Conti [2]

Conti [2]

Conti, Name jüngerer Nebenzweige des bourbon. Hauses Condé, von der kleinen Stadt C. bei Amiens hergenommen. Bemerkenswert sind:

1) François, Prinz von, zweiter Sohn Ludwigs I. von Bourbon, Prinzen von Condé, geb. 19. Aug. 1558, gest. 3. Aug. 1614 in Paris, ward protestantisch erzogen, trat aber in der Bartholomäusnacht zur katholischen Konfession über. Nach Heinrichs III. Ermordung schloß er sich an Heinrich IV. an und focht in der Schlacht bei Ivry mit Auszeichnung.

2) Louise Marguerite von Lothringen, Prinzessin von, Tochter des Herzogs Heinrich von Guise und der Katharina von Kleve, vermählte sich 1605 mit C. 1) und nach dessen Tode heimlich mit dem Marschall Bassompierre. Als dieser in die Bastille gesetzt ward, mußte sie sich auf ihre Güter zu Eu begeben, wo sie 30. April 1631 starb. Sie schrieb: »Histoire des amours du grand Alcandre«, d. h. Heinrichs IV. (Leiden 1663; Par. 1786, 2 Bde.).

3) Armand von Bourbon, Prinz von, geb. 11. Okt. 1629 in Paris, gest. 21. Febr. 1666, Sohn Heinrichs II. von Condé, Bruder des großen Condé, war wegen seines schwächlichen, mißgestalteten Körpers ursprünglich zum geistlichen Stand bestimmt und schon Inhaber mehrerer Pfründen, kämpfte aber in den Reihen der Fronde gegen den Hof, ward 1650 mit seinem Bruder und dem Herzog von Longueville verhaftet und erst 1651 wieder in Freiheit gesetzt. C. söhnte sich aber bald mit dem Hof aus und heiratete sogar Mazarins Nichte, Anna Maria Martinozzi. Im Kriege gegen Spanien 1654 mit einem Kommando betraut, eroberte er Villafranca und Puycerda, focht aber unglücklich im italienischen Feldzug von 1657. Er schrieb unter anderm einen gegen das Theater gerichteten »Traité de la comédie et des spectacles« (Par. 1667).

4) Louis Armand, Prinz von C., Graf von Pézenas, ältester Sohn des vorigen, geb. 4. April 1661, gest. kinderlos 5. Nov. 1685, vermählt mit Marie Anne von Bourbon, Mademoiselle de Blois, legitimierter Tochter Ludwigs XIV. von der Lavallière, kämpfte in Ungarn gegen die Türken und kehrte 1682 nach Paris zurück.

5) François Louis, Prinz von La Roche sur-Yon und C., jüngerer Bruder des vorigen, geb. 30. April 1664, gest. 22. Febr. 1709, begleitete jenen nach Ungarn und erwarb sich unter dem Marschall von Luxembourg in den niederländischen Feldzügen, namentlich bei Steenkerke, Fleurus und Neerwinden, solchen Ruhm, daß er nach Sobieskis Tode (27. Juni 1697) von einem Teil der polnischen Magnaten zum König von Polen gewählt wurde. Als er aber nach Polen kam, fand er den Thron schon durch August II. von Sachsen eingenommen. Er erhielt nach seiner Rückkehr das Gouvernement Languedoc und befehligte 1703 noch einmal in Italien.

6) Louis François, Prinz von, Enkel des vorigen, geb. 13. Aug. 1717, gest. 2. Aug. 1776, diente zuerst unter dem Marschall Belle-Isle gegen die Bayern, besetzte 1744 mit 20,000 Franzosen Piemont und gewann die Schlacht von Coni, machte 1745 den Feldzug in Deutschland und 1746 den in Flandern mit und ward 1749 Großprior des Malteserordens in Frankreich. Mit der Pompadour verfeindet, leitete er Ludwigs XV. geheime Diplomatie, die den Ministern völlig verborgen blieb und oft die offizielle Diplomatie bekämpfte, ward aber vom König schließlich im Stiche gelassen. Vgl. Boutaric, Correspondance secrète de Louis XV (Par. 1866, 2 Bde.); de Broglie, Le secret du Roi; Correspondance secrète de Louis XV (das. 1879, 2 Bde.).

7) Louis François José, Prinz von, einziger Sohn des vorigen, geb. 1. Sept. 1734, gest. 1814, bis zum Tode seines Vaters Graf de la Marche, kämpfte 1757 in Deutschland und unterstützte später die Parlamente gegen die Regierung. Während der Revolution vor das Revolutionstribunal gezogen, aber freigesprochen, wurde er erst nach dem 18. Fructidor 1797 verbannt. Er starb in Barcelona als der letzte Sproß des Hauses C., dessen Besitzungen an das Haus Condé fielen.

8) Amélie Gabrielle Stephanie Louise, Prinzessin von, Schriftstellerin, natürliche, später legitimierte Tochter von C. 6), geb. 30. Juni 1756, erzählte die Geschichte ihrer von den Verwandten erzwungenen unglücklichen Ehe mit einem gemeinen Menschen in einer kleinen Provinzialstadt in ihren »Mémoires historiques« (Par. 1798, 2 Bde.; deutsch, Lübeck 1809, 2 Bde.), die Goethe den Stoff zu der »Natürlichen Tochter« gaben. Vgl. C. Barthélemy, La princesse de C. d'après sa correspondance inédite (Par. 1875).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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