Coligny [2]

Coligny [2]

Coligny (spr. kollinji), 1) Gaspard von Châtillon, Herr von, Admiral von Frankreich, geb. 16. Febr. 1519 in Châtillon-sur-Loing, gest. 24. Aug. 1572, Sohn des Marschalls Gaspard von C. (1470 bis 1522), kam, 20 Jahre alt, an den Hof Franz' I., in dessen Kriegen gegen Karl V. er große Tapferkeit bewies. Heinrich II. ernannte ihn 1552 zum Generalobersten der Infanterie. Im selben Jahre machte er an des Königs Seite den Feldzug nach Lothringen mit und wurde zum Admiral von Frankreich ernannt. Der Sieg bei Renty 1554 vergrößerte seinen Ruhm. St.-Quentin fiel aber 1557 trotz der heldenmütigen Verteidigung Colignys in Feindeshand, C. selbst wurde gefangen und erst nach Zahlung eines hohen Lösegeldes freigelassen. Nach dem Tode des Königs Heinrich II., 1559, trat C. mit seinem Bruder d'Andelot (s. unten), der schon zum Calvinismus übergetreten war und C. zum gleichen Schritt bewog, an die Spitze der Hugenotten und eben damit in schroffen Gegensatz zu der Partei der Guisen. Als die Schlacht bei Dreux (1562), in der Condé, der Führer der Hugenotten, gefangen wurde, verloren ging, rettete C. die Trümmer des geschlagenen Heeres durch einen meisterhaften Rückzug. Mit dem von Condé abgeschlossenen Frieden von Amboise (1563) war C. nicht einverstanden. Gegen den Rat Colignys erneuerten die Hugenotten im September 1567 den Bürgerkrieg, in dem C. mit Condé und nach dessen Tod bei Jarnac (13. März 1569) allein die Hugenotten befehligte. Voll Gottvertrauen und Zuversicht in die Gerechtigkeit seinec Sache, führte er, obwohl vom Pariser Parlament geächtet, den Kampf unter den schwierigsten Verhältnissen fort. Er erlitt bei Moncontour (3. Okt. 1569) eine Niederlage, siegte aber im Juni 1570 bei Arnay-le-Duc in Burgund, worauf der für die Hugenotten günstige Friede von St.-Germain (8. Aug. 1570) geschlossen wurde. C. begab sich nun an den Hof und machte König Karl IX. den Vorschlag, die Niederlande im Kampf gegen Spanien zu unterstützen, teils um die spanische Macht zu schwächen, teils um dem König eine Gelegenheit zu verschaffen, durch die er sich von der ihn beherrschenden Königin-Mutter Katharina von Medici und der Guisenpartei frei machen könnte. Deshalb beschloß die um ihre Herrschaft besorgte Königin seinen Untergang und verband sich zu diesem Zweck mit den Guisen. C. wurde 22. Aug. 1572 auf offener Straße von einem gedungenen Meuchelmörder, Maurevert, durch einen Büchsenschuß verwundet. Der König versprach C. vollkommene Genugtuung. Aber die Königin-Mutter, die Rache Colignys und der Hugenotten fürchtend, brachke es dahin, daß der schwache König den Befehl zu der Metzelei der Bartholomäusnacht gab. C. war ihr erstes Opfer. Sein Leichnam wurde schändlich verstümmelt und auf Parlamentsurteil an den Galgen gehängt; erst 1599, als Colignys Andenken durch königliche Briefe wieder gereinigt war, wurde er zu Châtillon in der Gruft seiner Ahnen beigesetzt. Seine Tochter Louise vermählte sich 1583 mit dem Prinzen Wilhelm von Oranien und wurde die Mutter des Prinzen Friedrich Heinrich, Statthalters der Niederlande. C. war unstreitig einer der größten Männer seiner Zeit und insbes. als Organisator und in der militärischen Leitung schwierigster Verhältnisse ausgezeichnet. Vgl. Tessier, L'amiral C. (Par. 1873); Caraman-Chimay, Gaspard de C. d'après ses contemporains (das. 1873); Jules Delaborde, Gaspard de C. (das. 1879–82, 3 Bde.); Derselbe, Louise de C., princesse d'Orange (das. 1890, 2 Bde.); Bersier, C. avant les guerres de religion (das. 1884; deutsch, Basel 1885); E. Marcks, Gaspard von C. (Stuttg. 1892ff.). Die Korrespondenz Colignys veröffentlichte Bourquelot (Par. 1858). Der Briefwechsel seiner Tochter Louise, Prinzessin von Oranien, wurde 1887 von Marchegay herausgegeben.

2) Odet de C., genannt der Kardinal von Châtillon, älterer Bruder des vorigen, geb. 10. Juli 1517, gest. 14. Febr. 1571, ward 1530 Prior zu St.-Stephan, in Beaume, dann Kardinal und Erzbischof von Toulouse. Durch seinen Übertritt zur reformierten Kirche verlor er diese Würde und wurde 31. März 1563 exkommuniziert. C. verband sich ohne kirchliche Weihe mit Isabella Hauteville und trat öffentlich als Anführer der Hugenotten auf. 1568 erbat er von der Königin Elisabeth Geldunterstützungen für seine Partei. Vom Pariser. Parlament als Majestätsverbrecher aller Ehren und Ämter für verlustig erklärt, blieb er vorläufig in England. Im Begriff, nach Frankreich zurückzukehren, wurde er von seinem Diener vergiftet. Sein Leichnam ward in der Domkirche zu Canterbury beigesetzt. Vgl. Marlet, Le cardinal de C. (Par. 1884); Derselbe, Correspondance d'Odet de C., cardinal de Châtillon (das. 1885).

3) François de C., Herr von Andelot (Dandelot), Bruder der vorigen, geb. 18. April 1521, gest. 27. Mai 1569, kämpfte ruhmvoll in den Kriegen Heinrichs II. und ward an seines Bruders Gaspard Stelle 1555 Generaloberst der französischen Infanterie. Auf einer Reise in Deutschland für die Reformation gewonnen, ward er auf des Königs Befehl verhaftet und saß ein Jahr als Gefangener in Melun. Wieder frei, trat er als Verteidiger seiner Glaubensgenossen auf. 1562 warb er in Hessen ein Heer von 3306 Reitern und 4000 Landsknechten, mit dem er bei Dreux tapfer focht. Orléans verteidigte er gegen den Herzog von Guise. Nach der Schlacht bei Jarnac (1569) beschäftigt, in Saintonge ein neues Heer zu sammeln, starb er am Fieber.


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