Zürich, wurde 1861 Professor am dortigen Polytechnikum und schuf das pflanzenphysiologische Institut. 1880 wurde er Professor an der Universität und 1882 Direktor des botanischen Gartens. Er schrieb: »Pflanzenphysiologische Untersuchungen« (mit Nägeli, Zürich 1855–58,4 Hefte); »Untersuchungen über die Ceremiaceen« (das. 1863); »Bildungsabweichungen bei einigen wichtigen Pflanzenfamilien« (das. 1864); »Fossile Hölzer der arktischen Zone« (in Heers »Flora fossilis arctica«); auch arbeitete er über den Gitterrost der Birnbäume, über die geschlechtslose Vermehrung des Farnprothalliums, über die verticillierten Siphoneen, über Textilfasern etc.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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